Mit über 140 Kilometern pro Stunde innerorts
Schleuser flieht in Burghausen vor Polizei und wird nach Unfall von Fahrzeug überrollt
Nach einer Kontrolle in Burghausen ist ein mutmaßlicher Schleuser mit Mitfahrern geflohen. Die Verfolgungsfahrt wurde durch das Abkommen des Autos von der Straße gestoppt. Auch im Kreis Traunstein war die Polizei gefordert.
Die Meldung im Wortlaut:
Traunstein/Burghausen - Am Montag und Dienstag (2. und 3. Oktober) hat die Bundespolizeiinspektion Freilassing fast 200 unerlaubte Einreisen und mehrere Schleusungen festgestellt. Ein Schleuser hat vor der Kontrolle in Burghausen Reißaus genommen und war über mehrere Kilometer geflohen. Die Bundespolizei ermittelt und sucht Zeugen.
Türkische Staatsangehörige ohne gültige Dokumente aufgegriffen
198 unerlaubte Einreisen und neun Schleusungen stellte die Bundespolizeiinspektion Freilassing am Montag und Dienstag fest. So sorgten beispielsweise am Montagvormittag gegen 10 Uhr zahlreiche Polizeiautos sowie ein Hubschrauber der Bundespolizei im östlichen Waldgebiet von Traunstein für Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Nach mehreren Bürgerhinweisen über fußläufige Personen bei Knappenfeld, Nähe Heilig-Geist-Brücke und Untersölln griffen Streifen der Bundes- und Landespolizei insgesamt 29 türkische Staatsangehörige ohne die erforderlichen Dokumente auf.
Im Zuge der Fahndung entdeckten die Beamten verbrannte türkische Reisepässe, Kleidung und Flaschen. An der Maria-Ward-Mädchenrealschule in Sparz richtete die Bundespolizei eine Sammelstelle und einen Hubschrauberlandeplatz ein. Die weitere Sachbearbeitung erfolgte dann bei der Bundespolizeiinspektion Freilassing.
Schleusungsfahrt in Burghausen - Verfolgungsfahrt endet nach Unfall
Eine neue Eskalationsstufe erreichte eine Schleusungsfahrt, die im Stadtgebiet von Burghausen begann und einen dramatischen Verlauf nahm. Am Dienstagmorgen, um 6.10 Uhr, stellte eine Streife der Bundespolizei ein Auto mit ungarischer Zulassung fest. Der Fahrzeuglenker wurde mittels Signal und Blaulicht zum Anhalten aufgefordert. Statt zu halten, gab der 25-jährige Türke Vollgas und beschleunigte innerhalb der geschlossenen Ortschaft auf bis zu 140 km/h.
Dabei ignorierte er auch mehrere rote Ampeln. Während der Flucht gefährdete der mutmaßliche Schleuser weitere Verkehrsteilnehmer durch rücksichtslose Überholmanöver. Auch scheute der Fahrer nicht davor zurück, mit stark überhöhter Geschwindigkeit eine Einbahnstraße gegen die Fahrtrichtung zu durchfahren.
Durch die riskanten Fahrmanöver kam das Auto auf der Staatsstraße 2357 von der Fahrbahn ab und prallte gegen eine Böschung. Unmittelbar darauf sprang der 25-jährige Fahrer aus dem Fahrzeug und fiel hin. Das hatte für ihn schwere Folgen: aufgrund der Neigung der Böschung bewegte sich das Fahrzeug rückwärts und überrollte den am Boden liegenden Schleuser. Erst nachdem das Fahrzeug mit einem Pfosten kollidierte, kam es schließlich auf einem Erdhaufen zum Stehen.
Die Geschleusten, drei türkische Staatsangehörige, darunter eine Frau, und ein Afghane, gaben später an, dass der Beifahrer aufgrund der Fahrweise versucht habe, aus dem Auto zu springen. Dies sei misslungen und das fahrende Auto hätte ihn einige Zeit mitgeschleift, wodurch sich die schweren Verletzungen erklären würden. Auch hätten die Mitfahrer mehrmals versucht, die Flucht zu beenden. Unter anderem durch den Griff zur Handbremse.
Noch während das Fahrzeug rückwärts rollte, seien sie dann aus dem Fahrzeug gesprungen. Eine 35-jährige Türkin erlitt dabei einen Schock. Sie wurde ebenfalls vom eintreffenden Rettungsdienst versorgt. Die restlichen Personen blieben unverletzt.
Mitfahrer ohne gültige Dokumente
Da die Mitfahrer nicht in Besitz Aufenthalts-legitimierender Dokumente waren, brachten die Einsatzkräfte die unverletzten Mitfahrer zum Bundespolizeirevier nach Mühldorf am Inn. Gegen sie besteht der Tatverdacht der unerlaubten Einreise und des unerlaubten Aufenthalts.
Den Fahrer erwartet eine Strafanzeige wegen des Einschleusens von Ausländern unter einer das Leben gefährdenden Behandlung, des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, des Fahrens ohne Fahrerlaubnis und die Verursachung einer schweren Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen. Er soll nach Entlassung aus dem Krankenhaus dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Mühldorf vorgeführt werden.
Nach bisherigem Stand der Ermittlungen wurden weder weitere Verkehrsteilnehmer noch eingesetzte Polizeikräfte verletzt. Das Schleuserfahrzeug wurde durch den Unfall stark beschädigt. Die Verkehrsunfallaufnahme führte die Polizeiinspektion Burghausen durch. Am Einsatz waren neben der Bundes- und Landespolizei auch Rettungswagen und Notärzte aus Burghausen, und Altötting, ein Rettungshubschrauber sowie die Freiwillige Feuerwehren aus Raitenhaslach und Dorfen beteiligt.
Zeugenaufruf:
Im Rahmen der Verfolgungsfahrt kam es möglicherweise zur Gefährdung von weiteren Verkehrsteilnehmern. Wenn Sie dies beobachtet haben oder davon betroffen waren, kontaktieren Sie bitte die Bundespolizeiinspektion Freilassing unter der Telefonnummer 08654 7706-0 oder per E-Mail an bpoli.freilassing@polizei.bund.de.
Pressemitteilung Bundespolizeiinspektion Freilassing