Wasserburgs Revierförster klärt auf
Imposante Schwimmroute auf die Kapuzinerinsel: Trotzen Rehe den Fluten des Inns?
Mittelgroße braune Tiere haben es sich auf der Kapuzinerinsel mitten im Inn gemütlich gemacht. In aller Ruhe suchen sie in kleinen Gruppen oder auch alleine nach Nahrung. Handelt es sich etwa um Rehe - und wenn ja, wie kommen sie dahin?
Wasserburg am Inn - Bei genauerem Hinsehen sind sie deutlich erkennbar: Es muss sich wohl wirklich um Rehe handeln, die auf den Fotos unseres aufmerksamen Lesers zu sehen sind.
Tobias Büchner verwundert das nicht. Er ist als Revierförster für Wasserburgs Wälder zuständig und ist sich sicher: Die Rehe schaffen es, auf die im Inn gelegene Insel zu gelangen.
„Keine Seltenheit und auch kein Kuriosum“
Er traut es den Wildtieren durchaus zu, dass sie hinüberschwimmen: „Ich habe es zunächst auch nicht geglaubt, bis ich es eines Tages mit eigenen Augen gesehen habe. Zunächst dachte ich, es sei ein Schäferhund, aber beim genauen Hinsehen war eindeutig ein Reh erkennbar, das scheinbar mühelos den Innstausee an der Wuhr durchschwommen hat, auf der anderen Seite aus dem Wasser gesprungen und im Wald verschwunden ist.“
Ein bisserl überrascht es Büchner schon, dass sie sich bei dem aktuell relativ hohen Wasserstand des Inns trauen, aber dass sie es tatsächlich tun, verwundert ihn überhaupt nicht.
„Es ist keine Seltenheit und auch kein Kuriosum, dass Rehe schwimmen können - und zwar nicht nur im Sommer. Ich habe es auch schon in der kalten Jahreszeit erlebt, dass die Tiere beispielsweise Nebenflüsse wie die Murn oder die Ebrach durchqueren, wo sie sich natürlich leichter tun.“
Der Inn dagegen habe recht große und starke Strömungen. Die Wildtiere müssen bestimmte Stellen kennen, wo es keine Strudel gebe und es ruhig genug sei, um den Sprung ins kalte Nass zu wagen.
„Die Alt- und Muttertiere übergeben ihr Wissen über bekannte und bewährte Wege in der Regel an die Kitze weiter. Es kann durchaus passieren, dass es ein Tier nicht schafft, die Strecke zu bewältigen und ertrinkt, aber das ist die Natur“, weiß der Förster.
Absterbende Eschen auf der Kapuzinerinsel
Summa summarum: Es handelt sich der Einschätzung des Revierförsters nach um wilde Tiere auf der Kapuzinerinsel, sie gehören niemandem und wurden dort nicht ausgesetzt. Sie schwimmen selbstständig hinüber - aus welchen Gründen auch immer.
„Die Kapuzinerinsel ist hauptsächlich von Eschen bewachsen. Durch das Eschentriebsterben, das Bäume im gesamten Stadtgebiet betrifft, sterben sie ab. Dadurch, dass die Vegetation oben sehr licht wird, kann es sein, dass im Unterwuchs eine sehr gute Deckung für die Tiere besteht und sie dort Nahrung finden“, mutmaßt Büchner.
„Hier werden sie nicht gestört und dorthin findet auch kein Jäger den Weg. Wäre ich ein Reh, würde ich auch auf die Kapuzinerinsel schwimmen.“ (mb)