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Mountainbike-Profi Jasper Jauch über Rampen und Rücken

Bikepark in Traunstein nimmt Fahrt auf: „Da wird jetzt was passieren, da rührt sich was“

Collage: links: Bikepark Traunstein von oben; rechts: Jasper Jauch
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Der Bikepark in Traunstein nimmt Fahrt auf: Was hat das mit dem Mountainbike-Profi Jasper Jauch zu tun? Und warum war es eigentlich in den letzten Jahren so still auf dem Gelände?

„Schon schade, dass die Rampe kaputt ist, die muss ich mal reparieren.“ Gesagt, getan: Jasper Jauch ist einer der besten deutschen Downhill-Biker und seit einigen Monaten Traunsteiner. Jetzt hat er den Bikepark am Sparzer Graben entdeckt und gleich mal mit angepackt. Warum das Projekt eingeschlafen war, wie es jetzt weitergeht und warum sich Jasper im Interview an die Fahrradrampe lehnen will:

Traunstein - „Ich habe eine Hartz-IV-Jugend hinter mir und bin viel umgezogen in meinem Leben. Ich habe eigentlich immer den Traum gehabt, mal so einen Spot vor der Haustür zu haben.“ Die Sonne scheint, im Hintergrund fliegen Jugendliche auf Rädern durch die Luft. Wir sind mit Jasper Jauch im Bikepark in Traunstein verabredet und dort ist es ungewöhnlich voll.

Am Bauwochenende (6. April) flogen Fahrräder, Schaufeln und Bagger durch die Luft. Der Bikepark in Traunstein wird zu neuem Leben erweckt.

Mountainbike-Profi rollt Bikepark in Traunstein neu auf

„Können wir vielleicht da rübergehen, ich muss mich anlehnen“, bittet Jasper. Er habe „Rücken“. Ob das wohl vom vielen Rampenbauen kommt? Wissen wir nicht. So oder so könnte man Jasper Jauch als Rampensau bezeichnen, im positivsten Sinne: Bis 2018 ist er im Downhill-Weltcup mitgefahren und immer noch ist er Mountainbike-Profi durch und durch. Sein Leben dreht sich um den Sport, mittlerweile teilt er seine Leidenschaft auch lukrativ auf Social Media: Vor einem Jahr ist er nach Traunstein gezogen:

Wie cool ist das denn!“, hat er sich gedacht, als er den Bikepark am Sparzer Graben entdeckte. In seiner bewegten Vergangenheit wäre es schwer gewesen, sowas zu finden. Die Idee hätten er und seine Kumpels immer gehabt, aber das Grundstück fehlte und später kam mit dem Erfolg im Radsport das ständige Umziehen dazu. Keine Chance für einen Bikepark. Und dann ist Jasper in der neuen Wahlheimat einfach drüber gestolpert:

„Wenn das keiner macht, mache ich das eben.“ Rampenbau 2.0

„Die haben das hier öffentlich zugänglich, die meisten Spots sind ja abgesperrt. Mega cooler Spot, aber schade, irgendwie ganz schön runtergekommen.“ Eigentlich wollte er nur für ein Video einen Trick mit dem Fahrrad aufnehmen, aber die kaputte Rampe fiel im ins Auge. Jasper fing dann einfach an, sie zu reparieren: „Wenn das sonst keiner macht, mache ich das eben.“ Er habe damals gar nicht gewusst, wer den Bikepark betreibt. Irgendwann sei er aber dann auf David gestoßen:

Wieder aufpumpen - die Luft war etwas raus

„Wir waren damals so zwanzig Leute und auf der Suche nach einem Grundstück.“ David Fackler ist Mitbegründer des Vereins Cypress Dirt Club und Mitinitiator des Fahrradparks in Traunstein. Schon 2008 kam die Idee auf. Drei Jahre später konnte der Bikepark eröffnet werden, die Stadt Traunstein hatte den Bikern das Grundstück am Sparzer Graben zur Pacht angeboten. Früher war hier die Skisprungschanze: Perfekt auch zum Anlauf nehmen beim Anfahren für die verschiedenen Rampen beim Biken. Außerdem zentral gelegen, und generell abfallendes Gelände, also super für einen Bikepark, erklärt David.

Bei der sogenannten Double Line springt der Biker über die erste Rampe, überfliegt die Spalte und landet im besten Fall am Ende der zweiten. Hier messen Jasper und der Bikernachwuchs den Abstand. Im Gegenteil zur normalen „Table Line“ sei dieser Sprung risikoreicher, was das Verletzungspotential betrifft, erklärt Jasper.

Dann habe aber der Zahn der Zeit an dem Projekt genagt. Viele der Vereinsmitglieder seien, so David, weggezogen oder hätten mit dem Biken aufgehört. Letztlich musste er das Ganze mehr oder weniger im Alleingang stemmen. Immer wieder gab es auch Erneuerungsaktionen. Einige wenige Kinder und Jugendliche waren auch nach wie vor mit ihren Bikes am Start: „Wir haben schon versucht, alles immer mal zu erneuern, auch jedes oder jedes zweite Jahr wieder eine Aktion, aber es ist halt nie so richtig angelaufen.“ Das soll jetzt anders werden. David ist froh, dass Jasper Jauch mit in das Projekt eingestiegen ist.

Partizipation wirkt Identitätsstiftend? Jugendliche helfen bei ‚ihrem‘ Bikepark mit

„Wir können sein Engagement, aber auch seine Bekanntheit nutzen“, erzählt David. Und jetzt seien die Aufgaben einfach besser verteilt. Jasper war auch von Anfang an wichtig, den Bikepark zusammen mit den Kindern und Jugendlichen neu aufzubauen: „Wenn die mitbestimmen dürfen, was hier gebaut wird, und sogar selber mithelfen, dann können sie sich viel mehr mit ‚ihrem‘ Bikepark identifizieren.“ Beim Bauwochenende Anfang April waren dann alle generationsübergreifend am Start, um den Bikepark zu neuem Leben zu erwecken. Jasper ist sich sicher: „Da wird jetzt was passieren, da rührt sich was.“

Viel Support dank neuem Schwung

Professionelle Unterstützung gab es von Firmen wie Berger oder Tradler, selbst begeisterte Biker, die Bagger und Erde sponserten. Essen und Getränke übernahmen unter anderem die Fahrradläden Cypress und E*thirteen, wofür Jasper und David super dankbar gewesen seien. Das Holz für die Rampen hatte Jasper übernommen und so halfen alle zusammen, dass der Park wieder Spaß macht: Ein Appell hat Jasper dann aber noch, damit sich der Bikepark und der Verein auch in Zukunft weiterentwickeln können:

Verantwortung übernehmen: her mit den Bikefreunden!

„Der Junge, der gerade oben auf dem Absprung steht, der ist auch schon ein bisschen älter und hat hier so seine zwei, drei Freunde und die sind, glaube ich, schon auch bereit, so ein bisschen Verantwortung zu übernehmen.“ Und das sei eben wichtig, dass sich jetzt viele finden, die Lust haben, mitzumachen. Bislang gab es wenig Berührungspunkte mit dem Verein, aber das soll nicht so bleiben.

„Ich würde es eigentlich schon cool finden, wenn einfach alle, die hier regelmäßig fahren, alle, die das interessiert, in den Verein eintreten und Teil dieses Vereinsleben werden. Das heißt, dass es vielleicht früher oder später eine WhatsApp-Gruppe gibt oder eben generell einfach regelmäßige Treffen. Ich bin wahrscheinlich nicht immer dabei, aber kann sicher alle drei Wochen meinen Senf dazu geben und was ich tun kann, ist organisieren im Background.“

Der Bikepark soll für alle Level etwas bieten

Der Bikepark ist übrigens für alle geeignet, vom Anfänger bis zum Profi. Und gerade für Kinder aus sozial schwächeren Familien, wie auch Jasper Jauch damals, ist der Traunsteiner Bikepark eine gute Möglichkeit, mit dem Biken zu beginnen. Kein Eintritt und vieles ist auch mit einem ganz normalen Fahrrad machbar. Sogar der E-Biker, sagt Jasper, könne den „Pumptrack“ fahren. Na dann - keine Ausreden - Biken ist wie Fliegen nur härter. Und Jaspers Rücken geht es sicherlich jetzt auch schon wieder besser - muss ja, denn das nächste Bauwochenende wartet schon.

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