Aus unserer Serie: Ausprobiert und Miterlebt
Wasserburger Redakteurin Anja Leitner lernt das Impfen an einem „Übungsarm“
Bald schon dürfen Tier- und Zahnärzte sowie Apotheker die Corona-Impfung verabreichen. Doch wie schwierig ist das eigentlich? Anja Leitner, Redakteurin der Wasserburger Zeitung, hat es ausprobiert.
Haag – Christina Mayerhofer und ihr Team von der Grafschaft Apotheke in Haag stehen schon in den Startlöchern und üben fleißig das Nadel setzen – und zwar an einem Dummy. Beste Gelegenheit für Anja Leitner, Redakteurin der Wasserburger Zeitung, selbst tätig zu werden. „ Unter der Attrappe hatte ich mir eigentlich eine große Puppe vorgestellt, wie man sie von Tests bei Autounfällen kennt. Tatsächlich ist der Impf-Arm nur etwa zwanzig Zentimeter groß und kann über den eigenen gezogen werden, wie eine Binde.
Im 90-Grad-Winkel in den Deltamuskel
Die Apothekerinnen Christina Mayerhofer und Sarah Scherer haben mich direkt eingewiesen: Die Stelle desinfizieren, dann oberhalb des Schultergelenks drei Finger breit nach unten gehen. Dort ist die Einstichstelle. Die Nadel muss in einem 90-Grad-Winkel in den Deltamuskel, der direkt nach dem Gelenk ansetzt. Dann die Spritze aufziehen – in meinem Fall war allerdings nichts drin – und setzen.
Ich bin ein bisschen zögerlich, denn obwohl Apothekerin Sarah Scherer, die den Dummy trägt, nichts passieren kann, hatte ich trotzdem das Gefühl, ich verletze sie. „Nicht zögerlich sein“, erklärt mir Mayerhofer, „die Nadel muss mit einem Satz in die Haut. Damit erspart man den Patienten Schmerzen.“
Ich straffe die Haut, hebe die Nadel wie einen Dartpfeil und versenke ihn mit einem Schlag im Arm der Attrappe. „Ja, das war ein bisschen zu fest und zu tief“, lachen die beiden Apothekerinnen. Tatsächlich steckt die Nadel bis zur Kanüle im Arm. Da war ich wohl ein bisserl rabiat. Ich hab mit mehr Widerstand gerechnet. Beim Rausziehen muss die Nadel ganz gerade gehalten werden, damit sie nicht abbricht und der Patient keine Schmerzen hat. Das klappt ganz gut.
Neuer Versuch: Ich versuche ein bisschen feinfühliger mit meinem Dummy zu sein. Also noch mal: Haut straffen und Spritze setzen. Dieses Mal klappt es schon besser. Aber es ist gar nicht so einfach, wie aussieht. Das Rausziehen geht noch am leichtesten. Spaß macht es auf alle Fälle, aber an einem echten Menschen will ich mich lieber nicht ausprobieren.
Die neun Apothekerinnen der Grafschaft Apotheke haben in der Haager Praxis von Dr. Bücker trainiert. „Er hat sich sehr viel Zeit für uns genommen und uns viele Tipps und Tricks gezeigt“, berichtet Mayerhofer. Das Wichtigste: Nie die Nadel einfach wieder rausziehen, wenn etwas nicht klappt. Beispielsweise kann es passieren, dass der Muskel zu zittern beginnt, das hat Mayerhofer auch schon erlebt. „Dann wie gehabt das Serum injizieren. Oder wenn man vermeintlich auf den Oberarmknochen trifft – was man sich ja wahnsinnig schmerzhaft vorstellt – einfach die Nadel ein bisschen zurückziehen und spritzen. Die Geimpften merken das gar nicht“, berichtet sie. Was auch wehtut, ist die Bewegung der Nadel im Arm und wenn bei der Spritze schon Serum ausgetreten ist. „Das ist das typische Brennen“, erklärt sie. Auch der Impfstoff sei sehr empfindlich, nicht nur, was die Lagerung angehe.
Man darf das Mittel nicht schütteln oder fallen lassen – ansonsten ist er unbrauchbar.“ ie Apotheke kann wahrscheinlich Ende Januar mit den Impfungen starten, bislang wartet das Team noch auf das EDV-Programm, das noch installiert und in Betrieb genommen werden muss. Aber dann kann es losgehen. Die Nachfrage ist zurzeit nicht groß, deswegen geht Mayerhofer davon aus, dass auch Impfen ohne Termin möglich sein wird. Welchen Impfstoff die Apotheke bekommt, wissen die Mitarbeiter nicht.
