Bruckmühler Bäcker und ihre Ideen gegen die stechende Plage
Wie Dompteurin Sabine Lehmeier Wespen mit roten Lollis dressiert
Als Bäckerin hat Sabine Lehmeier aus Bruckmühl nicht nur im Sommer mit Wespen zu kämpfen. Nun hat sie den ultimativen Trick gefunden, der den Wespen schmeckt und die Menschen verschont.
Bruckmühl – Dass die Verkaufstätigkeit in Bäckereien durchaus ein Job „mit hohem Gefährdungspotenzial“ sein kann, ist nicht nur im Sommer zu beobachten. An Fliegenklatschen, Ventilatoren oder Lichteffekte haben sich die Wespen schon gewöhnt. Wird das alte Hausmittel „Bier“ verwendet, schlafen sie ihren Rausch aus und machen weiter. Doch nun hat Sabine Lehmeier aus Bruckmühl den ultimativen Trick gefunden, der den Wespen schmeckt und die Menschen verschont.
Auch wenn es kühler wird, kommen sie an warmen Herbsttagen mit jedem Sonnenstrahl wieder zum Vorschein: die lästigen und stechenden „Ungeheuer“. Von Wärme und duftenden Backwaren angelockt, nutzen die Wespen offen stehende Türen oder Fenster als Einflugschneise zum ultimativen Nasch-Paradies.
Nach Bier schlafen sie ihren Rausch aus
Nach Auskunft der ortsansässigen Bäckereien machten sich je nach Geschäftsgröße und Auslagenbestückung bis zu 70 Wespen gleichzeitig über das Süßigkeiten-Schlaraffenland mit Kirschtaschen, Mohn- und Apfelkuchen oder Nussschnecken und Bienenstich her. Das fliegende „Überfallkommando“ nahm teilweise solche Ausmaße an, dass sich sogar der Bezahlvorgang und die Übergabe der Backwaren vom Bäckereipersonal an die Kunden zu kleinen Mutproben aller Beteiligten entwickelten. Nicht selten, dass einem dabei die „gelb-schwarzen Flieger“ quasi um die Ohren flogen. Und wie soll es anders sein: Auch „Stichverletzungen“ gehören nicht selten zum Berufsalltag von Bäckerei-Verkäuferinnen.
Dabei stellt sich ihnen alle Jahre wieder die gleiche Frage: Wie kann dieses Problem „tierfreundlich“ gelöst werden, ohne den „Invasoren“ ans schwarz-gelbe Leder zu gehen?
Nach Recherchen unserer Zeitung greifen die meisten Fachgeschäfte zu technischen Hilfsmitteln. Die Kombination von Farblichtern und Ventilatoren führe, so die einhellige Bilanz, aber nur bedingt zu den gewünschten „Verdrängungserfolgen“.
Andere nahmen die altbewährte Fliegenklatsche von daheim mit zur Arbeit, um durch wedelnde Bewegungen die aufdringlichen Naschwespen in die Flucht zu schlagen. Doch auch hier lautet das Fazit: Das ist nur eine Notlösung, schließlich können die Verkäuferinnen ja nicht den ganzen Tag hinter der Verkaufstheke stehen und mit der Klatsche rumhantieren. Auch Abdeckhauben in den verschiedensten Größen und Arten waren nicht der Hit.
In einer anderen Backwarenverkaufsstelle griffen die pfiffigen Verkäuferinnen auf ein altbewährtes bayerisches, wenn auch nicht ganz legales Hausmittel zurück: Bier. Natürlich mussten die kleinen Stechmonster auch daran naschen, mit dem Ergebnis, dass sie sich nach dem Genuss in die Ecke setzten und ihren Rausch ausschliefen. „Ruck-zuck war die Sache zumindest für ein paar Minuten erledigt“, berichtet ein Verkäufer.
Die ultimative Lösung mit einem grandiosen „Win-Win-Effekt“ aber hatte Sabine Lehmeier von der Bäckerei Anders: Sie hatte gehört, dass Wespen wie kleine Kinder seien. „Sie sollen total irre auf Lutscher abfahren, also habe ich ein Dutzend rote Lollis gekauft.“ Fünf davon steckte sie dann in eine normale Semmel und platzierte das süße „Fressangebot“ mitten auf dem Verkaufstresen. Und siehe da: „Die Sache war einfach genial, innerhalb weniger Minuten stürzten sich die Wespen wie Kamikazeflieger auf meine Lolli-Semmeln.“
Zwölf Lutscher reichen für vier Tage
In perfekt abgestimmter Teamarbeit und sage und schreibe nur zwei Stunden waren die roten Lutscher bis auf den Stil abgenagt. „Dann flogen die Wespen zum nächsten Lolli“, erzählt die Bruckmühlerin. Mit den Lolli-Semmeln mitten in der Auslage waren die Wespen optimal „geparkt“ und anscheinend richtig zufrieden. „Und wir Verkäuferinnen und unsere Kundschaft hatten endlich unsere Ruhe“, reckt die Bruckmühler Wespen-Dompteurin ihre „Siegerfäuste“ in die Höhe. Einziger kleiner Wermutstropfen: Alle vier Tage musste neuer Lolli-Nachschub
