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Grünen-Antrag für die zweite Nachthälfte

Laternen aus in Unterwössen? So überraschend war die Reaktion auf die Energiespar-Idee

Energie sparen und Insekten schützen: Die Grünenfraktion Unterwössen konnte sich mit ihrem Antrag, die Straßenbeleuchtung in der Gemeindezwischen 24 Uhr und 5.30 Uhr abzuschalten, nicht durchsetzen.
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Die Grünen wollten nachts die Laternen ausschalten

Lampen aus zur zweiten Nachthälfte in Unterwössen? Während seiner jüngsten Sitzung beschäftigte sich der Gemeinderat mit diesem Antrag der Grünen-Fraktion. So war die Reaktion.

von Bärbel von Dorp

Unterwössen – Lampen aus zwischen 24 Uhr und 5.30 Uhr – im Winter. So lautete der Vorschlag der Grünen, welche die Fraktion zur jüngsten Sitzung des Gemeinderates eingebracht hatte. Im Sommer sollten die Leuchten erst ab 1 Uhr gelöscht werden. Und: Überflüssige Laternen seien zu entfernen.

Ebenso forderte die Fraktion eine Teilnahme an der „Earth Night“ im September kommenden Jahres. Dabei soll ab 22 Uhr das gesamte Licht in der Gemeinde und bei den Bürgern reduziert werden. „Die Beleuchtung während der ganzen Nacht entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen von Energieeinsparung und Naturschutz“, begründete die Grünenfraktion ihren Antrag.

Zudem verbreiteten die gängigen Leuchten zu viel Streulicht, wodurch sich die Anwohner gestört fühlten. Ein weiteres Argument der Fraktion: Bund und Länder sehen die Eindämmung von Lichtquellen als wichtiges Ziel für den Insektenschutz.

Beleuchtung bei Gefahrenstellen vorgeschrieben

Unterwössens Geschäftsleiter Thomas Müllinger verlas als Antwort auf den Vorschlag der Grünen eine aktuelle Stellungnahme des Bayerischen Gemeindetages. Demnach hätten die Kommunen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung innerhalb des Ortes die Straßen zu beleuchten, ohne dass dazu allerdings eine Pflicht bestehe. Zwingend erforderlich sei allerdings die Beleuchtung der Verkehrsflächen, wenn konkrete Gefahrenstellen dies erforderten – zum Beispiel in Einmündungs- und Kreuzungsbereichen.

Auch das Elektrizitätswerk Unterwössen gab in diesem Zusammenhang eine Stellungnahme ab. Der Versorger wies darauf hin, dass die alten Straßenbeleuchtungen in den vergangenen Jahren durch energiesparende Leuchtmittel ersetzt worden seien. Deren Stromverbrauch betrage nur noch ein Viertel jener Lampen, die vor fünf Jahren im Einsatz gewesen seien. Die inzwischen eingesetzten LED-Leuchten konzentrierten den Lichtschein zudem zu 90 Prozent auf die Straße, und streuten damit weniger Helligkeit als deren Vorgänger.

Drei Millionen Euro in Energiesparmaßnahmen investiert

Weiter betonte Anton Döllerer vom Elektrizitätswerk Unterwössen in der Sitzung, dass technisch nur ganze Straßenzüge, teilweise mit Nebenstraßen, abgeschaltet werden könnten. Mit 100 neuen LED-Leuchten der Firma Siteco wäre eine zeitlich vorgegebene Reduzierung der Leistung auf 50 Prozent möglich, was eine Ersparnis von circa 5,50 Euro pro Leuchte bedeuten würde. Dazu müsse aber jede Lampe einzeln umprogrammiert werden, was wiederum Kosten von etwa 18 Euro je Leuchte verursache.

Noch ein weiteres Gegenargument hatte Döllerer: „Die Abstände der Leuchten betragen bei uns 80 Meter. Nach den geltenden Vorschriften müssten noch zwei weitere Beleuchtungen dazwischengeschaltet werden. Das heißt, unsere derzeitige Beleuchtung entspricht bereits einer dauerhaften Lichtreduzierung.“

Bürgermeister Ludwig Entfellner (CSU) bezeichnete ein Abschalten der Beleuchtung haftungsrechtlich in Bezug auf die Verkehrssicherungspflicht und bei Notfällen wie Feuerwehreinsätzen und Hochwasser als „sehr prekär“. Auch habe die Gemeinde in den vergangenen Jahren bereits drei Millionen Euro in Energiesparmaßnahmen, unter anderem in regenerative Energieträger, investiert.

„Romantisierende Schauveranstaltung“

Die beantragte totale Dunkelheit ab 22 Uhr einmal im Jahr bewertete Döllerer als „wirkungslosen Aktionismus“. Stattdessen sei der derzeitige Anstieg der Energiekosten für die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung wesentlich effektiver als „eine romantisierende Schauveranstaltung“.

Während der Grüne Bernd Katzbichler noch einmal die seiner Meinung nach nachgewiesenen Energieeinsparungen durch eine Verdunkelung betonte, stemmte sich die Mehrheit des Gremiums vor allem aus Sicherheitsgründen gegen diesen Vorschlag. So wies Claudia Schweinöster (UWW) auf das Sicherheitsbedürfnis der Bürger und die damit verbundene Fürsorgepflicht der Gemeinde hin. Auch Katharina Wagner (CSU) gestand: „Mein Gefühl von Sicherheit wäre stark beeinträchtigt.“

Rathauschef Entfellner bezeichnete die Sicherheit als „die absolute Nummer eins“, während der Zweite Bürgermeister Johannes Weber (CSU) hier eine Abwägungsentscheidung sah. Kein Argument war für Barthl Irlinger (OWG) der Insektenschutz: „Mensch sollte vor Tier gehen.“ Schließlich wurden beide Anträge mehrheitlich abgelehnt. Lediglich die Grünenfraktion stimmte dafür.

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