„Auf unsere Bäuerinnen ist Verlass“
Landwirte sind „systemrelevant und Teil der Lösung“: So war der Kreisbauerntag in Törring
Beim BBV-Kreisbauerntag in Törring versammelten sich rund 700 Teilnehmer, darunter zahlreiche Ehrengäste, um über die Zukunft der Landwirtschaft zu diskutieren. Das waren die Höhepunkte der Veranstaltung.
Tittmoning – Einen weiteren Höhepunkt nach dem Abschluss der Festwoche „150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Törring“ setzte der vom Kreisverband Traunstein (BBV) veranstaltete Kreisbauerntag. Knapp 700 Zuhörer waren dazu ins Festzelt nach Törring gekommen, darunter zahlreiche Ehrengäste aus der Landes- und Lokalpolitik sowie aus der Wirtschaft, von Ämtern, Verbänden und landwirtschaftlichen Organisationen.
BBV-Vizepräsident Ely Eibisch aus Tirschenreuth in der Oberpfalz skizzierte Möglichkeiten und Erfordernisse, damit Bauernfamilien als tatkräftige Unterstützer einer zukunftsgewandten Neuordnung von Umwelt, Wirtschaft und Landwirtschaft mitwirken können. Sieben frischgebackene Landwirtschaftsmeister und drei -meisterinnen bekamen in einer feierlichen Ehrung ihr Abschlusszeugnis überreicht. Für den musikalischen Schliff der Veranstaltung sorgte die „Gspusi Musi“.
Gemeinsame Leistung
BBV-Kreisobmann Hans Steiner hob die „grandiose Gemeinschaftsleistung“ bei der Festorganisation hervor. Diese zeige auch, dass engagierte Landwirte und Bäuerinnen eine zentrale Rolle für das Funktionieren des sozialen und politischen Lebens in den Landgemeinden spielen. Den gesellschaftlichen Rückhalt hätten zu Jahresbeginn auch die Bauernproteste zusammen mit Handwerkern und weiteren Unterstützern aus dem Mittelstand gezeigt.
Landrat Siegfried Walch stellte die Bedeutung der Landwirtschaft für die hohe Qualität der Lebensmittelversorgung und Landschaftspflege heraus. Dies habe zuletzt der Regionaltag mit 12 000 Besuchern in Traunstein gezeigt: „Auf unsere Bäuerinnen ist bei der Organisation Verlass.“
Tittmonings Bürgermeister Andreas Bratzdrum und Obmann Bernhard Krautenbacher vom BBV-Ortsverband Kay-Törring stellten traditionell die Situation der Landwirtschaft in der einstigen „Kornkammer der Salzburger Fürsterzbischöfe“ vor.
Zahl der Betriebe hat sich halbiert
Mit 61 Prozent an der Gesamtfläche des Stadtgebiets Tittmoning von 72 Quadratkilometern liege der Anteil des landwirtschaftlichen Grunds knapp 20 Prozent über dem Durchschnitt im Landkreis. Gegenüber dem Jahr 1979 habe sich die Zahl der Betriebe insgesamt auf 133 (2020) halbiert, während die Ökobetriebe zuletzt mit 18,4 Prozent über dem Landkreisdurchschnitt (15,5 Prozent) lagen. Neben der Rinderzucht sei die Milchwirtschaft mit 4076 Kühen der wichtigste Erwerbszeig, der täglich acht Sammelwagen von vier Molkereien fülle.
Bratzdrum stellte den besonderen Wert der BBV-Projektwochen „Schule fürs Leben“ heraus. Diese zeigen Schulkindern auf dem Bauernhof oder in Molkereien die Erzeugung von Lebensmitteln und erneuerbarer Energie sowie die Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft für die Landschaftspflege und den Klimaschutz.
„Alte Themen hochpolitisch“
„Alle Themen sind inzwischen hochpolitisch und es gibt keine einfachen Lösungen mehr“, erklärte Michael Kaiser, der neue Chef des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Traunstein in seinem Grußwort. Anzuerkennen sei, dass Landwirtschaftsbetriebe aufgrund ihrer vielfältigen Aufgaben „systemrelevant und Teil der Lösung“ vieler Probleme seien.
Als besonders schwerwiegend sah Kaiser den beständigen Schwund landwirtschaftlicher Produktionsflächen an, dem ein rasanter Zuwachs bei Bau- und Infrastrukturflächen gegenüberstünden. Hier sei mehr auf Doppelnutzungen wie bei Agri-Photovoltaik-Anlagen zu achten.
BBV-Vizepräsident Ely Eibisch kritisierte ein Zuviel an Ideologie und zu wenig Pragmatismus im Politikbetrieb von Brüssel und Berlin. Das reiche von problematischen Schutzmaßnahmen für Fischotter, Biber und Wolf über den Vorrang von CO2-tauglicher Wiedervernässung von Mooren vor der Futter- und Nahrungsmittelproduktion bis hin zu untauglicher Förderpolitik für die nachhaltige Nutzung von erneuerbaren Energien. Als Beispiel nannte Eibisch das zeitweilige Abschalten von Wind- und Solarkraftanlagen, die fehlende Förderung für netzstabilisierende Speicher und untaugliche Ausschreibungen für Biogas-Subventionen, „die vielen Betreibern von Kleinanlagen den Garaus machen“.
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Obwohl die Landwirte nur zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen würden, hätte die Unterstützung der Bauernproteste durch breite Bevölkerungsschichten gezeigt, dass man gemeinsam und wirkungsvoll die Stimme gegen unsinnige Bürokratie und ein Verordnungsdickicht erheben könne, das die Arbeit erschwert.
Abhängig von Im porten
Zusammen mit der kritischen Vernichtung von Ackerflächen, so Eibisch, führe dies in Zukunft nur zur wachsenden Abhängigkeit von Importen. So stünde heute bereits einem Minus von sieben Millionen Schweinen in Deutschland aktuell ein Plus von neun Millionen Tieren in Spanien gegenüber. Gefordert sei ein klares Bekenntnis für die Forst- und Landwirtschaft in der EU- und Bundespolitik: „Der Landwirt ist der Beruf der Zukunft“. Ein eindrucksvolles Zeugnis, so Eibisch, für die Lösungsbereitschaft und den Einsatzwillen der Bauern zeige die aktuelle Aktion „Red Farmers“, bei der Landwirte Wasser-Güllefässer zur Notfallversorgung registrieren lassen können.
Erfolgreicher Abschluss
Für den erfolgreichen Abschluss ihrer Prüfung zum Landwirtschaftsmeister bzw. -meisterin wurden zehn Absolventen auf dem BBV-Kreisbauerntag in Törring mit einem Geschenk geehrt. Die Auszeichnung erhielten Anna Hörterer aus Schleching, Theresa Stitzl aus Altenmarkt und Martina Wastlhuber aus Knesing sowie Johannes Dandl aus Tacherting, Matthias Fenninger aus Wonneberg, Ludwig Maier aus Altenmarkt, Maximilian Neuhauser und Andreas Schröder aus Grabenstätt, Martin Lukas aus Altenmarkt und Andreas Perschl aus Palling.

