Blindverkostung endet mit Überraschung
Wettkampf der Wasserburger Hobbybrauer: Gewinner-Bier soll 2022 bei Stadtfest ausgeschenkt werden
Die Wasserburger Hobbybrauer haben ihren Meister gefunden: Das Rezept für das erste Vereinsbier, das im Sommer 2022 bei einem Stadtfest ausgeschenkt werden soll, steht fest. Es ist das Ergebnis einer Challenge mit Blindverkostung, die mit einer großen Überraschung endete.
Wasserburg – „Sehr sämig, gehaltvoll, kräftig im Geschmack – und trotzdem süffig“, schwärmt Gerd Maas, Vorstandsmitglied der Wasserburger Bierkultur e.V., über den Geschmack des ersten Vereinsbiers. Das Rezept kommt von Hobbybrauer Otto Thaller aus Schonstett. Der auf dieser Basis gebraute Gerstensaft wird 2022 erstmals bei einem Wasserburger Stadtfest ausgeschenkt.
Handgemacht nach Feierabend
Otto Thaller hat im Januar 2021 zum ersten Mal sein eigenes Bier gebraut – im häuslichen Keller in Schonstett. Beruflich kennt er sich gut aus mit der Braukunst, denn er ist seit 30 Jahren ein gefragter Experte für die Steuerungstechnik von Brauereien. Da lag es auf der Hand, es auch einmal selbst zu probieren – allerdings im kleinen Stil mit einem handgemachten Bier nach Feierabend daheim. Das ist laut Thaller eine besondere Herausforderung, denn in geringen Mengen mit einfacher Technik zu brauen, ist schwierig. Doch gemeinsam mit einem Freund wagte der Schonstetter das Experiment.
„Fuiznbräu“ aus dem Schonstetter Keller
Gleich das erste Bier aus dem Hobbykeller gelang, weitere Versuche folgten – ebenso wie auch einige Rückschläge. „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, verweist Thaller auf den herausfordernden Prozess des Brauens, der viel Zeit, Geduld und Fingerspitzengefühl erfordere.
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Zum Erfahrungsaustausch schloss er sich dem frisch gegründeten Verein Wasserburger Bierkultur e.V. an. Dort nahm er jetzt mit seinem „Fuiznbräu“ an der ersten Vereinschallenge teil. Aufgabenstellung: in guter bayerischer Tradition der jüngeren Biergeschichte seit dem 19. Jahrhundert ein Helles herzustellen, das der Verein bei einem Stadtfest ausschenken kann.
Um den Geschmack für dieses untergärige Lagerbier zu finden, hatte der Vorstand die Mitglieder um Vorschläge in Form von Bierproben gebeten und zu einer Blindverkostung eingeladen. Unter Anleitung des Vorsitzenden der Wasserburger Bierkultur, Kai Adelmann – gelernter Brauer und Biersommelier – verkosteten die Mitglieder nach einer Vorauswahl elf Biere, darunter gekaufte Produkte aus großen und kleineren regionalen Brauereien, aber auch von Mitgliedern Selbstgebrautes.
Bei der Endauswertung gab es schließlich nach Vorstandsangaben eine handfeste Überraschung: Die beiden von Mitgliedern der Wasserburger Bierkultur selbst gebrauten Teilnehmerbiere konnten sich deutlich gegen fast alle professionellen Biere von namhaften Brauereien durchsetzen. Nur das Bio-Zwicklbier der Schlossbrauerei Stein schaffte es auf Rang zwei in die Spitzengruppe. Auf Platz drei kam das Brauwerk von Ingo Schnapperelle aus Edling. Unangefochtener SieIger wurde das Festbier von Otto Thaller aus Schonstett, teilt der Verein zum Ergebnis mit.
Ein gutes Bier macht Lust auf ein Zweites
Thallers Helles hat eine hohe „Trinkability“, will heißen: Wer es kostet, bekommt Lust auf ein zweites Bier. Zu viel Charakter kann diese Freude am Nachschenken verderben, berichtet Thaller. Das ist nach seinen Erfahrungen die große Kunst beim Brauen eines Schankbieres: die richtige Balance zwischen Charakterstärke und Süffigkeit zu finden.
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Jetzt steht also das Rezept – mit vier verschiedenen Malzen und zwei Hopfensorten – und die Wasserburger Bierkultur-Braue r freuen sich schon aufs Nachbrauen und den Ausschank 2022. Da wird es dann spannend, zu welchen Geschmäckern die gleiche Rezeptur in den unterschiedlichen Braugängen auf verschiedenen Brauanlagen mit unterschiedlichen Wasserhärten führen wird.
Darüber wird dann gefachsimpelt, denn: „Wir Hobbybrauer stellen ein Bier nicht her, um damit Geld zu verdienen. Wir wollen es nicht nur trinken, wir wollen auch darüber reden. Das ist echte Bierkultur“, sagt Thaller.
So funktionierte der Wettbewerb
Beurteilt wurden die Bierproben nach einem Schulnotensystem in den Kategorien Geruch, Antrunk (der erste Eindruck beim Trinken), Rezenz (das „Prickeln“ und die Frische des Biers), Süffigkeit, Körper (wie sich das Bier im Mund anfühlt), Bittere und Nachtrunk (der Nachgeschmack), teilt der Verein in einer Pressemeldung mit.
Während das Zusammenkommen auch zum regen Erfahrungsaustausch zwischen den Hobbybrauern genutzt wurde, herrschte nach Vorstandsangaben bei den Verkostungsrunden „fast schon andächtige Konzentration auf das Begutachten, Riechen und Schmecken. Für die meisten dabei eine recht neue Erfahrung, Bier mit etwa 15 bis 16 Grad Temperatur zu trinken, weil man so Fehlaromen am besten entdecken kann“.
Urteile von „zwölf Geschworenen“
Zum Vergnügen beigetragen habe die Herausforderung, vielleicht das eine oder andere Bier zu erkennen. Aufgelöst wurde jeweils nach den einzelnen Runden, durchaus mit Überraschungen etwa wie man im Blindtest ein Lieblingsbier oder das eigene Selbstgebraute beurteilt hatte, so der Vorstand. Ein Dutzend Teilnehmer bewertete alle elf Biere. Die Urteile der „zwölf Geschworenen“ – größtenteils mit eigenen Brauerfahrungen, darunter aber auch ein paar „nur“ Bierliebhaber – wurden in Formularen gesammelt und dann nach der Durchschnittsnote über alle Kategorien und alle Tester sortiert.

