Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Mutter dreier kleiner Kinder totgestochen

Urteil zu Mord an der Ex in Mühldorf: „Alles entwickelte sich auf dramatisches Ende hin“

Der Angeklagte vor Gericht.
+
Der Angeklagte vor Gericht mit seinem Verteidiger Jörg Zürner.

Am 14. August 2022 musste eine Mühldorferin ihr Leben lassen, rund 30 Mal fuhr ein Messer in ihren Körper - war es ihr Ex-Partner, der zustach? Am heutigen Montag wird am Traunsteiner Landgericht ein Urteil zu dem Fall erwartet.

Update, 16.53 Uhr - „Keine Rechtfertigung für diese Tat“ - Urteil gefallen

Das Urteil ist gesprochen und das Traunsteiner Landgericht bleibt vergleichsweise hart: mit zwölf Jahren und sechs Monaten Haft liegt man genau auf der Linie der Staatsanwaltschaft. In den Augen des Vorsitzenden Richters Volker Ziegler waren die tödlichen Messerstiche des 34-jährigen Mühldorfers auch kein Totschlag, sondern Mord. Wegen seiner Alkohol- und Drogensucht muss er über anderthalb Jahre außerdem in einer Entzugsanstalt verbringen.
  
„Es gibt keinen Grund, keine Rechtfertigung für diese Tat. Die Getötete hat dem Angeklagten keinen Anlass gegeben“, stellte Ziegler fest. Die Beziehung zwischen dem Angeklagten und der 35-jährigen Frau sei von Trennungen geprägt gewesen, auch die Polizei sei schon einmal hinzugezogen worden. Dann habe sie den Angeklagten doch wieder an sich herangelassen, die Frau sei aber wegen der drei Kinder und den Finanzen vor weiteren schwierigen Problemen gestanden. „Und dann hat sich alles auf ein dramatisches Ende hinentwickelt“, so der Richter.
  
Mit rund drei Promille Alkohol im Blut sei der 34-jährige Mühldorfer am 14. August 2022 vor der Wohnung seiner Ex-Partnerin aufgetaucht. Dann sah er auch noch einen anderen Mann auf ihrem Balkon und als man ins Gespräch kam, stach der Angeklagte rund 25 Mal zu. Auch im Herz oder im Hals wurde die Frau getroffen, trotz Not-Operation war der Blutverlust zu groß. „Die Getötete hatte in dieser Situation keine Chance“, stellte Richter Ziegler fest. Die Frau hinterließ drei kleine Kinder, das jüngste ist heute erst fünf Jahre alt.
  
Die Nebenklagevertreter forderten eine lebenslange Haft, die Verteidigung sah in der Tat keinen Mord, sondern einen Totschlag und forderte acht Jahre. Verurteilt wurde der Mühldorfer auch wegen fahrlässiger Trunkenheit im Verkehr, denn schwer alkoholisiert flüchtete er nach der Tat mit dem Auto. Sein Führerschein wird eingezogen. 

Update, 15.50 Uhr - Sogar lebenslang wird gefordert

Wie lange wird der Angeklagte hinter Gittern verschwinden? Die Plädoyers geben jetzt einen Vorgeschmack. Staatsanwalt Markus Andrä fordert für den Mühldorfer zwölf Jahre und sechs Monate Haft. Er spricht von einer „toxischen Beziehung, mit Streits, Verletzungen und Trennungen“ - bis sich alles in der Tat zuspitzte und sich entlud. Für Andrä ist die tödliche Messerattacke vom 14. August 2022 ein glasklarer Mord.
 
Die Ex-Partnerin des 34-Jährigen habe gewisse Kontakte zum Angeklagten abgebrochen, dann hatte er Angst „ersetzt zu werden“, wie es die Staatsanwaltschaft ausdrückt. Mit etwa drei Promille Alkohol im Blut sei er dann zu der Frau gefahren, habe auf dem Balkon der Frau auch noch einen fremden Mann gesehen - „und dann brach für ihn eine Welt zusammen“.
 
Als die getötete, 35-Jährige schließlich zum Angeklagten nach unten ging, kam es zu einem kurzen Gespräch, fast Staatsanwalt Andrä zusammen, was sich ereignete: „Dann hat er massiv, mit viel Kraft und ohne jegliche Vorwarnung zugestochen. Auch unmittelbar in Körperregionen, in denen Stiche lebensbedrohlich sind: Brust, Nacken, Hals.“ 25 Stiche müssen es laut Staatsanwaltschaft gewesen sein. Das einzige Ziel des Angeklagten laut Andrä: die Frau zu töten. Das Motiv: Strafe dafür, dass er ersetzt werde.
 
Zwar wurde später eine Not-Operation in die Wege geleitet, „aber die Verletzungen waren nicht überlebbar, der Blutverlust zu groß“, so die Staatsanwaltschaft. Und Markus Andrä betont die zusätzliche Tragik: „Es ist die Mutter von drei Kindern gestorben, die jetzt völlig aus der Bahn geworfen wurden.“ Das jüngste der hinterbliebenen Kinder ist heute fünf Jahre alt. Auf Mord plädiert auch die Nebenklage, doch sollte der Angeklagte lebenslang, also mindestens 15 Jahre, ins Gefängnis.
 
Am Tathergang, wie ihn der Staatsanwalt schilderte, zweifelt auch Verteidiger Jörg Zürner nicht. Doch er kommt zum Schluss: die Tat war kein Mord, sondern ein Totschlag. Denn die Tat sei nicht geplant gewesen, der Angeklagte habe bei seiner Ex-Partnerin nur ein klärendes Gespräch gesucht. „Und dann hat sich etwas entladen, was für ihn nicht mehr steuerbar war.“

Rechtsanwalt Zürner spricht sich für acht Jahre Haft aus. Ein Teil davon sollte der 34-Jährige in einer Entzugsanstalt verbringen, wegen seiner Alkoholabhängigkeit. Dem stimmte auch die Staatsanwaltschaft zu. Zürner ging auch auf das schwere Schicksal der hinterbliebenen Kinder ein und meinte: „Die moralische Verantwortung wird dem Angeklagten immer bleiben. Aber wir haben keine moralische Entscheidung zu treffen, sondern eine juristische. Und hier sind acht Jahre Haft angemessen.“
 
Das Traunsteiner Landgericht wird noch am Nachmittag das Urteil fällen. 

Update, 11.45 Uhr - „Extrem viel Blut“

Als eine der letzten Zeuginnen dieses Prozesses sagt nun noch eine Polizistin aus, die an jenem 14. August 2022 als erste am Tatort war. Erste Hilfe und sich kümmern, dass die 35-jährige Frau möglichst stabil bleibt, das waren ihre ersten Aufgaben. „Ich hab‘ sie gefragt, wer der Täter war - und sie nannte gleich den Namen des Angeklagten“, so die Zeugin.
 
„Extrem viel Blut“ sei im Hausgang rund um die Frau zu sehen gewesen. Die Polizistin berichtet von schlimmen Einstichstellen am Hals und am Kopf: „Ich habe dann versucht, alles mit Verbandsmaterial abzubinden.“ Als sie dem Opfer die Bluse öffnete, seien noch weitere Stichverletzungen zum Vorschein gekommen - „es waren extrem viele“.
 
Auch die Plädoyers werden heute noch erwartet - der Angeklagte steht wegen Mordes vor Gericht, man darf also gespannt sein, was Staatsanwaltschaft und Verteidigung fordern. 

Vorbericht

Traunstein/Mühldorf - Er hat die Tat in weiten Teilen schon gestanden. Am 14. August 2022 soll ein Mühldorfer immer wieder auf seine Ex-Partnerin eingestochen haben. Die Staatsanwaltschaft geht von 29 Messerstichen und Eifersucht als Tatmotiv aus. Die Notoperation konnte der 35-Jährigen, Mutter dreier Kinder, nicht mehr helfen. Sie verstarb kurz nach der Tat. Der 34-jährige Angeklagte sagte zum Prozessauftakt bereits: „Es ist wie von alleine passiert. Ohne Nachzudenken hab ich das Klappmesser gezogen und zugestochen.“

Am Montag ab 9 Uhr wird am Traunsteiner Landgericht weiterverhandelt, auch mit dem Urteil darf gerechnet werden. Bisher wurde bekannt, dass schon die Jugend des Angeklagten stark vom Drogenkonsum geprägt gewesen war: Cannabis, Heroin, viel Alkohol. „Wenn ich getrunken hatte, konnte ich mich nicht mehr kontrollieren“, beschrieb der Mann sein Verhalten. „Der Angeklagte fühlte sich hintergangen, weil die Mühldorferin Kontakt zu den Vätern der Kinder hatte”, berichtete ein Polizist als Zeuge vor Gericht. Die Anklage lautet auf Mord.

innsalzach24.de wird aktuell aus dem Gerichtssaal berichten.

xe

Kommentare