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Es gibt auch gute Nachrichten

Wasservogel-Alarm am Chiemsee: Was sind die Gründe für die niedrigste Zahl seit 2012?

Eine einsame Eisente auf dem Chiemsee
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Eine einsame Eisente auf dem Chiemsee: Die Anzahl der Wasservögel geht zurück.

Rekordtief am Chiemsee: Von September bis April zählten ehrenamtliche Vogelbeobachter den niedrigsten Stand von Wasservögeln seit über einem Jahrzehnt. Woran das liegen könnte und welche guten Nachrichten es gibt.

Chiemsee – Die frische Frühlingsluft liegt am Morgen über dem Wasser, und das tote Schilf am Ufer raschelt in einer Brise. Neues Grün schiebt sich von unten durch die abgestorbenen Halme des letzten Jahres. Im Dickicht schnattern die Enten, und leise und hoch antwortet ihr Nachwuchs.

Ein majestätischer Schwan breitet seine Flügel im Landeanflug auf die Wasserfläche neben dem Ried aus. Mit seinen gestreckten Füßen berührt er das Nass zuerst und gleitet mehrere Meter über die Oberfläche, bevor er seine Flügel anlegt und sich auf den See niederlässt. Es ist ein friedliches Bild, das einem Wandel unterzogen ist, denn die Vögel am Chiemsee nehmen in ihrer Zahl ab. Das ergeben die neuesten Werte der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft (OAG) Chiemsee.

27 Zähler und 135 Stunden

Die OAG-Chiemsee zählt jährlich jeden Monat von September bis April die Bestände der Wasservögel. An 14 Zählstrecken rund um den Chiemsee beobachten die Teams von ehrenamtlichen Helfern zeitgleich, was sich auf dem Wasser tummelt. 27 Zähler haben insgesamt 135 Stunden an acht Zähltagen aufgewendet. Ihre Ergebnisse: ernüchternd.

„Die Summe aller gezählten Wasservögel über alle Zählmonate lag bei 74.628 und ist der niedrigste Stand seit mindestens 2012“, sagt Mark Kurzmann von der OAG-Chiemsee. Zahlen vor 2012 liegen dem Priener nicht im Detail vor. Trotzdem „ist schon seit vielen Jahren eine abnehmende Tendenz in der Gesamtzahl zu erkennen, ähnlich auch an vielen anderen süddeutschen Seen“, sagt der Vogelkundler.

Vergangene Saison waren es noch 80.540 gezählte Vögel, wobei man nicht sagen könne, dass von Jahr zu Jahr immer eine kontinuierliche Abnahme stattgefunden habe, erklärt Kurzmann. Wichtig sei es, die Messwerte als Momentaufnahme zu verstehen. „Es gibt ein bisschen bessere und schlechtere Jahre“, sagt er, „aber über die Jahre hinweg, in der Gesamtheit, kann man schon ganz klar erkennen, dass es weniger werden.“

Wasservogelzählung am Chiemsee: Die Saison 2023/24 in Zahlen.

Verändertes Zugverhalten

Die Gründe hierfür sind vielfältig. „Es ist schwierig, die Ursachen für die Veränderungen in den Wasservogel-Rastbeständen wirklich konkret nachzuweisen“, sagt Mark Kurzmann. Diskutiert werde zum einen verändertes Zugverhalten aufgrund von Klimaveränderungen. Viele nordische Wasservogelarten ziehen laut Kurzmann nicht mehr so weit in das mitteleuropäische Binnenland, sondern verweilen weiter in nordöstlichen Rastgewässern oder bleiben so lange im Brutgebiet, bis die Gewässer dort zufrieren, was mittlerweile seltener passiere.

„Die Lebensumstände werden nicht einfacher für die Vogelwelt“, sagt Sabine Pröls, Leiterin der Regionalgeschäftsstelle Inn-Salzach vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), und fügt als mögliche Ursache des Rückgangs, besonders bei Vögeln des Offenlandes, die Intensivierung der Landwirtschaft hinzu. Ob Brutvogel oder Wintergast, wichtig sei es, die Ruhezone einzuhalten.

Hier sieht Mark Kurzmann Verbesserungspotenzial für den Chiemsee. „Gerade in den Wintermonaten ist es eminent wichtig, dass die großen Vogelschwärme nicht gestört werden“, sagt der Vogelkundler. Während im Winter der Segelbetrieb komplett eingeschränkt ist, beobachte man seit einigen Jahren eine deutliche Zunahme der Surfer, Kajakfahrer und Stand-up-Paddler, die gerade auch die ufernahen Rastzonen durchqueren und häufig für große Unruhe sorgen.

Spiessenten auf dem Chiemsee: Wichtig ist es, sich von Ruhezonen fernzuhalten

Nicht den Schilf-Bereichen nähern

„Ich habe früher auch Windsurfing aktiv am Chiemsee gemacht und kann auch irgendwo nachvollziehen, dass man unwissentlich stört“, führt Kurzmann aus. Deshalb wünsche er sich diesbezüglich eine bessere Aufklärung und „größere Wasservogelschwärme sollten unabhängig von Schutzzonen dringend weiträumig umfahren werden.“ Ganzjährig gelte: „Einfach nicht an die Schilf-Bereiche näher heranfahren, das ist so das Essenzielle.“

Trotz des Rückgangs einiger Arten gibt es auch erfreuliche Nachrichten. Zum einen war der Oktober 2023 eine Ausnahme „mit dem zweithöchsten Oktober-Wert seit 2012“, sagt Kurzmann. Außerdem weise die Graugans schon seit einigen Jahren einen Zuwachs auf.

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