Günther Hoffmanns Kunstwerk belebt leeres Schaufenster
„Ich will die Leute verzaubern“: Traunsteiner Traditionsgeschäft im Mini-Format nachgebaut
Die alte Messerschleiferei Liegl am Traunsteiner Kniebos ist inzwischen Geschichte, doch dank Günther Hoffmann kommt sie „posthum“ zu großer Ehre: Er hat das Geschäft im Kleinstformat nachgebaut - darin steckt es wieder voller Leben und sieht dabei täuschend echt aus.
Traunstein/Trostberg - Sauber aufgereiht liegen die Messer in der Auslage, der Verkaufsraum warm ausgeleuchtet und das Motto „Wer ‚a guate Schneid‘ braucht“ prangt zwischen bunten Geranien an den Fensterbänken: Genau so muss es in den besten Jahren der Messerschleiferei Liegl am Traunsteiner Kniebos ausgesehen haben - und diese Zeit hat Günther Hoffmann nun wieder aufleben lassen. Der Trostberger hat das inzwischen leerstehende Traditionsgeschäft im Miniaturformat nachgebaut, in einer kleinen Schublade, etwa 25 mal 25 Zentimeter groß und elf Zentimeter tief.
„Ich will die Leute damit verzaubern“, sagt Hoffmann beim Besuch von chiemgau24.de. „Kleine, realistische Welten“ in historischer Genauigkeit zu schaffen, das sei es, was ihm Spaß macht. Weit über hundert solcher Dioramen in Schubläden oder Zigarrenkisten hat der 59-Jährige schon erschaffen. Der Liegl-Nachbau ist aber der erste, der sich an einem Beispiel aus der Region orientiert. „Die Leute freuen sich, wenn sie Dinge von früher sehen, an die sie sich aus Kindheitstagen erinnern können.“
Als Vorlage dienten Fotos der Messerschleiferei aus dem Jahr 1956. In der Facebook-Gruppe „Historischer Chiemgau“ hat sie Günther Hoffmann entdeckt, in Zusammenarbeit mit Gruppengründer Christian Focke wurde das Projekt dann umgesetzt. Ungefähr zwei Wochen hat Hoffmann immer wieder daran gearbeitet. Die meisten der 30 Teile sind aus Holz, die allerkleinsten Stückchen kommen aus einem 3D-Drucker. Der Maßstab: 1 zu 20. Für die Fieselarbeit hat Hoffmann spezielle Brillen mit verschiedenen Lupenstärken, um auch die kleinsten Einzelheiten korrekt zu platzieren.
„Die kleinen Feinheiten sind bei sowas ganz wichtig. Es muss so realistisch und authentisch wie möglich sein“, sagt der Trostberger. Er ist ein Künstler, ein Tüftler und hat einen Blick für historische Details: Besonders stolz ist Günther Hoffmann, dass sein neuester Miniaturraum jetzt auch im Schaufenster der ehemaligen Messerschleiferei am Kniebos ausgestellt und nachts beleuchtet ist. „Ich bekomme immer wieder Selfies von den Leuten. An sowas hat jeder eine Freude, auch wenn man mit Kunst sonst nichts anfangen kann.“
Die Messerschleiferei wurde zuletzt von Franz Kraus geführt, der inzwischen auch verstorben ist. In den letzten Jahren machte das Schaufenster einen „immer kümmerlicheren Eindruck“, ist auch Günther Hoffmann der Meinung. Er selbst kann sich noch gut an die 1970er-Jahre zurückerinnern, als auch er in Traunstein wohnte und die Messer und Scheren in der Auslage bestaunte. Das Schild mit der „guaten Schneid“ hängt aber, in etwas abgewandelter Weise, noch immer an der Fassade. Und auch wenn das Leben im alten Laden mit der Hausnummer 5 erloschen ist: im rechten der beiden Schaufenster ist es im Miniaturformat wieder zurückgekehrt.
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