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„Besucher-Magnet“ kein ausreichendes Kriterium

Weltkulturerbe-Status für Schloss Herrenchiemsee in greifbarer Nähe? Das sagt ein Experte

Alexander Wiesneth erläuterte die Kriterien zur Aufnahme in die Liste als „Erbe der Menschheit“.
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Alexander Wiesneth erläuterte die Kriterien zur Aufnahme in die Liste als „Erbe der Menschheit“.

Das Prädikat „Weltkulturerbe“ könnte für die drei Königsschlösser Herrenchiemsee, Neuschwanstein, Linderhof sowie das Berghaus am Schachen in greifbare Nähe gerückt sein. Dr. Alexander Wiesneth erläutert bei einem Vortrag in Prien, wie die Chancen stehen.

Von Alexandra Dachs

Prien – Ihr Erbauer, König Ludwig II., seine zentrale Rolle bei der Entstehung dieser inszenierten gebauten Lebenswelten, ist ein wichtiger Mosaikstein einer ganzen Reihe ausgefeilter Kriterien bei der Aufnahme in das „Erbe der Menschheit“, wie Dr. Alexander Wiesneth, Architekt im Referat Bauforschung der Bayerischen Schlösserverwaltung, erläuterte. Dr. Wiesneth, in der Bauabteilung und da speziell im Referat Bauforschung, war auf Einladung der „Freunde von Herrenchiemsee“ in den Chiemsee-Saal in die Marktgemeinde Prien gekommen und zu den Gästen, die dem Vortrag lauschten gehörten auch etliche Bürgermeister der Anrainer-Gemeinden des Bayerischen Meeres, die unmittelbar bis mittelbar von einer Aufnahme ins Weltkulturerbe betroffen sind.

Abstimmung der Bürger

Im Falle von Neuschwanstein, dem wohl bekanntesten Schloss des Märchenkönigs, will die Gemeinde Schwangau vor einer Aufnahme die Bürger zu diesem Thema deshalb abstimmen lassen, wie Dr. Wiesneth erläuterte.

Mitten im Bayerischen Meer: das Schloss Herrenchiemsee.

Eingangs ging der Vorsitzende der „Freunde von Herrenchiemsee“, Dr. Friedrich von Daumiller, auf den Ideengeber zur Aufnahme ins „Weltkulturerbe“ ein, den 2009 verstorbenen Ersten Vorsitzenden der „Freunde“ und Priener Altbürgermeister Lorenz Kollmannsberg. Die Herreninsel „verdient schon lange den Titel“, war sich Dr. von Daumiller aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung als Kloster-, Schloss- und Verfassungsinsel sicher.

Blick auf Bayreuth

Ausführlich ging Dr. Wiesneth aber dann auf die speziellen Kriterien ein, die erst eine Aufnahme in die internationale Liste als „Erbe der Menschheit“ möglich machen. Der Referent zeigte auch anhand des Opernhauses in Bayreuth, welches 2012 den Titel verliehen bekam, welchen „außergewöhnlichen universellen Wert“ so ein Ensemble darstellen muss. Dies „ist nicht nur zu beweisen, sondern auch zu begründen und man muss es auch schützen können“, betonte Wiesneth im gut besuchten Chiemsee- Saal.

In Deutschland seien insgesamt 51 Objekte auf der weltweit über 1.000 Anlagen zählenden „Welterbe-Liste“, führte Wiesneth weiter aus. Er ging weiter auf das aufwendige Verfahren ein, welches schließlich 2017 zu einer Ausfertigung des „Weltkultur-Erbe“- Antrags geführt habe.

Besucher-Magnet reicht nicht

Ein touristischer Besucher-Magnet zu sein reiche bei weitem nicht aus, erklärte er. Vielmehr seien es die baulichen Konzepte, die perfekt umgesetzte Inszenierung, auch mit Zuhilfenahme damals modernster Ingenieurleistungen und die bis ins kleinste Detail reichende persönliche Handschrift des Erbauers, König Ludwig II., die diese drei Schlösser und das maurische Haus auf dem Schachen so einzigartig machen. Zumal diese Bauten nie einer Repräsentanz dienen sondern, ganz im Gegenteil, nie Wirkung im öffentlichen Raum erzielen sollten, wie Wiesneth an gezeigten Bauplänen und Bauphasen aufzeigen konnte. „Ludwigs Suche nach perfekter Illusion“, spreche auch heute die Menschen weltweit an, da er sich einer Bildersprache in seinen Bauten bedient habe, die auf der ganzen Welt zu lesen sei. Neuschwanstein sei als historistischer Monumentalbau selbst bei den Kindern in Südamerika das Idealbild einer mittelalterlichen Burg, unterstrich der Referent.

„Prozesshafte Genese“

Bei Linderhof könne man eine „prozesshafte Genese“ anhand der Planungen verfolgen, bei der sich der König eine „Art Erlebnisweg gebaut hat“. Abgeschirmt von jeglicher Öffentlichkeit habe Ludwig auf der Herreninsel durch künstliches Licht, Trennwände links und rechts des Kanals und insbesondere dem legendären Spiegelsaal einen Nachbau von Schloss Versailles realisiert, der das reale Vorbild noch übertroffen habe. Wiesneth zeichnete den weiteren Fahrplan auf, der schließlich im Februar 2024 zu einer Aufnahme ins Weltkultur-Erbe führen soll.

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