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Jahr- und Wochenmärkte

So monumental lebten die Römer: Sensationelle Funde in Seebruck zu sehen

Nachdem der zentrale Platz aus der Römerzeit am Leichenhaus nördlich des alten und neuen Rathauses entdeckt worden war, fanden hier 2019 Ausgrabungen statt.
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Nachdem der zentrale Platz aus der Römerzeit am Leichenhaus nördlich des alten und neuen Rathauses entdeckt worden war, fanden hier 2019 Ausgrabungen statt.

Gewaltige Tempel, riesige Jahr- und Wochenmärkte – in Seebruck war zu Römerzeiten ordentlich was los. Das fanden Archäologen erst vor Kurzem heraus. So spektakulär waren die Funde.

Seeon-Seebruck – Die archäologischen Ausgrabungen um die Baugrube des jetzigen neuen Rathauses in Seebruck haben 2018 und 2019 über 10 000 Kleinfunde aus längst vergangenen Zeiten, insbesondere aus der Römerzeit, ans Tageslicht befördert. Einige antike Funde können nun in einer Vitrine im Eingangsbereich des Rathauses bestaunt werden.

„Es freut mich, dass wir heute die neue Station des gemeindlichen Archäologischen Rundweges eröffnen können“, so Bürgermeister Martin Bartlweber bei der Einweihung im Beisein zahlreicher Ehrengäste, darunter der provinzialrömische Archäologe Dr. Bernd Steidl von der Archäologischen Staatssammlung in München (Leiter der Abteilung Römerzeit), Annette Marquard-Mois und Andrea Krammer vom Kooperationsprojekt Römerregion Chiemsee, Ortsheimatpfleger Hans Fenzl, Vertreter des Heimat- und Geschichtsvereins Bedaium und Gemeinderäte.

„Ein Schatz“ für die Jugend und Touristen

Es sei zwar nur ein kleiner Bruchteil der geborgenen, teilweise sehr bedeutenden Funde, die man unlängst bei einem Besuch im Landesamt für Denkmalpflege begutachten habe können, doch ein weiterer wichtiger Baustein, um die Orts- und Heimatgeschichte noch mehr nach außen zu tragen und die Leute für das Thema zu sensibilisieren. „Wir wollen vor allem auch die Jugend begeistern und den Touristen zeigen, was wir hier für einen Schatz haben“, betonte der Rathauschef und dankte Dr. Steidl für die große Unterstützung und gute Zusammenarbeit.

Ein Sonderlob verteilte Bartlweber an den Gemeindebediensteten und emsigen gemeindlichen Römerbeauftragten Matthias Ziereis, der nun neuer Leiter des Römermuseums in Seebruck ist.

Den Entschluss des Gemeinderates, das geborgene Fundmaterial an den Freistaat Bayern abzutreten, bezeichnete Steidl als „beste Lösung“. Die Funde seien in München sehr gut aufgehoben, würden dort von Experten restauriert, ausgewertet und dokumentiert und für die Nachwelt bewahrt. Auch eine Masterarbeit werde darüber an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) geschrieben.

120 mal 100 Meter großer Platz

Der Römer-Experte verwies zudem auf den im Zuge der Ausgrabungen entdeckten rund 120 Meter langen und 100 Meter breiten imposanten römischen Zentralplatz, auf dem die nun ausgestellten Funde größtenteils gemacht worden sind. Im Rahmen seiner mehrjährigen Forschungsarbeit ist Steidl zu der Überzeugung gelangt, dass am Standort der heutigen Pfarrkirche, bereits vor dem spätantiken Römerkastell, „eine monumentale römische Tempelanlage“ gestanden haben muss.

„Dieser Tempel ist 17 Meter im Quadrat groß gewesen und stand auf einem Mauerfundament, das 28 Meter im Quadrat maß“, verblüffte Steidl. Die vor dem Römermuseum befindlichen quaderförmigen Spolien, die 2020 vermessen wurden, würden noch heute davon zeugen.

„Die Vertreter der Römerstadt Salzburg, Bürgermeister mit großem Gefolge, sind jedes Jahr am 18. Oktober ihrem Lokalgott Bedaius zu Ehren, den sie von den Kelten übernommen hatten, nach Bedaium marschiert. Dieser enorme Menschenauflauf erklärt auch den großen Platz“, so Steidl.

Große Jahr- und Wochenmärkte

Vermutlich hätten dort auch große Jahr- und Wochenmärkte stattgefunden. Von einem regen Markttreiben zeugen nämlich die Funde wie Münzen aus Kupfer und Messing, Etiketten aus Bleiblech für Waren und Dienstleistungen mit Preis- und Händler-/Verkäuferangaben, der bronzene Fehlguss des Balkens mit Aufhängungsösen einer Schnellwage, Gewandspangen (Fibeln) aus Silber und Kupfer und zwei Nähnadeln aus Kupfer.

Die römischen Funde decken vor allem den Zeitraum vom 1. bis 3. Jahrhundert nach Christus ab. Bis dahin dürfte der Platz genutzt worden sein. Womöglich sei dieser schon von den keltischen Alaunen – die ihren Stammsitz in Stöffling hatten – geschaffen worden, so Steidl. Sie hätten ihren Wassergott Bedaius auch schon im Zentrum des heutigen Seebruck verehrt. Die Römer haben das keltische Heiligtum später dann zu der besagten monumentalen Tempelanlage ausgebaut.

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