Sie bewahrten Buben im Traunsteiner Schwimmbad vorm Ertrinken
„...und plötzlich bewegten sich seine Zehen wieder“: Wie Rebecca und Anna ein Leben retteten
Schon zum zweiten Mal in dieser erst kurzen Saison retteten Badegäste ein Kleinkind im Traunsteiner Schwimmbad vor dem Ertrinken. Rebecca Großmann (19) und Anna de Filippo (38) wurden deshalb jetzt geehrt. Im Gespräch mit chiemgau24.de berichten sie von den dramatischen Minuten am vorigen Donnerstag.
Traunstein - Wie reagiert man, wenn ein lebloses Kind unter Wasser treibt? Auch Rebecca Großmann und Anna de Filippo waren im ersten Moment geschockt und unsicher - aber sie haben alles richtig gemacht. Dank der beiden Frauen ist ein vierjähriger Bub noch am Leben. Am Mittwochvormittag (23. Juni) wurden Rebecca und Anna deshalb im Traunsteiner Rathaus von Oberbürgermeister Christian Hümmer (CSU) geehrt: „Eine ganz tolle Leistung. Sie sind zu Vorbildern geworden“. Schon zum zweiten Mal dieses Monat, dass Badegäste ein Kleinkind im Traunsteiner Freibad vor dem Ertrinken retteten.
Zwei Frauen retten Buben (4) im Schwimmbad Traunstein vor Ertrinken
Anna de Filippo war die erste, die an jenem 17. Juni im Schwimmbad eingriff. „Ich bin neben der Mutter des Buben am Beckenrand gesessen, als sie plötzlich schrie.“ Im Gespräch mit chiemgau24.de erzählt die 38-jährige Traunsteinerin, wie der Vierjährige mit dem Gesicht nach unten im Wasser trieb. „Ich hab‘ ihn dann sofort an den Beckenrand gezogen.“ Schwer und leblos „wie ein Sack“ sei das Kind gewesen. Danach wusste sie zuerst nicht recht, was sie machen soll, „aber dann kam schon Rebecca“. Rebecca Großmann ist erst 19. Mit ihrer Reichenhaller Schulklasse war sie im Rahmen des Sportunterrichts das erste Mal überhaupt im Traunsteiner Schwimmbad.
„Ich habe versucht, ihn in die stabile Seitenlage zu bringen“, sagt Rebecca. „Ich wusste, die Atemwege müssen frei sein und hab‘ nachgeschaut, ob er Erbrochenes im Mund hat.“ Der Anblick des Buben muss schlimm gewesen sein: Die beiden Frauen berichten, dass sich seine Augenpartie und die Lippen schon blau gefärbt hatten. Auch der Puls war laut Rebecca Großmann schon weg. Kurz darauf kamen auch schon die Bademeister, begannen eine Mund-zu-Mund-Beatmung - „und plötzlich bewegten sich seine Zehen wieder“, so Anna de Filippo erleichtert.
Die Bilder des im Wasser treibenden Buben ließen sie nicht mehr los
Zwei bis drei Minuten dauerte die ganze Reanimation. „Das kommt einem wie eine Ewigkeit vor“, sind sich Anna und Rebecca einig. Die „unfassbaren Bilder“ ließen die beiden übers folgende Wochenende nicht mehr los. „Ich musste an dem Tag noch viel weinen“, sagt Anna de Filippo frei heraus. Auch sie selbst ist Mutter dreier Kinder. Ihr hat sich vor allem der Anblick des im Wasser treibenden Rückens des Buben ins Gehirn eingebrannt. „Und die Schreie von der Mama des Jungen waren wie in einem Horrorfilm.“
Was denkt man in solch dramatischen Sekunden, wenn man plötzlich ein Leben retten soll? „Im ersten Moment ist man sich unsicher, ob man überhaupt die Kompetenzen für sowas hat, ob man die stabile Seitenlage kann“, so die 19-jährige Rebecca Großmann. Letztendlich habe sie rein instinktiv gehandelt. Ob sie eine solche Situation auch alleine bewältigen könnte, da kommen der Reichenhallerin Zweifel. Doch zum Glück hatte sie Rettungskräfte und Anna de Filippo zur Seite. Sozusagen jetzt erst recht will Großmann einen Hilfskurs eigens bei der Wasserwacht machen - in der Hoffnung, ihn nie wieder zu brauchen.
xe

