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76 Freiwillige im Einsatz

„Wir kommen langsam an unsere Grenzen“: Feuerwehr Kiefersfelden zieht bedenkliche Bilanz

Ein spektakulärer Einsatz der Feuerwehr Kiefersfelden auf der Autobahn A 93 in Richtung Kufstein, wo ein brennender LKW den Einsatzkräften alles abverlangt hat.
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Ein spektakulärer Einsatz der Feuerwehr Kiefersfelden auf der Autobahn A 93 in Richtung Kufstein, wo ein brennender LKW den Einsatzkräften alles abverlangt hat.

Genau 124 Einsätze verzeichnete die Freiwillige Feuerwehr Kiefersfelden im Jahr 2022. Eine große Belastung für die 76 ehrenamtlichen Retter. Doch das ist noch nicht alles.

Kiefersfelden – Zur 137. Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr konnte sich nicht nur Vereinsvorsitzender Sepp Pirchmoser über einen randvollen Besprechungssaal beim „Schaupenwirt“ freuen. Nach Begrüßung und den üblichen Regularien rekapitulierte Kommandant Kilian Hager nochmals gezielt einzelne Ereignisse aus dem zurückliegenden Jahr.

Lehrgänge, Übungen und Mehr

Zu den vielen Besprechungen, Lehrgängen und Schulungen kamen insgesamt 67 Übungen mit einem erheblichen Stundenpotenzial hinzu. In die verschiedensten Einsatzorte mussten die Blauröcke genau 124 Mal ausrücken, darin enthalten waren auch 37 Brandeinsätze. Geleistet wurde das von insgesamt 76 aktiven Feuerwehrlern, die dabei noch von zehn bestens ausgebildeten Jugend- und Quereinsteigerkräfte unterstützt wurden. „Wir kommen aber so langsam an unsere Grenzen, sind praktisch schon jeden zweiten Tag unterwegs zu irgendeinem Einsatz“, sah der erste Feuerwehrmann der Gemeinde die Zukunft seiner Kameraden nicht gerade rosig.

Ein besonderes Augenmerk richtete er auf die sogenannten First Responder-Einsätze, die im vergangenen Jahr deutlich zugenommen haben und auch heuer zeichnet sich schon die Tendenz einer weiteren Steigerung ab. „Es kommt“, so der Kommandant, „immer häufiger vor, dass einfach wir als Feuerwehr alarmiert werden, wenn kein Rettungsdienst wie beispielsweise das Bayerische Rote Kreuz (BRK) oder andere Erste-Hilfe-Dienste greifbar sind“. Auf keinen Fall sieht er das als Aufgabe der Feuerwehr. „Aber wenn halt der Piepser losgeht, fahren wir hin, ohne Wenn und Aber, schließlich geht es zumeist um Menschen .“

Was sind soegnannte First-Responder?

Die First Responder vor Ort leiten erste Maßnahmen zur Gefahrenbeseitigung ein und leisten Erste Hilfe bei Verunfallten oder Verletzten. Je schneller qualifizierte Maßnahmen durchgeführt werden können, desto günstiger ist der weitere Behandlungsverlauf bei den Geschädigten oder effizienter die Gefahrenabwehr.

Doch mit dieser unbefriedigenden Situation wollen sich er und seine Einsatzkollegen nicht zufriedengeben. Hager verweist auf die staatlichen Stellen, die eigentlich dafür zuständig sind. Und dann wird er noch deutlicher: „Es kann meiner Meinung nach nicht sein, dass eine eigentlich von speziell ausgebildeten und auch bezahlten Kräften zu leistende Hilfe auf uns Freiwillige bewusst abgeschoben wird, nur weil mit etwas anderem mehr zu verdienen ist.“

Feuerwehr in zehn Minuten vor Ort

Damit zielte er zum Beispiel auf die Einsatzfahrten zu Ärzten oder Krankenhäusern und sonstige Krankentransporte durch BRK oder andere Hilfsorganisationen ab. Weiter führt er aus, „dass bei uns als Feuerwehr von einer Hilfsfrist zum Erreichen des Unfallorts von zehn Minuten ausgegangen wird, beim Rettungsdienst ist das nicht so gegeben.“ In Richtung des anwesenden Kreisbrandmeisters Franz Egner von der Kreisbrandinspektion Rosenheim gewandt, regte er an, doch eine weitere Verfolgung und auch Lösung dieser Misere auf der nächsthöheren Ebene anzustreben. Der so Angesprochene versprach auch sofort, diese Angelegenheit im entsprechenden Kreisgremium anzusprechen und diesbezüglich auch mit der Kieferer Feuerwehr in Kontakt zu bleiben.

Auch zu einem Einsatz gänzlich anderer Art nahm Hager kurz Stellung. „So wurden wir alarmiert, um einen Hund aus dem benachbarten Kieferbach zu retten“. Vor Ort bot sich den Blauröcken dann folgendes Bild. Eine Hundebesitzerin war mit ihrem vierbeinigen Liebling nahe des Kieferbachs unterwegs und der Hund stürzte sich spielend in das kühle Nass. Doch dann verfing sich seine Leine in mehreren Felssteinen, sodass er aus eigener Kraft nicht mehr aus dem Bach kam.

Riesengroß war das Interesse der Kieferer beim Wiedereinzug ihrer Feuerwehr ins neue Heim.

Seine Halterin versuchte, ihren Hund zu befreien, doch auch das misslang. Beide gerieten wohl in Panik und die Situation soweit außer Kontrolle, dass der Vierbeiner sein Frauchen ordentlich biss. Nun war die Gefahr durch Unterkühlung für Leib und Leben des Hundes, der niemanden mehr an sich heran ließ, im Verzuge, denn das Wasser des Kieferbachs ist recht kalt. Also waren mal wieder die Floriansjünger gefragt, die mit entsprechender Vorsicht und dem richtigen Rettungsmaterial den Hund aus seiner misslichen Lage befreiten und seinem sichtlich erleichterten Frauchen übergeben konnten.

Auch Dachse werden gerettet

Eine besondere Aufgabe war auch die Rettung von zwei Dachsen. Diese waren wohl beim Spielen unvorsichtigerweise in eine etwas tiefere Baugrube gefallen und konnten sich selbst nicht mehr aus dieser Misere befreien. Also musste die Feuerwehr helfen. Mit dem geeigneten Werkzeug konnten die verängstigten und um sich beißenden Dachse aus der Grube gehoben und wieder in die Freiheit entlassen werden. „Das war schon eine außergewöhnliche Herausforderung für uns“, stellte der Kommandant mit leichtem Schmunzeln fest.

Und letztlich stand natürlich auch der Umzug ins neue Feuerwehrheim im November 2022 im Fokus des Kommandanten. „Wir haben nicht nur ein äußerst funktionelles Haus, sondern dazu auch noch ein schönes Heim bekommen und das war alle Mühen der vergangenen eineinhalb Jahre wert“, wobei er auf die Zeit des Provisoriums in einem Zeltbau anspielte.

Zusammen mit den Geehrten, die das silberne oder goldene Feuerwehr-Ehrenzeichen für 25 und 40 Dienstjahre im Rahmen der Jahreshauptversammlung erhalten hatten, freuten sich (von li.) Tobias Retzer (25), Florian Schwaiger (25), Feuerwehrvorsitzender Sepp Pirchmoser, Bürgermeister Hajo Gruber, Kreisbrandmeister Franz Eigner, Markus Steigenberger (40), Kommandant Kilian Hager und sein Stellvertreter Christian Schmid (25).

Letztlich stellte Bürgermeister Hajo Gruber in seiner Rede heraus, „dass unsere Feuerwehr sowohl eine noble als auch die wichtigste Funktion hier in unserer Gemeinde erfüllt. Sie ist immer bestens vorbereitet und leistet wertvolle, oftmals auch lebenswichtige Hilfe.“ Sein Dank ging an die Führung und alle Einsatzkräfte „für euer Engagement zum Wohle der Gemeinde.“

Seinem Lob und Dank schlossen sich auch der Brannenburger Polizeiinspektionsleiter Josef Mühlbacher sowie Kreisbrandmeister Franz Egner als Vertreter des Kreises an, die dazu unisono noch den Stellenwert der Feuerwehr in der Gesellschaft heraushoben.

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