Ministerin Michaela Kaniber in Ruhpolding
Forstberechtigte stehen „panischen Hamsterkäufen“ gelassen gegenüber
Die Forstrechte bestehen seit Jahrhunderten, teils noch aus dem Mittelalter. „Dass sie heute noch wichtig und anerkannt sind, verdanken wir auch dem Verband der Forstberechtigten im Chiemgau“, betonte die bayerische Ministerin Michaela Kaniber in ihrem Grußwort am Samstag, 4. März, bei der mit gut 200 Gästen sehr gut besuchten Jahresversammlung im Hotel Zur Post.
Ruhpolding – Der Verband zählt über Jahrzehnte gleichbleibend etwa 800 Mitglieder, davon rund 550 aus dem Landkreis Traunstein, 250 aus dem Berchtesgadener Land und wenige aus anderen Landkreisen, weil die Rechte auf dem Hof liegen und so vererbt werden. „Forstrechte sind aktueller denn je“, sagte Kaniber.
Versorgung ist gesichert
Das habe man erst im vergangenen Jahr gesehen, als Holz so gefragt wie selten zuvor war. Berichtet wurde in den Medien von „panischen Hamsterkäufen“, aber die Forstberechtigten konnten „ganz gelassen bleiben“, da ihre Versorgung dank der Holzbezugsrechte gesichert war. Der Chiemgau habe es wegen der hohen Zahl an Holzrechten – sowohl für Brenn- als auch Nutzholz - besonders gut, stellte die Ministerin fest. Allein im letzten Jahr habe der Forstbetrieb Ruhpolding 1578 Ster Brennholz und 7846 Festmeter Nutzholz an die Berechtigten abgegeben. Diese stabile Holzversorgung bedeute vor allem Sicherheit.
Lob für gutes Miteinander
Als Forstministerin und als Vorsitzende des Aufsichtsrates der Bayerischen Staatsforsten gehe es ihr vor allem um ein gutes Miteinander, eine Kommunikation auf Augenhöhe und eine dem Klimawandel angepasste Weiterentwicklung der Forstrechte.
„Ein gutes Miteinander bringt die besten Lösungen“, so Kaniber und freute sich in dem Zusammenhang auch über den Besuch der Grünen-Landtagsabgeordneten Gisela Sengl. Auch wenn man nicht immer einer Meinung bei allen wichtigen Fragen sei, „können wir auch Künftiges gemeinsam anpacken und zum Besten für alle Beteiligten lösen“, sagte die Ministerin.
Anpassung an Weidezeiten
Ein schönes Beispiel sei die Anpassung der Weidezeiten, denn der Klimawandel bedrohe die Stabilität unserer Schutzwälder und die Almwirtschaft, so die Ministerin.
Nur verständlich sei, dass viele Landwirte in diesen Jahren früh ihr Vieh auftreiben wollen, um die Almen zu pflegen. Dagegen könne allerdings der Rechtstitel der Berechtigungsalm oder das Forstrechtegesetz stehen
Weiderecht bereinigen
Dagegen anzugehen, gebe es mit Flexibilität gute Möglichkeiten, zum Beispiel durch eine vollständige Weiderechtsbereinigung, geschehen auf der Mordau- und der Lattenbergalm im Berchtesgadener Land, berichtete Kaniber.
215 Hektar Schutzwald wurden hier von Beweidung freigestellt, im Gegenzug eine Lichtweide vergrößert und ein kleiner Teil der Waldweidefläche erhalten, um dem Vieh Schutz bei extremer Witterung zu geben. Auch wenn ihr, Kaniber, bewusst sei, dass eine Trennung von Wald und Weide oft Zeit brauche, halte sie das langfristig für den „Königsweg“.
Hohes Lob zollte die Ministerin wie auch Landrat Siegfried Walch bei seiner Begrüßung der Geschäftsführerin und stellvertretenden Vorsitzenden des Verbandes, Maria Stöberl, die sich um alle Belange der Forstberechtigten sehr engagiert kümmere. (Über ihren Jahresbericht berichten wir gesondert).