122 Rehkitz-Einsätze über 883 Hektar Fläche in 24 Tagen
Die Bambi-Teams bekommen Unterstützung: So arbeitet die „Rehkitzrettung Grabenstätt“
Sie retten Rehkitze vor große Mähwerken: Der gemeinnützige Verein „Rehkitzrettung Grabenstätt“ hat alle Hände voll zu tun. Nun haben sie technische Hilfe bekommen. Vereinsvorsitzende Theresa Biller erzählt von den Einsätzen und welcher Moment ihr am meisten in Erinnerung geblieben ist.
Grabenstätt/Chiemgau – Wegen der großen Nachfrage in der Premierensaison 2022 stand dem Ende 2021 gegründeten gemeinnützigen Verein „Rehkitzrettung Grabenstätt“ heuer noch eine zweite Drohne mit Wärmebildkamera zur Verfügung. Dies erwies sich als großer Vorteil.
Zahl der Einsätze steigt rapide
So konnten an 24 Einsatztagen im Mai und Juni in 122 Einsätzen beachtliche 883 Hektar Fläche Grünland kurz vor der Mahd abgeflogen und noch mehr Rehkitze aufgespürt und in Sicherheit gebracht werden als im Jahr zuvor. Damals waren es mit einer Drohne in 49 Einsätzen „nur“ gut 300 Hektar abgesuchte Fläche. „Eine Drohne war heuer zum Beispiel früh morgens zwischen Grabenstätt und Vachendorf im Einsatz, während die andere zeitgleich in Übersee startete“, freute sich Vereinsvorsitzende Theresa Biller über die hinzugewonnene Flexibilität.
Auch wenn die Planung der Routen und kürzesten, sprich zeitsparendsten Fahrwege sowie die Organisation der Teams und der ständige Austausch während der Einsätze oft sehr aufwändig gewesen seien, habe meist alles nach Plan funktioniert. Auch auf die Technik war Biller zufolge immer Verlass. Ein Sonderlob zollte die 26-Jährige ihrem engagierten jungen Team, das sich derzeit aus 19 Ehrenamtlichen zusammensetzt, darunter 15 Helfer und vier Drohnenpiloten. Zu Letzteren gehört auch Biller selbst. Die Anschaffung der 8000 Euro teuren neuen Drohne hatte die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung mit einer Förderung von 4000 Euro mit ermöglicht. Den restlichen Betrag hat man vor allem mit Hilfe von Spenden aufgebracht.
Zum ersten Einsatz ist die Rehkitzrettung Grabenstätt heuer am 3. Mai im Vachendorfer Gemeindegebiet gerufen worden. „Nach einer schlechtwetterbedingten Pause sind wir Ende Mai und Anfang Juni drei Wochen lang quasi im Dauereinsatz gewesen“, erinnert sich Biller. Unterwegs waren ihre Drohnen-Teams in den Gemeinden Grabenstätt, Vachendorf, Übersee, Surberg, Prien und Schleching, im Stadtgebiet von Traunstein und jeweils einmal sogar in Altenmarkt und Ruhpolding. Meistens ließ man die Drohnen in den frühen Morgenstunden fliegen. Startzeit war in der Regel zwischen 3 und 4 Uhr morgens.
Besonders in Erinnerung geblieben ist Biller folgende nette Begebenheit: „Auf dem Bildschirm der Drohnensteuerung wurde mir eine Wärmequelle angezeigt und als wir uns dem Punkt langsam näherten, kam uns das Rehkitz bereits entgegen, da es unsere Schritte im Hohen nassen Gras scheinbar als die seiner Mutter hielt. Ganz verdutzt stand es dann vor uns und wir sicherten es schnell, damit es nicht doch noch abhauen konnte“.
Mitarbeiter gesucht
Die Zusammenarbeit und Kommunikation mit Landwirten und Jägern habe wieder sehr gut geklappt. Man habe von ihnen auch viel Lob und Dank bekommen, freut sich Biller. Insgesamt sind heuer zirka 130 Anfragen bei der Rehkitzrettung eingegangen. Dank der zweiten Drohne hat man heuer keinem Anrufer absagen müssen – im Gegensatz zum Vorjahr. Auch in der kommenden Saison hofft man wieder, vielen Rehkitzen das Leben retten zu können. Ein Anruf bei der Drohnen-Hotline 01575/ 2084159 genügt. „Wichtig ist, dass man spätestens am Tag vor der Mahd bei uns anruft, damit wir rechtzeitig, eventuell gleich am nächsten Morgen loslegen können“, appelliert Biller und hofft, dass noch weitere dringend benötigte, motivierte Helfer und Piloten ihr Team verstärken.