Bundestagswahl 2021 – Wahlkreis Traunstein (225)
Die Direktkandidaten im großen OVB-Check: Andrea Wittmann (Freie Wähler)
Am 26. September ist Bundestagswahl. Im Wahlkreis Traunstein, zu dem auch das Berchtesgadener Land zählt, treten 13 Kandidaten für das Direktmandat an. Hier stellen sie sich den Menschen in der Region vor, nehmen zu aktuellen politischen Themen Stellung und beantworten persönliche Fragen. An dieser Stelle: Andrea Wittmann (Freie Wähler).
Hinweis in eigener Sache: Unsere Redaktion hat allen Kandidaten die gleichen Fragen gesendet. Wir haben es den Kandidaten überlassen, auf welche Fragen sie wie ausführlich antworten. Wir veröffentlichen die Antworten ungekürzt. Sprache und Inhalt liegen ausschließlich in Verantwortung der Kandidaten. Die Redaktion macht sich keine der Aussagen zu eigen.
Steckbrief Andrea Wittmann
- Partei: Freie Wähler
- Alter: 48 Jahre
- Wohnort: Seeon-Seebruck/Truchtlaching
- Beruf: Diplom-Kirchenmusikerin (Universität Mozarteum), Touristikfachwirtin (IHK), Biersommelière (Doemens)
- Familie: Mutter von drei erwachsenen Kindern
- Hobbys: Musik in allen Genres, Kunst & Kultur, Berge & Seen
Zum Bundestagswahl-Spezial und allen weiteren Kandidaten:
Ich bin offen, innovativ, traditionsbewusst, bodenständig und heimatverbunden. Dafür stehe ich als Politikerin:
- Bildung und Kultur stärken – das sind die Grundbedürfnisse der Menschen
- Zeitgemäße Anpassung von Gesetzen, zum Beispiel Baurecht, Klimaschutz, Energie
- Freiwilliges soziales Jahr – nicht auf den Staat warten, sondern selbst etwas tun für das, was uns alle angeht
Als Themen der Bundespolitik liegen mir besonders am Herzen:
- Verantwortlicher Umgang mit öffentlichen Mitteln (Steuergelder)
- Vorreiter in Umwelt- und Klimaschutz
- Attraktive Arbeitsbedingungen für Pflege- und Gesundheitsberufe
- Genereller Abbau von Bürokratie
Folgendes möchte ich konkret für meinen Wahlkreis bewegen:
- Gezielte Stärkung von Kultur, Tourismus, Hotellerie & Gastronomie
- Erhöhung der Wertschätzung und Wertschöpfung der regionalen bäuerlichen Landwirtschaft mit Achtung auf unsere eigene Ressourcen; die Förderung der Regionalität bedeutet zugleich Klimaschutz
- Unserer jungen Generation weiterhin Bildung ermöglichen und Zukunftsperspektiven schaffen
- Erarbeitung nachhaltiger Wohnraummodelle für alle, speziell insbesondere Berücksichtigung von Familien zu bezahlbaren Preisen
Mein Motto: „Worte brauchen Taten!“. Ich kandidiere, weil ich mich für unser Land und für meine Heimat einsetzen möchte.
Thema Corona
Unsere Fragen an Andrea Wittmann
- Mit welchen Szenarien und Folgen rechnen Sie Ende 2021 und 2022? Wie sieht Ihre Corona-Strategie aus?
- Wie hat Corona Ihr Denken und Handeln verändert? Warum spaltet Corona die Gesellschaft?
Lernen, mit Corona zu leben
Corona wird uns nie zur Gänze verlassen und wir müssen lernen, damit umzugehen und zu leben. Wenn sich die Politik der Wissenschaft anschließen würde, so wird der Umgang mit Corona nicht nur an der Inzidenz bewertet, sondern auch an der Belastbarkeit und Auslastung unseres Gesundheitssystems.
Allein mit der Inzidenzbewertung wird die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen nicht höher, sondern im Gegenteil! Die Polarisierung zwischen Impfgegner und Befürworter der Corona-Maßnahmen wird sich deshalb in absehbarer Zeit nicht auflösen. Es darf zu keinen weiteren verschärften Restriktionen kommen und mehr Gelassenheit und Zuversicht ist gefragt. Die Politik müsste Sorge tragen, die Menschen nicht noch mehr zu verunsichern durch ständig neue Maßnahmen.
Thema Klimawandel
Unsere Fragen an Andrea Wittmann
- Der Klimawandel bedroht Mensch und Natur. Was ist zu tun? In der Welt, in Brüssel, in Berlin und München?
- Aber auch in der Region, vor der Haustür oder im eigenen Haushalt?
Jetzt handeln
Wir müssen Vorreiter in der Welt sein, jetzt und nicht morgen handeln! Jeder von uns muss selbst an seinen Verhaltensweisen achten, wie zum Beispiel Reiseverhalten, Mülltrennung, Regionalität statt Globalismus, Tierwohl statt Tiertransporte. Das bewirkt viel. Zudem sollte mehr regenerative Energien aus Wind, Wasser und Sonne eingesetzt werden (siehe Anpassungen in der Bauleitplanung).
Thema Tourismus
Unsere Fragen an Andrea Wittmann
- Corona hat die Tourismusbranche und Gastronomie schwer getroffen. Was muss die Politik tun, damit diese Bereiche weiter im internationalen Wettbewerb bestehen können?
Hygienekonzepte sind da
Reisen mit Umsicht ist gefragt – gerade in Zeiten mit Corona. Nachhaltiger Tourismus soll das Reisen im Einklang mit der Natur, Gesellschaft und Wirtschaft positiv gestalten. Damit auch noch unsere Kinder und Enkelkinder Heimat und Urlaubsziele genießen können. Zuletzt hat sich wieder alles geöffnet, trotz steigender Inzidenzzahlen – unter anderem auch, weil die Politik gemerkt hat, dass sie die Menschen nicht mehr einsperren kann.
Trotzdem darf es in den kommenden Monaten keinen weiteren Lockdown mehr geben. Kluge und wirksame Corona-Hygiene-Konzepte sind allseits vorhanden und hierzu haben viele enorm investiert. Die Politik muss klare Ziele formulieren, welche dann die Chance haben, auch von der Mehrheit aus der Bevölkerung mitgetragen zu werden.
Wir haben viele fleißige und engagierte Bürgerinnen und Bürger, insbesondere die Gastronomie hat viel geleistet, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
Thema Demokratie und Stabilität
Unsere Fragen an Andrea Wittmann
- Sind die Menschen wirklich demokratiemüde und empfänglich für neuen Extremismus und Populismus?
- Wie steht es um Stabilität, Toleranz und Konsensfähigkeit im Land?
Zurück zu ehrlicher Politik
Politik ist nicht Selbstzweck, sondern soll der „öffentlichen Sache“ (res publica) dienen; dieser Verlust an Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit, parallel zu den Sorgen der Bevölkerung, hat zu einer gewissen Demokratiemüdigkeit geführt. Aber wenn die Politik als Repräsentantin des Volkes obige Tugenden wieder verkörpert und ohne Klientelpolitik zu betreiben handelt, dann wird das Demokratieverständnis wieder geweckt und verfestigt. Da hat eben unter anderem auch Corona einiges ins Wanken gebracht, was allerdings durch gute und ehrliche Politik wieder korrigiert werden muss.
Thema Wohnraum und Mieten
Unsere Frage an Andrea Wittmann
- Zur Lebensqualität gehört Wohnen. Speziell im Raum Rosenheim wird Wohnraum immer knapper, das Wohnen immer teurer. Wie kann man diese Entwicklung stoppen?
Mehr Platz für Verdichtung
Bürokratieabbau, Wohnraummodelle für alle, Innenraumverdichtung und Nachnutzung vorhandener bebauter Grundstücke, ohne den Flächenverbrauch zu belasten.
Das Baurecht muss der Zeit und Entwicklung entsprechend auf alle Anforderungen an den jeweiligen Ort angepasst werden. Im Rahmen des Baugesetzbuchs (BauGB) und der Baunutzungsverordnung (BauNVO), welche beides Bundesgesetze sind, sollte generell die Möglichkeit in der Bauleitplanung (Planungshoheit bei den Gemeinden, Kommunen und Städten) dahingehend erweitert werden, dass der Konversion von bestehenden bebauten Flächen mehr Raum zur Verdichtung beziehungsweise Vorrang gegeben wird.
Zudem sollte ebenfalls der Verdichtung von bestehenden Baugebieten einer Ausweisung neuer Bauflächen in Abhängigkeit der Gebiets-Charakteristik Vorzug gegeben werden.
Thema Familie
Unsere Fragen an Andrea Wittmann
- Die Gesellschaft wird immer älter – auch im Zuzugsraum Rosenheim. Was kann die Politik leisten, damit wieder mehr junge Menschen eine Familie gründen?
- Wie wollen Sie zum Beispiel eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie erreichen?
Mehr Ganztagsschulen schaffen
Ausbau von Ganztagsschulen, Angebot von bezahlbaren Wohnraum durch flexible und geeignete Förderprogramme und Wohnraummodelle, Wirtschaft mit qualifizierten Arbeitsplätzen auch in den ländlichen Regionen.
Thema Rente
Unsere Fragen an Andrea Wittmann
- Die Alterspyramide in Deutschland bedroht die Stabilität und die Höhe der Rente. An welchen Stellschrauben muss die Politik drehen, damit zunehmende Altersarmut und eine Überlastung der Beitragszahler vermieden werden?
- Wie kann der Staat für Generationengerechtigkeit sorgen?
Rentenbesteuerung korrigieren
Das Rentensystem muss zukunftssicher aufgestellt werden und die sozialen Sicherungssysteme müssen langfristig leistungsfähig und bezahlbar bleiben, sowie für alle Bürger und Bürgerinnen zugänglich. Die Altersarmut muss gestoppt werden. Und weiter: Eigeninitiative als vierte Säule der Rentenversicherung fördern; das Rentenniveau stabilisieren durch Automatisierungs-Gutschrift; und die Rentenbesteuerung korrigieren sowie die Doppelverbeitragung stoppen. Jeder Erwerbstätige sollte ins gemeinschaftliche Rentensystem einzahlen.
Welches Thema liegt Andrea Wittmann besonders am Herzen?
Von Corona über Klimawandel bis zum Schutz der Demokratie: In unserem Kandidatencheck haben wir die zwölf Bewerber für den Bundestag im Wahlkreis Rosenheim mit vielen Fragen konfrontiert. Das letzte Wort haben die Kandidaten selbst – mit einem Thema ihrer Wahl, das ihnen besonders am Herzen liegt.
Kultur ist Nahrung für Geist und Seele
Kunst und Kultur: Ohne Kunst und Kultur verroht der Mensch! Kunst und Kultur ist kein Luxus, sondern notwendige Nahrung für Geist und Seele und ist essenzielles „Lebensmittel“, das einem Lebensfreude, Optimismus und Visionen verleiht. Vor 100 Jahren bestimmten Hunger, Elend und unter anderem die Spanische Grippe das Leben und trotzdem sind zu dieser Zeit zum Beispiel die Salzburger Festspiele entstanden. So wie damals gibt Kunst und Kultur auch heute Unterstützung und Stärkung fürs Leben.
Kurz-Interview mit Andrea Wittmann
Ein Motto, ein Satz oder ein Zitat, das sich Ihnen besonders eingeprägt hat?
Wittmann: Mein Motto „Worte brauchen Taten!“
Sie steigen in eine Zeitmaschine. Welches Ereignis der Geschichte würden Sie gerne miterleben und warum?
Wittmann: Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee im August 1948, weil die Ergebnisse des Verfassungskonvents die Grundlage unserer Demokratie und unseres Wohlstandes sind.
Ihr Lieblingsplatz in der Region? Warum?
Wittmann: An der „Mozartorgel“ in der ehemaligen Klosterkirche Seeon. Dort bin ich seit fast 25 Jahren die Kirchenmusikerin.
In welchem Film hätten Sie gerne in welcher Rolle mitgespielt?
Wittmann: „Carmen“ als Carmen.
Wie bekommen Sie Politik und/oder Beruf/Familie unter einen Hut?
Wittmann: Meine drei Kinder sind erwachsen und meine Chefs, sowohl in der Brauerei und in der Kirche, unterstützen mich.
Ihr politisches Vorbild? Warum?
Wittmann: Der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück. Er ist ein Kirchenmann, charismatisch, gerade, zupackend und ist einer von hier.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten drei Dinge beschließen – und alle Staaten dieser Welt müssten sich daran halten. Was würden Sie tun?
Wittmann: Festlegung verbindlicher Klimaschutzziele und umsetzen; Stopp aller Waffenverkäufe und Kriege; Menschlichkeit und bessere internationale Organisation der Flüchtlingsströme.
Wen ertragen Sie nur mit Humor?
Wittmann: Ohne Humor geht’s gerade in Wahlkampfzeiten sowieso nicht...