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Almbegehung mit Grünen-Landtagsabgeordneten

Die Zukunft der Almwirtschaft: Wie steht es um den Tourismus in den bayerischen Alpenregionen?

Am konkreten Beispiel erläuterte Almbauer Anderl Aigner die Sicherung der Artenvielfalt durch die Almbewirtschaftung (von rechts): Grünen-Landtagsabgeordneter Christian Zwanziger, Jens Hornung vom Chiemgau Tourismus e.V., Elisabeth Keihl vom Achental Tourismus, Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Sengl, Anderl Aigner, Reinhard Hafner und Thomas Reitmaier von der Anbietergemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof im Chiemgau e.V.
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Am konkreten Beispiel erläuterte Almbauer Anderl Aigner die Sicherung der Artenvielfalt durch die Almbewirtschaftung (von rechts): Grünen-Landtagsabgeordneter Christian Zwanziger, Jens Hornung vom Chiemgau Tourismus e.V., Elisabeth Keihl vom Achental Tourismus, Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Sengl, Anderl Aigner, Reinhard Hafner und Thomas Reitmaier von der Anbietergemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof im Chiemgau e.V.

Wie gestaltet sich angesichts zahlreicher neuer Herausforderungen der Tourismus in den bayerischen Alpenregionen - speziell mit Blick auf die Zukunft der Almwirtschaft? Einen Einblick in die Situation verschaffte sich Christian Zwanziger, Sprecher für Landesentwicklung und Tourismus der Grünen im Bayerischen Landtag, zusammen mit der Grünen-Landtagsabgeordneten Gisela Sengl und zahlreichen Experten bei einer Exkursion auf die Piesenhausener Hochalm.

Unterwössen - Beim Besuch der Almenwelt-Ausstellung im Alten Bad in Unterwössen berichtete Anton Greimel über das Leben und Arbeiten auf der Alm, von der vielfältigen Flora und Fauna sowie den Sagen. Auf die stark veränderten Aufgaben einer Tourismus-Destination ging Elisabeth Keihl, Chefin des Tourismus-Verbunds Achental, ein. So mache die Beratung nur noch etwa 15 Prozent aus. Immer wichtiger seien die Bereitstellung von Infos über digitale Kanäle, die Möglichkeit zur Online-Buchung und ein breit aufgestelltes Marketing.

Realisierbar sei dies nur im Verbund mit anderen Gemeinden und dem Chiemgau Tourismus. Als entscheidendes Zukunftsthema sah sie den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs auf dem Land, damit die Gäste attraktive Ausflugsziele in der Region auch ohne Auto erreichen könnten. Dies sei ganz im Sinne des naturnahen und nachhaltigen Tourismus. Vorbildhaft sei etwa das Pilotprojekt des Münchner Alpenvereins mit dem Bergbus, der am Wochenende ausgewählte Tourismusziele, darunter auch im Chiemgau, ansteuert.

„Wandern ohne Auto“ im Chiemgau

Hier sei auch die Landespolitik gefordert. Christian Zwanziger unterstützte dieses Ziel, war er doch selbst im Rahmen der Tourismustour „mit Rad, Bahn und Bus“ auf dem Zweirad vom Bahnhof in Übersee aus angereist. Jens Hornung vom Chiemgau Tourismus e.V. verwies in diesem Zusammenhang auf das neue Tourenangebot „Wandern ohne Auto“ im Chiemgau. Eine intensive Diskussion gab es auch zum Thema „Angebote für Mountainbiker“ im Achental. Neben neu ausgewiesenen Streckenangeboten im Achental komme es immer wieder zu Konfrontationen von Wanderern und Bikern auf schmalen Steigen und Trails. Auch müssten sich die Almbauern auf den von ihnen angelegten Wirtschaftswegen öfter ungerechtfertigterweise Beschimpfungen anhören.

Gisela Sengl brachte zur Sprache, ob man nicht mit den Forstbehörden über die Ausweisung spezieller Downhill-Trails an geeigneten Strecken diskutieren könnte. Diese Sportattraktion gerade für jüngere Leute erfreue sich in anderen Alpenregionen großen Zuspruchs. Der Hochplattenlift biete gute Möglichkeiten. Laut Elisabeth Keihl stehe man im Achental seit einem Jahr in intensivem Austausch mit unterschiedlichen Interessengruppen.

Modernisierung von alten Almhütten als Teil eines „nachhaltigen Generationenvertrags“

Sepp Grießenböck von der Bergwacht Grassau berichtete von Schwierigkeiten bei Rettungsbenachrichtigungen gerade im Grenzgebiet, weil das österreichische Handynetz oft das deutsche überlagere, was zu Zeitverzögerungen führe. Zur konkreten Situation auf den Almen gab Anderl Aigner, Besitzer der Piesenhausener Hochalm, umfassend Auskunft. Aktuell bereite die Ausbreitung des für Kühe giftigen Kreuzkrauts auf den Almwiesen Sorge. Die Modernisierung von zum Teil jahrhundertealten Almhütten für Gäste sehe er als Teil eines „nachhaltigen Generationenvertrags“.

Aigner erläuterte die Bedeutung der Almwirtschaft für den Erhalt der Artenvielfalt und einer einzigartigen Kulturlandschaft, die auch Kernelement für einen attraktiven Tourismus in der Region sei. Besonders die dauerhafte Ansiedlung des Wolfes und erste Spuren von Bärenaktivitäten bereiten den Almbauern große Zukunftssorgen. Er berichtete von möglichen Zusammenhängen mit dem tragischen Absturz von neun Jungrindern im Juni an der Zellerwand bei Schleching.

Almwirtschaft und Wolfsaktivitäten

Gisela Sengl machte deutlich, dass „Almwirtschaft und Wolfsaktivitäten für mich in unserer stark besiedelten Tourismusregion hier nicht zusammenpassen“. Notwendig sei ein „regionales Bestandsmanagement“ und Ansprechpartner vor Ort, um im Bedarfsfall schnell auch mit einer Entnahme reagieren zu können. Christian Zwanziger verwies auf andere Orte, wo ein Nebeneinander von Mensch und Tier möglich sei. Laut Sengl sei die Situation im Chiemgau jedoch nicht mit Slowenien oder den Apenninen vergleichbar: „Wir müssen drauf schauen, dass uns die Almwirtschaft nicht wegbricht.“

Über die Möglichkeiten für nachhaltigen Tourismus im Hotelgewerbe informierten sich die beiden Abgeordneten abschließend im Chiemgauhof in Feldwies/Übersee, der neu gebaut werden soll.

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