Die Deutsche Bahn im Fokus der Kritik
Widerstand in Region gegen Nordzulauf: Brennerdialog schmiedet Allianz gegen DB-Megaprojekte
Bislang stemmten sie sich bevorzugt als Solisten gegen Großprojekte wie „Stuttgart 21“ und den Fehmarnbelttunnel. Jetzt wollen acht Bürgerinitiativen gemeinsam gegen Mega-Vorhaben der Bahn angehen. Dem Brennerdialog geht‘s um Wirkung und Aufmerksamkeit für den Widerstand gegen den Brenner-Nordzulauf.
Stephanskirchen – Mehr Aufmerksamkeit und ein Plus an Schlagkraft: Das erhoffen sich der Brennerdialog aus der Region Rosenheim und sieben weitere Bürgerinitiativen von ihrem Zusammenschluss. Gemeinsamer Nenner ist der Widerstand gegen Großprojekte der Deutschen Bahn.
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Bislang hatte der Brennerdialog fast im Alleingang den Widerstand gegen den Brenner-Nordzulauf koordiniert. In den vergangenen Monaten hatte sich allerdings die Front gegen den Neubau einer Trasse im Landkreis Rosenheim gelichtet. In einigen Gemeinden war der Elan geschwunden, nachdem die Bahn im April ihre Vorzugstrasse mit zwei Inn-Querungen und einem Verlauf größtenteils östlich vom Inn vorgestellt hatte.
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Diese sogenannte violette Trasse soll im Norden des Landkreises an Großkarolinenfeld und Rosenheim vorbei und nach der Querung des Inns nordwestlich um Stephanskirchen herumführen. In der Folge verläuft sie östlich des Inns, bevor sie hinter Nußdorf unter dem Fluß hindurchführt. Nach einem kurzen oberirdischen Stück gelangt sie unter Tage nach Österreich. Einige Gemeinden wie Bad Feilnbach waren damit aus dem Schneider gewesen.
Kritiker: Großprojekte belasten das Klima zu stark
Jetzt hat sich der Brennerdialog offenbar Verbündete gesucht. Beim Verfassen von Mails an die Spitzen der Ampelparteien sei er mit anderen Bürgerinitiativen in Kontakt gekommen, sagt Thomas Riedrich, Sprecher von Brennerdialog Simssee. Dazu gehören neben Brennerdialog, Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 und „Frankfurt 22“ vier weitere Initiativen. Erstes Ergebnis der Zusammenarbeit ist eine gemeinsame Erklärung „gegen milliardenteure und klimabelastende Bahnprojekte“.
Die Infrastruktur-Megaprojekte gehörten auf den klimapolitischen Prüfstand, fordert Riedrich. „Unsere Hoffnung ist, dass es den neuen Verkehrspolitikern um Verkehr geht und nicht in erster Linie darum, möglichst viele Subventionen nach Bayern zu holen.“
Werner Sauerborn vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 sieht die Gemeinsamkeit der Projekte neben den hohen Kosten und dem Schaden für die Umwelt darin, dass sie verkehrstechnisch „hinderlich oder sogar destruktiv“ seien.
Mehr Aufmerksamkeit auf die Bürgerinitiativen in ganz Deutschland
Gemeinsam wolle man auch die Aufmerksamkeit der Klimawissenschaftler auf Belastungen durch solche Projekte lenken. „Wir sind Bahnfreunde“, beteuert Sauerborn. Wie Thomas Riedrich drängt aber auf Erhaltung und Ausbau des Bestands.
Die Bahn hat sich zuletzt in ihren Planungen von Einwänden kaum bremsen lassen. Nordzulauf-Chefplaner Matthias Neumaier versicherte den OVB-Heimatzeitungen gegenüber mehrmals, dass man im Zeitplan liege und den Bau der Trasse pünktlich hinbekomme.
Nächster Meilenstein soll 2024 der Abschluss der Vorplanungen sein. Bis 2025 soll das Projekt dem Bundestag vorgestellt werden. Da setzen Riedrich und seine Mitstreiter auf den Wechsel in der Politik. Die Beteiligten an der künftigen Regierung hätten den Klimaschutz mehr als ihre Vorgänger in den Mittelpunkt gestellt.