Blitz bei Bergen auf höchster Stufe der Skala
„Es war gespenstisch“: Blitzeinschlag in Bernhauptener Kirche hinterlässt Trümmerfeld
Herausgesprengte Mauerteile, der Altar beschädigt, die Fensterscheiben kaputt und alles mit Staub überzogen: die Kirche in Bernhaupten bei Bergen gleicht im Inneren nach einem Blitzeinschlag der höchsten Stufe eher einer Baustelle - wir haben mit dem Kirchenpfleger und der Verwaltungsleiterin hineingeschaut
Bergen - Um die 900 Jahre alt ist die Filialkirche St. Jakobus in Bernhaupten bei Bergen - „und sie war in einem einwandfreien Zustand“, wie Kirchenpfleger Franz Haberlander beim Besuch von chiemgau24.de sagt. Doch das hat sich am Sonntag (23. April) schlagartig geändert. Um 20.58 Uhr schlug der Blitz ein. 119 Kiloampere maß der Blitz-Informationsdienst von Siemens - nach der Skala des Meteorologen Jörg Kachelmann ein „wilder Hausrüttler“, die höchste aller Stufen bei Blitzen.
Atemschutztrupps nach Blitzeinschlag in der Kirche: „Ein gespenstischer Anblick“
Und tatsächlich: Die Kirche in Bernhaupten schaut jetzt aus, als wäre sie einmal ordentlich „durchgerüttelt“ worden. Überall dort, wo Stromkabel verliefen oder Steckdosen installiert waren, hat es Mauerwerk und Putz förmlich weggesprengt. Der Boden ist übersät mit Trümmern, eine Staubschicht bedeckt das ganze Inventar. Durch die umherfliegenden Teile wurde auch das Gemälde am Altar beschädigt. „Er dürfte etwa aus dem Jahr 1400 sein“, schätzt Haberlander. Getroffen hat es auch die kleine Orgel in St. Jakobus. „Der Blitz hat sich über den Blitzableiter seinen Weg durch den Stromkreis gesucht“, so Haberlander.
Die Eindrücke sind noch ganz frisch: „Das war ein brutaler Blitz“, sagt Ursula Rosenegger, Verwaltungsleiterin des Grabenstätter Pfarrverbands. Wegen des vielen Staubs nach dem Blitzeinschlag dachte die Mesnerin zuerst an einen Brand. Rund 90 Feuerwehrler wurden nach Bernhaupten alarmiert, Atemschutztrupps der Floriansjünger wagten sich ins Gotteshaus hinein. „Das war ein gespenstischer Anblick“, erinnert sich Rosenegger. Gebrannt hat es zum Glück nicht, „sonst wäre es mit dem Löschwasser noch viel schlimmer geworden“. Personenschäden gab es nicht zu beklagen.
„Auch der Bauberater vom Ordinariat in München meinte, dass er sowas noch nie gesehen hat“, sagt Pfarrverwaltungsleiterin Rosenegger. Zusammen mit dem Ordinariat steht man jetzt vor einem Berg von Aufgaben: Wer restauriert den Altar? Reicht ein normaler Glaser für die Fenster? Was sagt die Versicherung? Wann die Kirche wieder geöffnet werden kann, steht völlig in den Sternen. Einsatzkräfte schätzten am Sonntagabend die Schadenssumme grob auf eine halbe Million Euro. Ein Betrag, den weder Ursula Rosenegger noch Franz Haberlander kommentieren wollen und können. Viel zu vage ist er im Moment noch.
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