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„Unterirdische Preise“

40-Prozent-Einbruch: So schlecht geht es der heimischen Baubranche - Schuld hat Bürokratie?

Wärmebelastung am Arbeitsplatz
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Die Baubranche vor dem Ende (Symbol)

Bei der Jahreshauptversammlung der Bau-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land wurde die riesigen Probleme der Branche deutlich. Wie soll es weitergehen?

Traunstein – „Es herrscht ein harter Wettkampf mit unterirdischen Preisen, die nicht mehr selbstkostendeckend sind. Die Bautätigkeit ist um mehr als 40 Prozent zurückgegangen.“ Dieses düstere Fazit zog Thomas Maier, Obermeister der Bau-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land kürzlich bei der Jahreshauptversammlung der Innung in Traunstein. Das heimische Bau-Handwerk sieht sich demnach seit mehr als zwei Jahren großen Herausforderungen ausgesetzt, was sich im Berichtszeitraum auch in einer weiter zurückgehenden Mitgliederzahl auf 80 Mitglieder äußert. Vor vier Jahren lag die Zahl der Betriebe in der Innung noch um zehn Prozent höher.

Absage an Dumping-Preise

Die aktuellen Probleme erinnerten ihn sehr stark an die Situation rund um die Jahrtausendwende, erklärte Maier. Damals hätten sie zu einer massiven Bereinigung des Marktes geführt. Die Folge: „Viele etablierte Betriebe gibt es heute nicht mehr!“ Arbeiten unter Dumpingpreisen erteilte er eine grundsätzliche Absage, dies sei letztlich auch negativ für den Zusammenhalt in der Innung. Die Mitgliedsbetriebe der Bau-Innung seien ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region. Letzteres führte Maier auch anhand des Zahlenwerks für das vergangene Jahr aus: Die Jahresbauleistung der Mitgliedsbetriebe lag bei rund 270 Millionen Euro, die Lohnsumme bei 50 Millionen Euro.

Für das laufende Jahr rechnet der Obermeister mit deutlichen Rückgängen, was sich finanziell auch negativ auf die Innung auswirken werde. Dennoch stehe die Innung auf finanziell gesunden Beinen. Allerdings sei die Unsicherheit in der Branche groß, nicht zuletzt aufgrund fehlender politischer Maßnahmen zur Förderung der Bautätigkeit. Auch deshalb habe man sich Anfang des Jahres an den Demonstrationen von Landwirten und Handwerkern beteiligt, um ein Zeichen zu setzen. Von der Obermeistertagung in München sei ein klarer Forderungskatalog an die Politik erarbeitet worden, regional habe man zuletzt bei der Jahreshauptversammlung der Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land (Kreiha) die Forderung nach Technologieoffenheit und Baustoffneutralität an die beiden Landtagsabgeordneten Konrad Baur ( CSU) und Martin Brunnhuber (FW) weitergereicht.

Heimische Baufirmen müssen sich derzeit großen Herausforderungen stellen – und Besserung ist nicht in Sicht, warnte Thomas Maier, Obermeister der Bau-Innung, bei der Jahreshauptversammlung. Wittenzellner

Die gesetzlich festgelegten hohen Baustandards seien genauso investitionshemmend wie die hohen Zinsen, erklärte der Obermeister weiter. Harsche Kritik äußerte er zudem an der ausufernden Bürokratie, die gerade für kleine und mittelständische Betriebe nicht mehr zu schaffen sei und vermehrt zu Firmenschließungen führe. 30 Prozent der Baukosten seien auf bürokratische Regelungen zurückzuführen, so Maier.

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Forderung nach öffentlichen Aufträgen

Von der Schaffung des neuen Gebäudetyps „E“ mit geringeren Standards und damit einem kostengünstigeren Baupreis erhofft sich Maier eine Belebung der Bautätigkeit. Gleichzeitig fordert er mehr öffentliche Bauaufträge ein, an denen auch die heimischen Baubetriebe partizipieren könnten.

Auch seine Sorgen um den beruflichen Nachwuchs brachte Maier zum Ausdruck. So seien die Ausbildungsverträge zuletzt deutlich rückläufig gewesen. Die negative Entwicklung in der Nachwuchsgewinnung spiegle sich auch am Berufsschulstandort Freilassing wider. Die Innung will sich daher bei der Berufsinformationsmesse (BIM) engagieren, die Ende September mit einem neuen Konzept um Auszubildende im Handwerk wirbt.

Positiv äußerte sich Maier über die gute Zusammenarbeit der Innung mit der Geschäftsstelle der Kreiha und den ehrenamtlich in der Innung tätigen Mitgliedern.

Prüfungsvorsitzender Josef Valentiner ging bei der Jahreshauptversammlung auf die Zwischen- und Gesellenprüfung des vergangenen Jahres ein. 44 junge Menschen haben die Gesellenprüfung im Berichtszeitraum erfolgreich abgelegt.

Dagmar Sinzinger von der Kreiha legte anschließend die Jahresrechnung für 2023 vor, die einen noch positiven Trend zeigt, wenngleich sie auch die schwierige Situation am Bau widerspiegelt. Im Anschluss wurde auch der Jahresabschluss 2023 für das Berufsförderungswerk des Baugewerbes präsentiert und zur Abstimmung gestellt. Fortbildungskosten und inzwischen eingestellte Bildungsgutscheine für Mitarbeiter der Firmen sorgten für ein negatives Ergebnis. Dem positiven Votum der Rechnungsprüfer Ferdinand Brandl, Andreas Graßl und Robert Sax folgte die einstimmige Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung für beide Abschlüsse.

Auch die Haushaltspläne des laufenden Jahres der Bau-Innung sowie des Berufsförderungswerkes wurden trotz der sich verschlechternden Einnahmen durchgewunken. Einstimmig ins Ehrenamt wurden erneut die Rechnungsprüfer Brandl, Graßl und Sax gewählt.

Tarifabschluss sorgt für Unruhe

Thomas Schmid, Geschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen, berichtete über den Tarifabschluss des laufenden Jahres, der für viel Unruhe in der Branche sorgte und von vielen Betrieben als zu hoch empfunden wird. Daneben ging er auf Werbemaßnahmen für den Massivbau ein, der in hartem Wettbewerb zum Holzbau steht. Auch über die Mautpflicht für Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3,5 Tonnen wurde diskutiert. Das Modernisierungs- und Beschleunigungsprogramm 2030 der Bayerischen Staatsregierung war ebenso Thema. Die umfangreiche Liberalisierung des Vergaberechts auf Landesebene könnte für die heimischen Handwerker mehr Aufträge generieren, so Schmid. Dennoch brachte er seine Sorge zum Ausdruck, dass sich die wirtschaftliche Situation der Branche auch im kommenden Jahr nicht bessern wird.

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