Gegenwind zu Plänen der Staatsregierung
Wasserkraft an der Salzach - rentiert sich das? Sengl will sich „Kulturkampf“ verweigern
Die „kanalartige“ Salzach zwischen Bayern und Österreich wird gerade aufwändig renaturiert - passt da jetzt ein Wasserkraftwerk hinein? So will es Ministerpräsident Söder, aber die Kritik ist vielfältig und sie verstummt nicht. Wir waren bei einem Diskussionsabend in Fridolfing.
Fridolfing - Mit Zweifel und Misstrauen blickt Gisela Sengl auf den 10. Oktober des vorigen Jahres zurück. Da kamen an der Salzachbrücke in Tittmoning unter anderem Ministerpräsident Markus Söder, Landrat Siegfried Walch oder Stimmkreisabgeordnete Michaela Kaniber zusammen - einig für ein Wasserkraftwerk im Grenzfluss zwischen Bayern und Österreich. Von einem „Aufmarsch der CSU-Granden“ sprach die Grünen-Landtagsabgeordnete Sengl am Montagabend (15. Mai) in Pietling bei Fridolfing: „Ein Wasserkraftwerk auf Biegen und Brechen durchsetzen, diesen Kulturkampf machen wir nicht mit.“
Skeptisch war auf dem Podium im Gasthaus Gruber auch Georg Herrmannsdorfer. Der frühere Sachgebietsleiter Gewässerpflege im Traunsteiner Wasserwirtschaftamt meinte: „Keine Ahnung, wie Michaela Kaniber darauf kommt, mit dem Wasserkraftwerk könnte man 30.000 Haushalte versorgen.“ Herrmannsdorfer schätzt: An der Salzach bräuchte es eher vier Kraftwerke für diese Zahl. „Und es gibt ja noch nicht mal eine konkrete Planung.“ Alles was es gibt: Einen Grundsatzbeschluss des Kabinetts. Und eben jene Pressetermine mit Investoren wie im Herbst in Tittmoning
„Das Wasserkraftwerk rentiert sich nicht und richtet ökologisch zu viel Schaden an“, war sich Sengl sicher - kurz: „Die eingeplanten 20 Millionen Euro wären rausgeschmissenen Geld für so einen Schmarrn.“ Da sind zum einen die Abflussmengen der Salzach. „Von Oktober bis März ist es zu wenig Wasser, um die Turbinen zum Laufen zu bringen“, so Beate Rutkowski, Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz. Bei immer schneeärmeren Wintern wäre die Prognose noch schlechter. Zum anderen wird die Salzach gerade aufgeweitet und renaturiert. Ein Kraftwerk mit Aufstauung und Seitenverbauungen würde hier wieder negativ eingreifen.
Schon jetzt gilt der Grenzfluss mit seinen Auen als Schutzgebiet für Vögel und Amphibien. „Und das Funktionieren von Fischtreppen wurde noch immer nicht erwiesen“, so Rutkowski. Durch die bereits laufenden Renaturierungen an der Salzach könne man jetzt studieren, wie sich die Tier- und Pflanzenwelt dort neu entfaltet - „ähnlich wie in einem Nationalpark“, so Georg Herrmannsdorfer. Auf vier Kilometern nördlich von Tittmoning wurde das Ufer vom Wasserwirtschaftsamt rückgebaut. Der Fluss bekommt damit doppelt so viel Platz in der Breite. Österreich hat auf seiner Flussseite mit der Renaturierung schon vor Längerem begonnen.
Die Salzach ist der letzte große freifließende Alpenfluss in Bayern. „Da ist es besser, neue Wasserkrafttechnologien am Lech oder an der Isar zu testen, die schon jetzt sehr verbaut sind“, so Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Landtags-Grünen - und er schießt Richtung CSU-FW-Regierung: „Bei der Wasserkraft an der Salzach wären dann wir wieder schuld. Aber nur auf fünf Prozent aller staatlichen Gebäude gibt es Solaranlagen - da liegen die Hausaufgaben.“ Wind- und Sonnenenergie seien am günstigsten und auch am schnellsten umzusetzen.
xe


