Flüchtlinge aus der Ukraine
Ein Ort der Zuversicht – Traunsteiner Erstaufnahmezentrum startet
Mit Hochdruck hat das Landratsamt Traunstein an der Einrichtung eines neuen Erstaufnahmezentrums für die Flüchtlinge aus der Ukraine gearbeitet. Eigentlich ein Skandal, nur aber glückliche Fügung: Seit 15 Jahren steht ein Gebäude mitten in Traunstein leer.
Traunstein – Am Mittwochabend konnten so bereits 49 Menschen, die per Bus aus München angereist waren, im umfunktionierten ehemaligen Kreiswehrersatzamt in Traunstein untergebracht werden. Bei einem Vor-Ort-Termin erläuterten Florian Appelt, der Leiter des Katastrophenschutzes, und Laura Lockfisch, Pressesprecherin des Landratsamtes, nähere Details.
Gebäude steht seit 15 Jahren leer
Auf dem Gelände herrscht Betriebsamkeit. Stühle und Bänke werden angeliefert und abgeladen. In einem frisch installierten Sanitärcontainer mit Duschen vor dem Gebäude inspiziert ein Mitarbeiter die Anschlüsse. Regina Spiegelsperger vom benachbarten Mütterzentrum bringt einen großen Korb mit Obst vorbei und die Beschäftigten eines Sicherheitsdienstes schauen auf dem Gelände nach dem Rechten.
„Zum Glück hatten wir bereits organisatorische Erfahrung durch den Aufbau des Impfzentrums, sodass wir das seit 15 Jahren leer stehende Gebäude innerhalb einer Woche wieder ertüchtigen konnten“, sagt Appelt. Bereits direkt nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs habe man sich zusammengesetzt. Dank einer schnellen Zusage der Bundesimmobilienverwaltung kann das frühere Kreiswehrersatzamt nun übergangsweise genutzt werden.
Waschmaschinen und kyrillische Tastaturen
Mit Unterstützung von Handwerkern wurden die Elektro- und Sanitäranschlüsse überprüft, Waschmaschinen aufgestellt, Wickelräume eingerichtet und ein Internet-Café mit WLAN und kyrillischer Tastatur installiert. Am Wochenende wurde zusätzlich in Kooperation mit dem benachbarten Mütterzentrum ein Spielraum für Kinder mit entsprechenden Angeboten eingerichtet.
Ergänzend übernimmt die Großküche des Mütterzentrums, die täglich 600 bis 800 Portionen für ihre Einrichtungen sowie Kindertagesstätten und Schulen im Umkreis kocht, auch das Catering für die Flüchtlinge.
„Unter den ersten Flüchtlingen aus der Ukraine, die am Mittwoch angekommen sind, waren zwölf Frauen und 37 Männer, darunter auch sieben Kinder“, erläutert Lockfisch. Die Geflüchteten bleiben rund 48 Stunden in der Erstaufnahmeeinrichtungen und werden von dort an Quartiere im Landkreis weitervermittelt. Über 100 entsprechende Angebote seien inzwischen eingegangen.
Von München in die Landkreise
Die Neuankömmlinge ohne private Unterkunft bei Verwandten und Freunden werden in der Regel vom zentralen Ankunftszentrum der Regierung von Oberbayern in München per Bus in die einzelnen Landkreise geschickt. Nach der Begrüßung und Stärkung mit Müsliriegel, Wasser und Brotzeitsemmel erhalten sie in Traunstein einen Laufzettel für die notwendigen Formalitäten.
„Viele sind sehr erschöpft und brauchen erst einmal Schlaf und Ruhe, gerade auch mit kleinen Kindern“, sagt Lockfisch. Dafür seien die kleinen Räume im ehemaligen Kreiswehrersatzamt gut geeignet. Die aktuell vorhandenen 75 Plätze sollen in den kommenden Tagen auf maximal 100 Plätze erweitert werden.
„Mit Englisch können wir uns generell ganz gut verständigen“, ergänzt Appelt. Für den Notfall stehen aber auch Übersetzer für Ukrainisch zur Verfügung, zu denen die Integrationslotsin Christina Hille von der Arbeiterwohlfahrt Kontakt pflegt.
Behörden sind vor Ort und unterstützen
Um in ihre längerfristigen Quartiere weiterreisen zu können, müssen die Geflüchteten in der Erstaufnahme verschiedene Stationen durchlaufen. Deshalb ist auch die Ausländerbehörde für die Registrierung mit fünf Mitarbeitern vor Ort, ebenso wie das Sozialamt, bei deren Mitarbeitern nach Bedarf Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beantragt werden kann.
Mitarbeiter des Jugendamtes kümmern sich um unbegleitete Kinder und Jugendliche. In Abstimmung mit Ärzten des Gesundheitsamts und niedergelassenen Medizinern sowie dem Röntgenzentrum läuft auch ein Tuberkulosescreening und die ärztliche Untersuchung.
Zudem wird den Geflüchteten auch ein Impfangebot gemacht. „Durch die Impfquote von 35 Prozent in der Ukraine und die Verwendung von nicht in der EU-zugelassenen Impfstoffen wollen wir da auf Nummer sicher gehen“, sagt Appelt.