Gericht verurteilt 25-Jährigen zu Haftstrafe
Zuerst „Spaß“ - dann 900 Euro erbeutet: Kuriose „Geldübergabe“ in Traunsteiner Tankstelle
„Bist Du schon mal überfallen worden?“: Immer wieder bekam der Mitarbeiter einer großen Traunsteiner Tankstelle diese Frage gestellt, bis für ihn aus Spaß Ernst wurde - auch das Amtsgericht machte nun ernst und verurteilte den „Kunden“ zu einer Gefängnisstrafe.
Traunstein - Als Mitarbeiter einer Tankstelle sei er diese Frage aus dem Bekanntenkreis gewohnt, aber an jenem 23. April 2023 war es dann doch irgendwie etwas anderes: „Der Kunde ist reingekommen, hat Pfandflaschen abgegeben und gefragt, ob ich hier schon mal überfallen wurde“, so der 22-jährige Angestellte einer großen Traunsteiner Tankstelle. „Er hat immer wieder gefragt, blieb dabei aber ganz ruhig, drum hab ich es für einen Witz gehalten.“ Jetzt ist es aber soweit, habe der Kunde dann gemeint - und machte Anspielungen, er habe womöglich etwas unter seinem Pullover versteckt.
Also holte der Angestellte vorsichtshalber 910 Euro aus der Kasse und legte sie auf den Tresen. „Wenn es nur ein Witz ist, wird er es nicht nehmen“, dachte der 22-Jährige. Doch tatsächlich griff der Kunde zu und ging. „Ab dem Zeitpunkt war ich nur noch baff.“ Jener Kunde, ein 25-jähriger Senegalese, stand wegen dieser Aktion am Dienstag (30. Januar) vor dem Traunsteiner Amtsgericht. Der gab das ganze im Wesentlichen zu - es sei aber tatsächlich nur Spaß gewesen: „Ich wollte ihn nicht ausrauben. Aber als er das Geld hingelegt hat, war ich so überrascht, dass ich es einfach genommen hab‘. Ich weiß nicht, was mich da geritten hat.“
Auch ein Video der Überwachungskamera wurde vor Gericht abgespielt. Ohne Ton und es ging für längere Zeit hin und her, aber ohne wildes Gestikulieren. „Da hat der Angeklagte die Situation ausgelotet“, vermutete Richterin Barbara Dallmayer. Wer der Verdächtige war, konnte die Kripo recht schnell ausfindig machen. Festgenommen hatten ihn die Beamten sechs Tage später bei einem Ladendiebstahl in München. Überhaupt: Der 25-Jährige ist vorbestraft und stand unter offener Bewährung.
Wegen räuberischer Erpressung verurteilte ihn das Amtsgericht jetzt zu zwei Jahren und drei Monaten Haft. Wegen seiner Drogensucht wird außerdem die Unterbringung in einer Entzugsanstalt angeordnet. Der Ansicht von Verteidiger Hannes Liedl, es habe sich nur um einen Diebstahl gehandelt - schließlich habe es weder einen Vorsatz, noch eine Bedrohung gegeben - folgte das Gericht nicht. Anfangs habe der Tankstellen-Mitarbeiter zwar keine Angst gehabt, so Richterin Dallmayer, aber irgendwann sei es „mehr Ernst, als Spaß“ gewesen: „Und es wurde so ernst, dass er das Geld hingelegt hat. Also muss er sich auch bedroht gefühlt haben.“
xe