Fast 50 Kilo pro Bewohner
Biomüll landet kiloweise im Restmüll: Warum trotzdem keine einzige Gemeinde im Mangfalltal eine Biotonne hat
Fast 50 Kilogramm Biomüll landen pro Bewohner des Mangfalltals in der Restmülltonne. Das schreit förmlich nach der Einführung einer zusätzlichen Biotonne. Doch wirklich Bewegung ist im gesamten Mangfallgebiet noch nicht in die Sache gekommen. Die Gemeinden und das Landratsamt liefern Gründe dafür.
Mangfalltal – In Rosenheim führt die Biotonne zu hitzigen Diskussionen, in Wasserburg gibt es sie seit 2017. Und im Mangfalltal scheint sich niemand für die Biotonne zu interessieren.
Zumindest wirkt es so, wenn man den nackten Zahlen Glauben schenkt. Und das, obwohl laut Angaben des Landratsamtes Rosenheim ein gutes Drittel des Restmülls Bioabfall ist. „Wenn sich im Monat ein Bürger nach einer zusätzlichen Biotonne erkundigt, ist es viel“, sagt Hans Veicht, Sachzuständiger für Abfallwirtschaft in der Stadt Bad Aibling. Aufs ganze Jahr gerechnet seien es rund sechs Anfragen, die zu diesem Thema bei ihm eingehen.
Landkreis erfüllt die Gesetze
Die geringe Nachfrage an Biotonnen für Privathaushalte liegt laut Landratsamt vor allem daran, dass sich das Entsorgungssystem von Küchen- und Speiseabfällen im Landkreis Rosenheim im Laufe der Jahre etabliert hat. In allen Gemeinden des Landkreises – außer Wasserburg – gibt es seit 2017 ein Bringsystem. Dabei soll der Bioabfall zunächst zuhause getrennt gesammelt werden und dann zum Wertstoffhof in den jeweiligen Gemeinden oder zur Kompostierungsanlage in Bruckmühl gebracht werden.
Zu diesem Zweck werden dort kostenfreie Behälter für den Privathaushalt ausgegeben, um die Abfallsammlung zu erleichtern. Eine Mini-Biotonne sozusagen. Ein Holsystem durch die Müllabfuhr wie beispielsweise bei den Restmülltonnen, gibt es in der Region Mangfalltal noch nicht. Laut Artikel 4 Absatz Eins des Bayerischen Abfallwirtschaftsgesetz muss der Landkreis als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger wenigstens ein Bringsystem zur gesonderten Entsorgung von Bioabfällen ermöglichen, wenn dies technisch möglich und wirtschaftlich zumutbar ist. Übersetzt heißt das: Das bestehende Entsorgungssystem des Landkreises erfüllt die gesetzlichen Ansprüche.
Überprüfung durch das Landratsamt
Trotz dieser Tatsache hat das Landratsamt mit Landrat Otto Lederer bereits im März dieses Jahres eine Prüfung beim bifa Umweltinstitut in Augsburg in Auftrag gegeben, ob im Landkreis auch ein Holsystem eingeführt werden kann. Gegenstand dieser Prüfung ist vor allem, wie viele zusätzlich Fahrzeuge zum Abholen der Biotonnen benötigt werden und die daraus folgenden Investitions- und Betriebskosten, wie das Landratsamt auf OVB-Nachfrage mitteilt.
Die Zeit scheint aber nicht zu drängen. „Die Biotonne ist kein großes Thema bei uns, weder im Rathaus noch bei den Bürgern“, sagt Veronika Schweiger, Sachbearbeiterin bei der Gemeinde Bad Feilnbach. Es gäbe zwar vereinzelt Nachfragen, allerdings meist von zugezogenen Bürgern. Ähnlich ist die Situation in Kolbermoor. „Die ein bis zwei Anfragen im Jahr kommen meist von neuen Mitbürgern, die am alten Wohnort eine Biotonne hatten“, sagt Heinrich Tretter von der Stadt Kolbermoor.
Zudem sei die Notwendigkeit einer Biotonne im ländlichen Raum nicht so groß wie etwa in größeren Städten. Sowohl in Bad Feilnbach als auch in Tuntenhausen hätten noch viele Haushalte einen eigenen Kompost- oder Misthaufen. „Viele Bürger nutzen die eigene Kompostiermöglichkeit im Garten“, sagt Karin Dunker, Sachzuständige für Abfallwirtschaft in Tuntenhausen. „Deshalb ist der Bedarf an einer Biotonne wohl sehr gering“, unterstreicht sie. Hinzu komme, dass das Bringsystem mit den zusätzlichen Sammelbehältern in allen Gemeinden funktioniere. „Das System wird sehr gut angenommen, was man so vom Wertstoffhof hört“, sagt Schweiger. Beschwert hätte sich in ihrer Gemeinde noch niemand über die fehlende Biotonne.
Erhöhung der Müllgebühren
Grundsätzlich können sich die Gemeinden jedoch vorstellen, dass es bald ein Holsystem gibt. „Insbesondere in gewissen Gemeindeteilen könnte es sinnvoll sein“, sagt Hans Schaberl, Erster Bürgermeister von Feldkirchen-Westerham, „vor allem da, wo die innerörtliche Nachverdichtung kleiner werdende Gärten vorsieht.“ Allerdings müsse dann mit einer Erhöhung der Gebühren für die Abfallentsorgung gerechnet werden. „Die Einführung einer Biotonne wird vermutlich eine Preisanpassung nach sich ziehen, die vom Nutzer zu tragen ist“, sagt Schaberl. In welchem Umfang sich die Kosten erhöhen werden, soll die Prüfung des bifa Instituts ergeben. Mit einem Ergebnis sei im Sommer oder spätestens im Herbst zu rechnen.
Tipps zur Bioabfall-Entsorgung
Jährlich landen im Landkreis Rosenheim pro Kopf 48,5 Kilogramm Bioabfall im Restmüll. Für eine bessere Trennung werden an den Wertstoffhöfen 10 Liter-Gefäße inklusive Papiertüten ausgegeben. Die vollen Behälter können dann am Wertstoffhof auch wieder entleert werden. Die dort eingesammelten Küchen- und Speiseabfälle werden zur Verwertung an ein Unternehmen im Landkreis Miesbach übergeben. Alternativ kann ein Komposter im Garten verwendet werden. Genauere Informationen zur richtigen Mülltrennung gibt es unter www.abfall.landkreis-rosenheim.de.