„Zerschneidungen in wertvoller Landschaft“
Anlieger schlagen Alarm: Kritik an Plänen zur Ortsumfahrung nördlich von Seebruck
Pläne zu einer Ortsumgehung nördlich von Seebruck stoßen bei Anliegern auf Kritik. Mit einer Veranstaltung in Kooperation mit dem Bund Naturschutz wollen sie auf „gravierende landschaftliche Veränderungen“ durch einen Trassenbau aufmerksam machen.
Von: Arno Zandl
Seeon-Seebruck – Aufgrund der in Auftrag gegebenen Umweltverträglichkeitsprüfung des Straßenbauamts Traunstein ist es Matthias Untermayer vom Moierhof in Stöffling ein Anliegen, auf die Konsequenzen hinzuweisen, die eine Ortsumgehung nördlich von Seebruck nach sich ziehen würde. Untermayer hat als anliegender Landwirt und Eigentümer landwirtschaftlicher Grünflächen, die einer Ortsumgehung zum Opfer fallen würden, das persönliche Interesse, eine mögliche Ortsumfahrung im Bereich von Stöffling abzuwenden. Deshalb hat er einen Ordner angelegt, in dem er die Chronik zur geplanten Ortsumgehung sammelt.
„Gravierende Veränderungen“
„Im ersten integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept durch das Ingenieurbüro Schober in Freising vom September 2017 heißt es, „je weiter eine mögliche Variante von der Ortschaft Seebruck abrückt, umso gravierender sind die technischen Veränderungen, Überprägungen und Zerschneidungen in dieser wertvollen Landschaft. Am massivsten fällt dies bei den Varianten 5 und 4 aus.“ Diese Varianten hätten gravierende landschaftliche Veränderungen entlang des gesamten nördlichen Ortsrandes von Seebruck, im Flusstal der Alz sowie innerhalb des bislang unzerschnittenen Landschaftsraumes nördlich des Moorgebietes zur Folge, sagt Untermayer. Im Zuge der Planung zur Erneuerung der Alzbrücke, die Ende 2022 dem Verkehr frei gegeben wurde, sei es im Februar 2019 zu einem Aktenvermerk des Staatlichen Bauamts Traunstein in Absprache mit der Regierung von Oberbayern gekommen. Untermayer hat das entsprechende Schriftstück zur Hand, in dem es heißt: „Im 7. Ausbauplan für die Staatsstraßen ist neben der Erneuerung der Alzbrücke Seebruck auch eine Ortsumfahrung (OU) von Seebruck, welche die gesamte Ortsdurchfahrt von Seebruck vom Durchgangsverkehr entlasten soll, in der 2. Dringlichkeit enthalten. Angesichts des niedrigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses und der ökologischen Problemstellungen bestand Einigkeit, dass für dieses Projekt auch in Zukunft keine Realisierungsmöglichkeit besteht.“
Die Stöfflinger Grundanlieger Eva Brühl, Max Freiwang und Matthias Untermayer hatten im Frühjahr 2022 einen Termin im Straßenbauamt Traunstein, bei dem sie von Bernadette Wallner, Bereichsleitung Straßenbau Abteilung Planung, über den aktuellen Planungsstand informiert wurden. „Wallner sagte damals, dass am Ende der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eine Variante für die weitere Planung vorgeschlagen wird“, so Untermayer. Bei der Vorstellung der UVP im Winter 2023 sei im Hintergrund die Entscheidung für die weitere Planung und Trassierung durch die Regierung von Oberbayern bereits gelegt.
„Komplett aus der Zeit gefallene“ Ortsumgehung
Deshalb wollen die Stöfflinger Anlieger Brühl, Freiwang und Untermayer die ihrer Ansicht nach „komplett aus der Zeit gefallene“ Ortsumgehung erneut in das Bewusstsein der Bevölkerung rücken, sagt Landwirt Untermayer vom Moierhof in Stöffling. „Uns Anliegern geht es nicht nur um unsere guten landwirtschaftlichen Böden, sondern vor allem auch um das einmalige Alztal nördlich von Seebruck, das durch einen straßenbaulichen Eingriff schwer und unwiderbringlich geschädigt würde“, sagt der Landwirt vom Moierhof. Die drei Stöfflinger Grundstückseigentümer der Trasse 5 haben sich aufgrund der aktuellen Entwicklung an den Bund Naturschutz gewandt. Die Ortsgruppe Truchtlaching mit Vorsitzendem Richard Gruber und der Kreisvorsitzenden Beate Rutkowski laden interessierte Bürger zu einer Begehung der geplanten Ortsumfahrung Seebruck ein. Treffpunkt ist am Donnerstag, 5. Oktober, um 17.30 Uhr beim Moierhof in Stöffling 1, zwischen Truchtlaching und Seebruck.
Richard Gruber, Sprecher Bund Naturschutz der Ortsgruppe Truchtlaching sagt, dass sich der Bund Naturschutz solidarisch mit den Stöfflinger Anliegern zeigen wolle: „Die Stöfflinger Bürger sind wegen der möglichen Trassenführung zur Ortsumfahrung Seebruck aufgeschreckt und verunsichert.