Prozess um fürchterliche Taten im Berchtesgadener Land
Säugling bis zur geistigen Behinderung misshandelt? Zeugin: „Liebevolle Beziehung zum Kind“
Traunstein/Berchtesgadener Land – Solch brutale Fälle sind auch vor dem Landgericht äußerst selten: Ein 27-Jähriger aus dem Berchtesgadener Land ist ab Montag (9. September) angeklagt. Er soll einen Säugling im Alter von zwei und drei Monaten schwer verletzt haben - der Bub könnte dadurch sein Leben lang gezeichnet sein.
Update, 16.43 Uhr - Zeugin: „Liebevolle Beziehung zum Kind“
„Ich glaube, sie waren beide ein bisschen mit der Situation überfordert“, schätzte es jetzt der Großvater des misshandelten Säuglings ein. Auch die Familienpflegestation des Berchtesgadener Landes war einmal wöchentlich beim Angeklagten und seiner Ex-Freundin zu Besuch. „Um zu begleiten, zu unterstützen und um zu schauen, ob es der Mutter und dem Kind gut geht“, wie eine Mitarbeiterin der Familienpflegestation als Zeugin jetzt sagt.
Vom April bis Juni 2021, also ab der Geburt, war die Mitarbeiterin regelmäßig zu Besuch. Also auch genau in jener Zeit, in der die schlimmen Taten passiert sein müssen. Direkt in Schutz nimmt sie den Angeklagten nicht, aber sie sagt: „Er hatte eine liebevolle Beziehung zu dem Kind.“ Die Kindsmutter schätzt sie dagegen eher unzuverlässig und psychisch labil ein.
Wirkliche Hinweise auf eine Misshandlung konnte sie nicht erkennen. Das Baby habe über die meiste Zeit auch einen gepflegten Eindruck gemacht, genauso wie die Wohnung. Nur beim letzten Besuch, etwa zu der Zeit, als dem Säugling drei Rippen gebrochen wurden, habe es einen ungepflegteren Eindruck gemacht, wirkte einerseits schlapp, ließ sich andererseits aber auch schwerer beruhigen.
Gebrochene Rippen, bleibende Schäden an den Augen und eine geistige Behinderung nach minutenlangem Schütteln bis zur Bewusstlosigkeit – wer ist für die schlimmen Folgen verantwortlich, die dem damals gerade mal drei Monate alten Säugling angetan wurden? Der erste Verhandlungstag konnte noch keine Klarheit bringen. Der Angeklagte, 27 Jahre alt, weist die Schuld im Wesentlichen von sich. Am Mittwoch (11. September) wird die Verhandlung am Traunsteiner Landgericht fortgesetzt.
Update, 12.57 Uhr - Angeklagter (27) gibt sich unschuldig
Also, was ist passiert? Erklären kann sich der Angeklagte höchstens den zweiten Fall, den der drei gebrochenen Rippen beim Säugling. Beim Putzen habe er das Baby auf dem Arm gehabt, dann sei es ihm hinuntergerutscht. „Im Reflex hab ich es gepackt und ich hab irgendwas knacken gehört“, erklärt der 27-Jährige. Ob das Knacken aber bei ihm oder beim kleinen Buben war, könne er nicht sagen.
Auch all die schlimmen Verletzungen an bzw. in den Augen des Säuglings oder die Vorwürfe des Schädel-Hirn-Traumas kann sich der Mann nicht erklären. Laut der Vorsitzenden Richterin Christina Braune muss das Baby mindestens einmal minutenlang „bis über die Grenze der Bewusstlosigkeit“ geschüttelt worden sein. „Ich habe das Kind gesehen, wie mein eigenes. Ich war ja auch bei der Schwangerschaft dabei“, so der Angeklagte.
Von November 2020 bis Herbst vorigen Jahres war er mit der Mutter in einer Beziehung. Die Taten sollen im Mai und Juni 2021 passiert sein, als das Baby gerade mal rund drei Monate alt war. Obwohl er nicht der leibliche Vater ist, sei er es gewesen, der sich mehr um das Baby gekümmert habe: „Ich war rund um die Uhr da für den Kleinen. Sie hat das Kind eher auf mich abgeschoben.“
Inzwischen ist das Kind bei einer Pflegefamilie untergebracht, lässt Richterin Braune bereits durchblicken. Als erste Zeuginnen werden jetzt Mitarbeiterinnen der Familienpflegestation im Berchtesgadener Land erwartet. Sie standen in engerem Verhältnis zu den Eltern, weil die wohl keine Hebamme gefunden hatten.
Update, 11.42 Uhr – Baby im BGL durch Schläge geistige Behinderung zugefügt?
Die Vorwürfe klingen grauenvoll und werden jetzt mit Verlesung der Anklageschrift durch Staatsanwältin Franziska Mitterer bekannt. Der 27-jährige Angeklagte soll einen Säugling, der zu den Tatzeiten gerade mal zwei bis drei Monate alt war, schwer misshandelt haben. Er ist nicht der leibliche Vater des Buben. Die Taten sollen im Mai und Juni 2021 im nördlichen Berchtesgadener Land passiert sein.
„Mehrfach mit massiver Gewalt“ sei der Angeklagte gegen den Säugling vorgegangen. Die Folge: Ein Schädel-Hirn-Trauma und schwere Verletzungen der Augen. Durch die Verletzungen sei das Gehirn schwer geschädigt worden, jetzt habe das Kind eine geistige Behinderung und eine dauerhafte Sehschwäche auf beiden Augen.
Bei der zweiten Tat im Juni 2021 habe der 27-Jährige das Baby erneut schwer verletzt, „indem er mit erheblicher Gewalt auf seinen Brustkorb einwirkte“, so Staatsanwältin Mitterer. Beim Buben seien dadurch drei Rippen gebrochen. Dem Angeklagten werden Misshandlung von Schutzbefohlenen und schwerer Körperverletzung vorgeworfen.
Nun geht es in die Beweisaufnahme und der Angeklagte selbst kann sich äußern.
Vorbericht:
Es sind unvorstellbare Vorwürfe, die einem 27-Jährigen aus dem Berchtesgadener Land gemacht werden. Im Jahr 2021 soll er einem Säugling, der damals gerade mal zwei und drei Monate alt war, schwerste Verletzungen zugezogen haben. Der Mann lebte damals mit der Kindsmutter in einer Gemeinde im nördlichen Landkreis zusammen. Die Staatsanwaltschaft spricht davon, dass er mit „massiver Gewalt“ gegen den Buben vorgegangen sein soll.
Das Kind ist laut Staatsanwaltschaft durch die Taten jetzt geistig behindert und habe bleibende Augenschäden. Angeklagt ist der Mann wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und schwerer Körperverletzung. Der Prozess beginnt am Montag (9. September) ab 9.15 Uhr vor dem Traunsteiner Landgericht. Es sind drei weitere Verhandlungstage angesetzt, am 11., 18. und 23. September. BGLand24.de wird aktuell vom Prozess berichten. (xe)