Was genau passiert sein soll
Sexuelle Belästigung am Landgericht Traunstein? Ermittlungen gegen Präsidenten abgeschlossen
Schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten des Landgerichts Traunstein: Prof. Dr. Ludwig Kroiß soll übergriffig geworden sein - im Gerichtsgebäude gegen eine Angestellte! Die Ermittlungen sind bereits abgeschlossen, doch wegen Befangenheit wird nicht in Traunstein entschieden...
Traunstein/München - Im September 2021 soll es passiert sein: Am Traunsteiner Landgericht traf man sich informell, darunter auch eine Angestellte und der Präsident des Gerichts, Prof. Dr. Ludwig Kroiß - dann eine Umarmung und ein „überraschender“ Kuss direkt auf den Mund. So schildert es Anne Leidig, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, auf Nachfrage von chiemgau24.de: „Wir haben gegen den Präsidenten des Landgerichts Traunstein wegen des Verdachts eines Falles der sexuellen Belästigung ermittelt.“
Landgerichtspräsident bald selbst auf der Anklagebank?
Die Ermittlungen sind inzwischen abgeschlossen und die Münchner Staatsanwaltschaft beantragte am 4. Mai einen Strafbefehl gegen Landgerichtspräsidenten Kroiß. Jetzt hat das Amtsgericht Münchnen darüber zu entscheiden. Die Besonderheit bei einem Strafbefehl: die (Geld-)Strafe wird von der Staatsanwaltschaft festgesetzt und wenn auch das Gericht meint, der Fall sei einfach gelagert, ist die Entscheidung gefallen - ganz ohne Prozess und Ludwig Kroiß wäre vorbestraft. Außer er legt Einspruch gegen den Strafbefehl ein, doch dann wird öffentlich verhandelt: der Präsident des Traunsteiner Landgerichts säße dann selbst auf der Anklagebank.
Den eigenen Chef verurteilen? Traunsteiner Richter erklären sich für befangen
Den eigenen Chef verurteilen? Den Richtern in Traunstein ist der Fall zu heiß: Sie hätten „sich für befangen erklärt“, so die Sprecherin der Münchner Staatsanwaltschaft, Anne Leidig. Daher wird am Amtsgericht München über den Fall entschieden. Objektivität war der Justiz in diesem Fall wohl besonders wichtig, denn schon die Ermittlungen wurden nicht von der Staatsanwaltschaft in Traunstein, sondern in der Landeshauptstadt geführt.
Ins Rollen kam der Fall übrigens über eine „justizinterne Anlauf- und Beratungsstelle“. Erst Mitte Februar 2022 - also rund fünf Monate nach der mutmaßichen Tat - habe man dort Kenntnis von dem Vorwurf erlangt. Dann wurde über ein Jahr ermittelt.
Für Ludwig Kroiß könnte der Fall das Ende einer Bilderbuchkarriere bedeuten. Bereits seit 1987 arbeitet er für die bayerische Justiz.
Vom leitenden Oberstaatsanwalt zum Präsidenten des Landgerichts - und jetzt?
Kroiß war schon Richter am Oberlandesgericht München, und seit 2003 in Traunstein tätig: als Vorsitzender Richter, als Direktor des Amtsgerichts, als leitender Oberstaatsanwalt und seit 2019 eben auch als Präsident des Landgerichts. Der Zuständigkeitsbereich des Traunsteiner Landgerichts erstreckt sich über die Landkreise Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land, Altötting und Mühldorf.
xe