Transporter für verwundete Soldaten
1754 Kilometer bis zur Front: So will Ukrainerin Valeriia vom Achental aus der Heimat helfen
Sie sind in Sicherheit im Achental, während in der Heimat der Krieg einfach weitergeht: Das will Valeriia aus Grassau nicht stehen lassen. Nun soll ein Transporter Hilfe für verwundete Soldaten direkt an die Front bringen.
Grassau/Unterwössen – In ihrer neuen Heimat auf Zeit im Achental sind inzwischen viele ukrainische Frauen und ihre Kinder angekommen. Dennoch lässt der Krieg sie nicht los. Engste Familienangehörige, Ehemänner und Väter befinden sich noch im Krisengebiet oder kämpfen an der Front. Mit einer Sammelaktion für Medizinbedarf wollen die ukrainischen Geflüchteten nun ihren Landsleuten zuhause helfen.
Initiiert hat dies die in Grassau lebende Valeriia zusammen mit ihrer Familie. Ihr Mann Ruslan aus Kiew arbeitet als Freiwilliger einer Hilfsorganisation, die medizinische Spenden sammelt. Nur ein kurzes Wiedersehen gab es für das Ehepaar bisher auf einer Durchreise in Italien. Gemeinsam mit seinem Kollegen Andrey, dessen Familie in Berlin wohnt, ist Ruslan mit einem alten Transporter unterwegs, um die Hilfsgüter direkt an die Front bringen. Ihren Auftrag können die beiden Ukrainer schriftlich belegen.
Zwei Vereine engagieren sich
Bereits im Vorfeld bat Valeriia die Sozialvereine „Integer“ in Grassau und den „Wössner Regenbogen“ um Hilfe und stieß dabei auf große Unterstützung. So wird in beiden Orten gesammelt, da der Bedarf an medizinischen Artikeln zur Versorgung Kranker und Verletzter groß ist. Ruslan ist sehr dankbar darüber, seine Familie hier in Sicherheit zu wissen.
Valeriia freut sich über die Hilfe des Vereins „Integer“, besonders durch die Vorsitzende Uta Grabmüller. Der Verein unterstützt beim Erlernen der deutschen Sprache, stellt Verbindungen zu anderen Geflüchteten her, organisiert gemeinsame Erlebnisse, die die Not zumindest für kurze Zeit in den Hintergrund treten lassen, und steht mit Rat und Tat zur Seite. Schon jetzt ist sie sich sicher, diese freundschaftlichen, fast familiären Beziehungen werden den Krieg weit überdauern.
„Durch den Ukraine-Krieg sind sehr viele Geflüchtete aus der Ukraine in Grassau“, berichtet Grabmüller. Rund 200 Menschen aus der Ukraine leben derzeit im Achental. Zum Teil gebe es Menschen, die sich wünschen, wieder in die Ukraine zurückzukehren. „Punktuell höre ich auch, ich will nie mehr zurück“, sagt die Vereinsvorsitzende.
Wunsch nach Hilfe an der Front
Während im Heimatland Krieg herrscht, sind die Probleme in Bayern teilweise banaler. Ganz akut mache vielen Flüchtlingen im Achental das Auslaufen des 9-Euro-Tickets zu schaffen, berichtet Grabmüller. So falle jede Fahrt zum Arzt oder aufs Amt gleich ins Geld.
Die Sorge um die Heimat ist bei den Geflüchteten sehr präsent. „Aus dem Kreis der Deutschlernenden hat sich der große Wunsch entwickelt, vor Ort zu unterstützen“, sagt Grabmüller. Daher bemühe man sich, den Transport zu unterstützen. Gar nicht so einfach, denn woher soll man als Laie wissen, was verwundete Soldaten an der Front am dringendsten brauchen? „Wir bemühen uns mit Unterstützung eines Arztes den medizinischen Bedarf einschätzen zu können“, sagt Grabmüller. Zum Teil brauche es auch spezielle Produkte, die bestellt werden müssen. „Hier sind wir auf Spenden angewiesen“, berichtet Grabmüller. Ich freue mich sehr über das positive Echo, das wir erleben.
Das wird benötigt
Dringend benötigt werden Hygieneartikel, Desinfektionstücher und -mittel, medizinische Artikel, wie zum Beispiel Handschuhe und Masken. Willkommen sind auch Medikamente, vor allem Schmerzmittel und Salben sowie Verbands- und OP-Materialien sowie unverderbliche Lebensmittel. Sammelstelle ist der „Wössner Regenbogen“ in der Hauptstraße 61, jeweils montags, mittwochs und freitags von 9 bis 11.30 Uhr sowie montags und donnerstags von 14.30 bis 17 Uhr.
In Grassau sammelt der Verein „Integer“ in der Bahnhofstraße 108 jeweils dienstags und donnerstags von 10 bis 14 Uhr.
Auch Apotheken oder Ärzte werden gebeten, entsprechendes Material abzugeben. Für die Anschaffung weiterer Hilfsgüter sind auch Geldspenden willkommen unter www.integer-grassau.de.
