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Nachfrage nach MHW-Kurs so groß wie nie

Trinkwasser aus der Regentonne: In Tuntenhausen wird für den Blackout-Ernstfall trainiert

Detlef Hacker demonstriert, wie man Wasser so filtert, dass man es trinken kann. Dass das Wasser aus einer Regentonne stammt, verrät er erst hinterher – nachdem die Teilnehmer probiert haben.
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Detlef Hacker demonstriert, wie man Wasser so filtert, dass man es trinken kann. Dass das Wasser aus einer Regentonne stammt, verrät er erst hinterher – nachdem die Teilnehmer probiert haben.

Vor einem Jahr war die Vorstellung eines Blackouts weit weg. Nun gilt er zumindest als vorstellbar. Dass sich viele Sorgen machen, merkt auch der Medizinische Katastrophen-Hilfswerk (MHW). Die Nachfrage nach dem „Selbsthilfekurse für die Bevölkerung“ war noch nie so groß. Am Samstag war es wieder mal soweit.

Tuntenhausen – „Mit unseren Kursen versuchen wir, die Teilnehmenden auf Krisen vorzubereiten, um im Notfall einen kühlen Kopf zu bewahren“, sagt Matthias Fischer, Pressesprecher von MHW-Deutschland. Dass sich diese Vorbereitung viele Menschen im Moment zu Herzen nehmen, sah man an der hohen Teilnehmerzahl am Samstag. Familien, ältere und jüngere Menschen, selbst Kinder waren angemeldet, insgesamt rund 80 Personen. „Nase oder Rachen, was ist Ihnen lieber“, so begrüßte Fischer jeden Teilnehmer mit einem Lächeln, noch vor einem Guten Morgen. Der Corona-Test vor Beginn des Kurses war angesichts der hohen Inzidenzen in der Region obligatorisch. So mussten einige auch wieder mit einem positiven Testergebnis nach Hause fahren.

„Beste Entscheidung treffen können“

Alle anderen wurden von MHW-Präsident Robert Schmitt mit ermunternden Worten begrüßt: „Wir wollen Ihnen heute die Angst nehmen und zeigen, dass Sie egal, was passiert, immer eine Möglichkeit haben, die beste Entscheidung zu treffen, auch wenn die Situation brenzlig wird.“ Das kostenlose Geschenk eines solchen Kurses – der ganze Tag wurde nur mit Ehrenamtlichen gestemmt – und die damit verbundene Vorbereitung des Einzelnen für den Ernstfall entlaste vor allem die Einsatzkräfte, wenn es tatsächlich einmal zu einer Katastrophe käme, erklärte Schmitt noch eindringlich, bevor die einzelnen Übungs- und Lehrstationen geöffnet wurden. Allgemeine Hygiene in Not- und Krankheitszeiten, Behelfstrinkwassergewinnung, Bevorratung für Notzeiten oder Kochen ohne Strom waren einige der Themen an diesem Tag.

Was gehört in den Notvorrat?

Gerade das Szenario eines Stromausfalls, das gerade in der Politik thematisiert wird, interessierte die Teilnehmer stark. So wurden bei dem Thema Bevorratung die meisten Fragen gestellt. Wobei Dozent Markus Eichschmid gleich zu Beginn klar stellte, dass es hier nicht um „hamstern“ geh, sondern darum, wie sich „Otto Normalverbraucher für mindestens zehn Tage selbst versorgen kann“. Am wichtigsten zu nennen ist hier vor allem der Trinkwasservorrat, denn bei einem Stromausfall funktionieren keine Wasserpumpen. Hier schlägt das Bundesamt für Katastrophenschutz zum Beispiel für eine Person einen Zwei-Wochenvorrat von 28 Liter vor – miteingerechnet ist hier schon Wasser für die Zubereitung von Speisen.

Pro Person wird ein Vorrat von 14 Litern Flüssigkeit je Woche empfohlen.

Bei den Nahrungsmitteln bevorzugt Eichschmid das rollierende Prinzip und nicht die starre Lagerhaltung. „Man kauft im Grunde das ein, was man auch sonst essen mag und schaut immer wieder, was abläuft und ersetzt es dann wieder.“ Eichschmid selbst hat seinen Vorrat für 14 Tage in drei größeren Plastikboxen verstaut.

Nicht vergessen dürfe man auch Hygieneartikel und Medikamente, so ein weiterer Tipp. Und in den Notfallrucksack müssen ganz dringend Kopien von allen wichtigen Dokumenten. „Zeugnisse müssen Schulen nur zehn Jahr lang aufheben, wenn das Original weg ist durch Brand oder Hochwasser, hast du offiziell keinen Schulabschluss“.

Taschenlampen und Batterien für ein UKW-Radio sind ebenfalls wichtiger Bestandteil einer Bevorratung für Krisenzeiten.

Zusammenhalt wichtig

Von allen Dozenten wurde immer wieder betont, wie wichtig der Zusammenhalt in der Bevölkerung in Krisen ist und dass man durchaus auch wieder mehr Kontakt zu den Nachbarn haben soll, um sich gegenseitig im Notfall zu unterstützen. Der Selbsthilfekurs des MHW ist einzigartig. Laut Pressesprecher Fischer gibt es kein vergleichbares Kursangebot von Hilfsorganisationen. „Seitens der Politik gibt es nach Katastrophen immer wieder die Forderung, solche Krisen-Vorbereitungskurse anzubieten. Konkrete Pläne zur Umsetzung gab es dazu aber nie“.

MHW-Sprecher Matthias Fischer (links) und MHW-Präsident Robert Schmitt.

Nur Ehrenamtliche im Einsatz

Der Kurstag in Tuntenhausen mit insgesamt neun Themen wurde ausschließlich von Ehrenamtlichen in ihrer Freizeit gestemmt. Die Teilnehmer wurden den ganzen Tag bestens versorgt mit Kuchen, Obst, Getränken und einem warmen Mittagessen. Alle Dozenten, ob von der Feuerwehr, Rettungsdienst oder vom Katastrophenschutz waren bestens motiviert und engagiert.

Wo liegt der Verbandskasten?

Weitere Themen waren: Löschen von Bränden, Überleben im Brandfall, Wundversorgung und Verhalten bei Verkehrsunfällen. Vor allem bei letzterem Thema zeigte, wie wichtig es doch ist, auf dem neuesten Stand zu bleiben, was auch heißt zu wissen, wo im Auto zum Beispiel der Verbandskasten versteckt ist oder das Warndreieck liegt und vor allem wie es aufzustellen geht. Wo dieses Notfallequipment im Auto genau ist, wussten rund die Hälfte der Kursteilnehmer nicht. Geschweige denn, wie man sich am Unfallort verhält.

Auch das richtige Verhalten am Unfallort wurde beim geübt.

„Die Menschen sollen nicht in Panik geraten, am besten sollen sie ruhig und konzentriert wissen, was zu tun ist und dafür ist es wichtig in Übung, in Kontakt mit dem Thema zu bleiben ohne zu übertreiben“, so Thomas Wegner der Dozent hier. Am Schluss bekamen alle Teilnehmer noch eine Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme am Selbsthilfe-Kurs.

Wie ein Feuer gelöscht werden kann und wann man besser sofort die Feuerwehr ruft, war ebenfalls Thema.

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