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Ein Energie-Mix als „Ideallösung“?

Studie zur Fernwärme: Erlstätts langer Weg zum Energiekonzept der Zukunft

Hackschnitzel aus der Region gelten als eine gute Möglichkeit einer nachhaltigen Energiegewinnung.
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Hackschnitzel aus der Region gelten als eine gute Möglichkeit einer nachhaltigen Energiegewinnung.

Auf Grundlage der Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie diskutierten Grabenstätter Gemeinderäte das Energiekonzept der Zukunft für Erlstätt.

Grabenstätt – Der Gemeinderat hat sich mit der Erörterung des Ergebnisses der Machbarkeitsstudie „Fernwärmeversorgung Ortsbereich Erlstätt“ beschäftigt. Der Vorstand des Regionalwerks Chiemgau-Rupertiwinkel gKU Michael Perkmann führte Handlungsoptionen für Erlstätt und den gesamten Gemeindebereich auf. Das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel ist ein Zusammenschluss von 31 Gemeinden und Städten in den Landkreisen Berchtesgadener Land, Traunstein, Altötting und Rosenheim. In diesem Rahmen möchte die Gemeinde Grabenstätt die Energiewende zukunftsfähig gestalten und erfolgreich vorantreiben.

Wirtschaftlichkeit muss passen

Die noch 2020 angedachte Erweiterung des Erdgasleitungsnetzes der Stadtwerke Traunstein für den Ort Erlstätt war von der Gemeinde Grabenstätt verworfen worden und so erteilte man 2022 dem Büro ing Kess GmbH den Auftrag für die besagte Machbarkeitsstudie. Das Ergebnis ist dem Gemeinderat im Sommer 2023 in nichtöffentlicher Sitzung vorgestellt worden. „Öffentlich diskutiert wurde das Thema noch nicht, weil sich in puncto Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und nicht zuletzt auch wegen der zurückliegenden energiepolitischen Entwicklungen große Fragezeichen ergeben hatten“, erklärte Bürgermeister Gerhard Wirnshofer (BG/FW).

Mit Verweis auf die Machbarkeitsstudie meinte er, dass der Aufbau einer zentralen Wärmeversorgung mit Nahwärmenetz für den Gemeindeteil Erlstätt „aus technischer Sicht grundsätzlich machbar“ wäre. Je nach Preismodell bestünde jedoch ein hohes Risiko, dass die Umsetzung bei abweichenden Rahmenparametern unwirtschaftlich würde. „Sinn und Zweck einer Fernwärmeversorgung und eines dafür zu gründenden Unternehmens kann es nicht sein, dieses über Jahre oder Jahrzehnte durch Gemeindemittel zu subventionieren“, stellte Wirnshofer klar.

Neben der Wirtschaftlichkeit spiele der Aspekt der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. So sei die nachhaltige und vollständige Brennstoffversorgung mit Hackschnitzeln aus der Region nur bedingt gesichert. Man benötige aber regionale Lieferanten, um CO2-Emissionen effektiv einzusparen. Eine „Ideallösung“ wäre laut Wirnshofer „ein Energiemix“, der aber auch viele Fragen aufwerfe.

Perkmann ging auf die Machbarkeitsstudie ein und stellte klar, dass im Grunde zwei Ausbauvarianten in Frage kämen, die sich in der Leistung und der Netzausdehnung unterscheiden. Beide Varianten unterlägen in puncto Wirtschaftlichkeit grundsätzlich den gleichen Kriterien. Diese werde von vielerlei Faktoren beeinflusst, insbesondere von der Leitungslänge, vom Netzverlust und von den Bestandsgebäuden, für die ein Anschluss möglicherweise vorgesehen sei. Egal, für welche Variante man sich entscheide, die Wirtschaftlichkeit müsse im Auge behalten werden. Die Wahl müsse auch auf ein adäquates Preismodell fallen. Preismodelle, welche wirtschaftlich betrachtet einen zukunftsorientierten Spielraum böten, stießen beim Endkunden aber oft nicht sofort auf Akzeptanz, so Perkmann.

Während die Preise für Erdgas, Heizöl und auch Holzpellets von 2021 bis 2022 enorm nach oben geschossen seien, sei die Preisentwicklung bei Hackschnitzeln „relativ konstant“ geblieben, berichtete Perkmann. Regionales Hackschnitzelgut sei derzeit zwar noch vorhanden, zur Wahrheit gehöre aber auch, dass es auf absehbare Zeit nicht so viel Holz gebe, um den Brennstoffbedarf vor Ort decken zu können. Schon heute werden nach Deutschland rund eine Million Kubikmeter Brennholz pro Jahr importiert. Eigentlich wird beim Verbrennen des erneuerbaren Brennstoffs Hackschnitzel nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie der Baum zu Lebzeiten im Holz gespeichert hat. Bei einer längeren Anlieferung gerät die CO2-Bilanz aber in erhebliche Schieflage.

Als ergänzende Erzeugungsvarianten für potentielle Fernwärme nannte Perkmann Biomasse, Oberflächennahe Geothermie, Biogas/Biomasse der Landwirte, Tiefen-Geothermie und den SOBOS-Wärmeverbund Südostbayern-Oberösterreich-Salzburg. Tiefen-Geothermie käme vor allem dann in Betracht, wenn womöglich in den kommenden Jahren anstehende Testbohrungen bei Traunstein/Nußdorf Erfolge zeigten. Oberflächennahe Geothermieanlagen (Grundwassersonden) könnten für den Betrieb einer zentralen Wärmepumpe eine sinnvolle Ergänzung sein, so Perkmann.

Gleichgültig, für welche Anlage oder Kombination man sich entscheidet, um die Wärme zu den Liegenschaften zu bringen, bedarf es eines Fernwärmenetzes, heißt es aus der Gemeindeverwaltung. Die Investitionskosten könnten aber erst im Rahmen einer konkreten Planung beziffert werden.

Sorgfältige Planung nötig

Zum Abschluss seines Vortrages ging Perkmann auf die Kommunale Wärmeplanung ein, für die Grabenstätt bereits einen Förderantrag gestellt hat. Auf Basis entsprechender Daten und Erhebungen soll eine Wärmewendestrategie entwickelt werden. Zunächst ist der Bestand zu analysieren, ehe Sanierungspotentiale herausgearbeitet werden. Anschließend wird ein Zielszenario aufgestellt, wie CO2-Neutralität erreicht werden kann.

In der letzten Phase werden Maßnahmen definiert und priorisiert. Erst dann könnten konkrete Umsetzungsmaßnahmen vorangetrieben werden.

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