Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Stellplätze auf Bauernhöfen

Camping auf dem Fahrsilo? Achental Tourismus geht neue Wege

Hund Peppi hat den Gastgeber schon ins Herz geschlossen: Franziska Pfennig und Elisabeth Keihl vom Achental Tourismus (von links), Barbara und Horst Krumme mit ihrem gemieteten Camper und die Gastgeber Sabine und Josef Bachmann.
+
Hund Peppi hat den Gastgeber schon ins Herz geschlossen: Franziska Pfennig und Elisabeth Keihl vom Achental Tourismus (von links), Barbara und Horst Krumme mit ihrem gemieteten Camper und die Gastgeber Sabine und Josef Bachmann.

Camping ist nicht mehr spießig, sondern im Trend: So auch im Achental. Dort geht man neue Wege und bringt Camper und Landwirte zusammen. Warum es auch auf dem Fahrsilo wunderbar sein kann.

Schleching/Unterwössen – Urlaub auf dem Bauernhof – das kennt jeder. Zumindest wenn es sich um Zimmer oder Ferienwohnungen handelt. Doch im Achental ziehen jetzt auch die Camper in die Landwirtschaft. Seit Beginn dieses Jahres läuft ein Projekt des Achental Tourismus, um mehr Stellplätze für Camper auf Bauernhöfen zu fördern. Ob und wie das geht, haben die OVB-Heimatzeitungen beim Ortstermin in Schleching erfahren.

Vor 700 Jahren wurde der Landerhauser Hof von Sabine und Josef Bachmann in Schleching zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Heute spielt dort die Landwirtschaft eine eher untergeordnete Rolle, der Tourismus aber eine umso größere. Neben zwei Ferienwohnungen bietet die Familie seit dem Sommer drei Campingstellplätze an. „Die Firma Campers Friends hat uns dabei unterstützt“, berichtet Josef Bachmann. Das Grassauer Unternehmen habe im Vorfeld viel beraten.

Bauantrag ohne Bau

Denn auch wenn die Bachmanns gar nicht gebaut hatten: „Wir mussten trotzdem einen Bauantrag beim Landratsamt stellen.“ Kies haben sie im ehemaligen Fahrsilo aufgeschüttet, außerdem einen Stromanschluss mit Stromsäule gelegt, damit die zukünftigen Camper auch elektrisch versorgt werden.

Da Camping sehr populär sei und es noch zu wenige Stellplätze gebe, hat der Achental Tourismus das Projekt unterstützt und Landwirte über die Möglichkeiten von Stellplätzen informiert, sagt Elisabeth Keihl, Geschäftsführerin des Achental Tourismus. „Wir stellen fest, dass viele Menschen sich nach Ruhe sehnen und nicht auf einen großen Campingplatz wollen“, sagt Keihl.

„Uns haben viele Gäste gesagt, dass sie unseren herrlichen Bergblick, die schöne Lage und Ruhe sehr schätzen und nicht 50 andere Camper um sie rum stehen“, sagt Sabine Bachmann. Günstiger ist der Platz bei den Bachmanns nicht unbedingt als auf einem regulären Campingplatz: In der Hauptsaison kostet ein Stellplatz 22 Euro plus je sechs Euro pro Erwachsener und drei Euro pro Kind. Frischwasser kostet drei Euro bis 80 Liter, die Grauwasserentsorgung zwei Euro. In der Nebensaison liegt der Grundpreis bei 19 Euro.

Wildcampen eindämmen

Einerseits wolle man eine neue Zielgruppe locken, meint Keihl. „Aber es ist eben auch eine Möglichkeit, das Wildcampen einzudämmen“, so die Tourismus-Chefin. Das ist nämlich verboten – eigentlich. „Ich habe mal mit einem Paar gesprochen, denen das gar nicht bewusst war und die öfters zum Paragliden in die Region kommen. Bisher haben sie an einem Parkplatz übernachtet, weil sie dieses Angebot gar nicht kannten. Tatsächlich haben sie dann ein Wochenende bei uns verbracht und werden auch zukünftig unseren Stellplatz anfahren“, sagt Josef Bachmann.

Nicht immer läuft das so und führt oft zu Diskussionen und Problemen. Etwa in Bernau, wo illegale Camper regelmäßig Parkplätze blockieren oder sogar ihr Grauwasser illegal entsorgen. Keihl plädiert daher dafür, erst einmal Möglichkeiten zu schaffen, legal zu campen, um dann auch entsprechend steuern zu können. Die Bachmanns haben erfahren, dass Campers Friends nun auch Infoschilder an den öffentlichen Parkplätzen aufstellen wird, um – illegale – Camper auf das Verbot hinzuweisen.

Probleme mit Müll oder schwierigen Gästen haben die Bachmanns bisher nicht gehabt. „Nur ein Mann hat gleich nach Ankunft einen Zaun für seine vier Hunde aufgestellt. Ohne Absprache – da war ich anfangs nicht begeistert“, sagt Josef Bachmann. Nach einem freundlichem Hinweis sie dies aber schnell geklärt gewesen.

Abwicklung über Online-Plattform

„Der Aufwand hält sich für uns in Grenzen“, erklärt Sabine Bachmann. Über die Internetseite von Campers Friends werden die Buchungen und die Bezahlung abgewickelt, das Unternehmen erhält eine Provision dafür.

Die Kurtaxe müssen die Bachmanns vor Ort in bar kassieren. Hierfür müssen die Personalien am Computer erfasst werden. Den Gästen werden dann die Kurkarten und diverse Flyer ausgehändigt. Denn wo man am besten essen gehen oder einkaufen kann, interessiere die Camper, sagt Josef Bachmann.

„So toll!“

Barbara (62) und Horst Krumme (68) aus Gladbeck haben ihren gemieteten Camper bei den Bachmanns abgestellt. Nach einer Woche in Garmisch wollten sie spontan auch dem Chiemsee einen Besuch abstatten. Über die Internetseite des „Blauen Gockel“, der Marke für Bauernhofurlaub, sind sie auf den Stellplatz in Schleching gekommen. „Ausschlaggebend war aber das nette Telefonat mit Frau Bachmann“, sagt Horst Krumme. „Es ist einfach viel, viel ruhiger als auch auf einem Campingplatz. Und der Blick ist so toll!“, sagt Barbara Krumme sichtlich begeistert. Sie haben den Aufenthalt in Schleching sogar verlängert.

Eine Frage der ausgefahrenen Markise – was Camper dürfen

Immer wieder gibt es Konflikte, weil Wohnmobile auf öffentlichen Parkplätzen stehen. Rein rechtlich ist die Situation eine Grauzone. Denn erholen von der Autofahrt dürfen sich die Fahrer. Sprich: Ein Wohnmobil darf auch auf einem öffentlichen Parkplatz stehen und es darf sogar eine Nacht darin übernachtet werden, sofern dies zur „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ dient.

Sobald aber die Markise ausgefahren wird oder Stühle und Tisch vor dem Camper stehen, hört dieses Recht auf. In dem Fall oder wenn ein Wohnmobil dort über mehrere Nächte steht, handelt es sich rechtlich um eine „Sondernutzung“. Und genau diese ist illegal. Die Problematik für viele Gemeinden: Wo kein Kläger, da kein Richter. Denn nicht jede Gemeinde leistet sich einen kommunalen Überwachungsdienst, der dies kontrolliert. Zumal die Geldstrafen für illegales Campen auch niedrig sind.

Definitiv nicht erlaubt ist zudem, Grau- oder sogar Schwarzwasser nicht fachgerecht zu entsorgen. Unter Grauwasser fällt beispielsweise Wasser vom Duschen oder Spülen. Schwarzwasser ist deutlich problematischer, da es Fäkalien aus Toiletten oder Urinalen enthält.

Kommentare