Feier im Hefterstadel
Abschied nach 27 Jahren: Warum die Grassauer Marktkapelle ihren Dirigenten so schätze
Die Marktkapelle Grassau hat mit einem Konzert ihren langjährigen Dirigenten verabschiedet. Doch der Nachfolger ist schon gefunden.
Von Uta Grabmüller
Grassau – Der Hefterstadel war gesteckt voll: Gefühlt ein Drittel Musikantinnen und Musikanten und zwei Drittel Publikum. Oder umgekehrt? Es ging ineinander über, was sich im Grassauer Hefterstadel eingefunden hatte, um das Abschiedskonzert der Marktkapelle Grassau für ihren und mit ihrem langjährigen Kapellmeister Wolfgang Diem zu erleben.
Die große Kapelle mit 65 Mitgliedern und rund 200 Zuhörerinnen und Zuhörern erlebten einen musikalisch gelungenen und atmosphärisch lockeren, freundschaftlichen Abend, sind und waren doch viele der Anwesenden selbst Teil des lebendigen Grassauer Musiklebens.
Musikleben seit Jahren geprägt
Wolfgang Diem hat es seit Jahrzehnten geprägt, hat Musikschüler groß werden sehen, hat sie begleitet von Kinderorchester über Jugendkapelle bis in die Marktkapelle. Ausgesprochen viele haben die Musik auch als Beruf gewählt – und etliche Ehemalige fanden sich nun wieder in Grassau zu Diems Ehren ein, um ein letztes Mal unter seinem Dirigat mitzuspielen.
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1995 hatte Wolfgang Diem den Dirigentenstab vom Gründer der Marktkapelle Grassau, Hans-Josef Crump, übernommen, der sie nach Gründung einer Jugendkapelle 20 Jahre zuvor zu einem schon sehr versierten Blasorchester ausgebildet hatte. Diem konnte auf guter Grundlage weiterarbeiten und entwickelte die Kapelle in 27 Jahren weiter. Viele Auszeichnungen und Erfolge wurden ihr zuteil. Im Abschiedskonzert bewies sie erneut ihr Können, unter anderem mit Albert Osterhammer, Solo-Klarinettist bei den Münchner Philharmonikern.
Wertvolle Kultur- und Jugendarbeit
Der jetzige und der frühere Bürgermeister, Stefan Kattari und Rudi Jantke, waren auch gekommen, um Wolfgang Diem für seine wertvolle Kultur- und Jugendarbeit in der Marktgemeinde zu danken. Der Vorsitzende des Musik- und Gesangvereins Grassau, Tobias Gasteiger, selbst seit 20 Jahren Kapellenmitglied, sprach Diem im Namen des Vereinsvorstands und aller Mitglieder seinen Dank aus, dass er die Kapelle so hervorragend weiterentwickelt habe – und das mit Freundlichkeit, Wohlwollen und gleichbleibend guter Laune: Er war „der beste Musimoasta für uns“.
Dass auch die Zukunft in Grassau musikalisch gesichert ist, wurde im Konzert deutlich, als bei den ersten Stücken auch einige Mitglieder der Grassauer Jugendkapelle im Orchester saßen und mitspielten: Auf dem Programm standen „Never Forget your Friend“ und „Fluch der Karibik“ – zwei Stücke aus dem Repertoire der Jugendkapelle.
Instrumentengruppen im Mittelpunkt
Die Marktkapelle stellte dann an den Anfang ihres Konzerts den gravitätischen „Festmarsch über Themen aus dem 5. Klavierkonzert Es-Dur“ von Ludwig von Beethoven. Bravourös ging es weiter mit der Polka „Das ist mein Leben“ von Franz Watz. Der Hit „Music“ von John Miles aus den Anfangsjahren der Marktkapelle Mitte der 1970er Jahre folgte, leidenschaftlich gespielt nach dem Motto (und Liedtext) „Music is my first love“.
Das weitere Programm stellte einzelne Instrumentengruppen in den Mittelpunkt und zeigte deren hervorragende Leistungen, so beim Solo der Alphornbläser der Marktkapelle in „Begegnungen“, bei „Two Centuries“ von Mario Bürki oder bei den „Posaunen von Jericho“ von Gottfried Veit.
Auch die Zukunft der Kapelle ist gesichert: Aus drei Bewerbern für das Dirigentenamt haben die Mitglieder sich für den Grassauer Stefan Fußeder entschieden, der die Arbeit gerne weiterführen wird. Wolfgang Diem verabschiedete sich von Musikantinnen, Musikanten und dem Publikum mit seinem Lieblingschoral als letzter Zugabe: „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Und er dankte mit herzlichen Worten für die mit der Marktkapelle verbrachten Jahre, in denen viele daran beteiligt waren, dass die Musik, die Proben, die Auftritte so gut gelangen und Allen Freude machten.
Natürlich geht eine solche Ära nicht ohne großartige Feier im Rahmen des Musik- und Gesangvereins Grassau zu Ende: Im Anschluss an das Abschiedskonzert kamen Orchester- und Vereinsmitglieder im benachbarten Heftersaal zusammen, um nicht nur ein reiches Büfett, ausgerichtet von der Rottauer Wirtsfamilie Schmidt, zu genießen, sondern auch um Wolfgang Diem noch mit außergewöhnlichen Geschenken zu überraschen. Die Brücke zur Zukunft schlug dann der stellvertretende Dirigent Wolfgang Kink, als er mit der Kapelle zwei Stücke spielte.
Und wer hörte hoch konzentriert zu? Wolfgang Diem. Er nickte dann anerkennend und meinte zufrieden: „Basst.“ Die Marktkapelle Grassau, ein hervorragendes Orchester, ist, so befand er, auch weiterhin in guten Händen.