Schwarzer Humor und skurrile Szenen
Vorpremiere von „Wer gräbt den Bestatter ein“: Ein Hauch von Cannes am Chiemsee
Vorpremiere der Priener Filmemacher Andreas und Tanja Schmidbauer: Geschwisterpaar präsentiert im König-Ludwig-Saal: „Wer gräbt den Bestatter ein?“ mit Uli Bauer.
Prien – Eine Filmpremiere der ganz anderen Art erlebte die Marktgemeinde Prien am vergangenen Samstag: Zusammen mit allen Schauspielern und dem gesamten Produktionsteam feierten die Geschwister Andreas und Tanja Schmidbauer – sie führten auch Regie und schrieben am Drehbuch mit – die Vorpremiere ihres neuen Films im König-Ludwig-Saal.
Der Streifen „Wer gräbt den Bestatter ein?“ kommt am 3. November offiziell in die Kinos. Rund 250 Gäste feierten zusammen mit den Filmemachern und dem Filmverleih Alpenrepublik ebenso wie Dozenten von der Filmhochschule in München und DJ sowie Lokalprominenz. Ein Hauch von Cannes am Chiemsee.
Aus Verbundenheit mit dem Ort und dem Chiemgau hat die Filmproduktionsfirma der beiden Geschwister, Schmidbauerfilm, sogar ihren Sitz in Prien zusätzlich zu dem Büro auf dem Bavariafilmgelände in Grünwald.
Auf skurrilen Humor gesetzt
Neben dem in Prien beheimateten Schauspieler und Kabarettisten Uli Bauer als Bestatter spielt auch das Gebäude einer stillgelegten Druckerei in der Seestraße eine zentrale Rolle. Im gegenüberliegenden leerstehenden Wohnhaus entstand die Kulisse für eine Film- Wohnung.
Nach ihren Vorgängerprojekten „Hinterdupfing“ (2014) und „Austreten“ (2017) haben die beiden Filmschaffenden mit „Wer gräbt den Bestatter ein?“ diesmal auf eine Komödie mit sehr schwarzem und skurrilem Humor gesetzt. Die Geschichte ist schnell erzählt. Der plötzliche Tod des Bestatters Bartl Beerdegen (Uli Bauer) beim Schafkopfspiel ist nicht nur für dessen drei Kumpel ein herber Schicksalsschlag. Der Gärtner Gert Ganterer (Tom Kreß), Müllfahrerin Rudi Poller (Angelika Sedlmeier) und Klepner Pat Paluczek (David Zimmerschied) sehen sich auf Weisung von Bürgermeister Aumeier (Peter Rappenglück) unversehens mit der Forderung konfrontiert, Bartl geräuschlos, unbemerkt und würdevoll unter die Erde zu bringen.
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Allein das Wie birgt jede Menge Fragen und skurriler Situationen. Schließlich geht es darum, dass der Ort Greisendorf die mediale Aufmerksamkeit durch den nahenden Tod der mit 114 Jahren ältesten Mitbürgerin Deutschlands nicht an die Nachbargemeinde verliert.
Speziell für den Kabarettisten und ehemaligen Nockherberg-Darsteller Uli Bauer bot die Hauptrolle als toter Bestatter ungeahnte Möglichkeiten wie auch spezielle Herausforderungen. „Ich dachte erst, die Rolle ist wohl nicht so schwer, weil ich außer am Anfang nicht viel Text sprechen muss“, verriet der Priener im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung. Nur kannte er damals das Drehbuch noch nicht.
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Der Bartl hat nämlich als sehr lebendig wirkende, ausdrucksstarke Leiche eine ganze Reihe haarsträubender Szenen zu „durchleben“. So landet er unter anderem im Kühlhaus, im Müllwagen oder bei der Bestatterin. Wie Andreas Schmidbauer erzählt, ging es unter anderem im Film auch darum, „den Tod als etwas sehr Lebendiges darzustellen und zu zeigen, dass Leichen nichts sind, wovor man sich fürchten oder ekeln muss“. Und so behandeln auch die drei Schafkopf-Kumpels den toten Mitspieler eher so, als würde er noch leben. Zu dem Dummy, den Maskenbildnerin Nina König von seinem Ebenbild angefertigt hat, erklärte Bauer: „Es war am Anfang erschreckend, weil er mir wirklich sehr ähnlich sieht. Und wenn man sich selbst als Leiche sieht, ist das erstmal gewöhnungsbedürftig.“
Film thematisch größer aufgestellt
Darüber hinaus zieht der Film thematisch sehr viel größere Kreise. Neben dem Generationenkonflikt geht es auch um den Fachkräftemangel und die Situation im Handwerk. Andreas Schmidbauer: „Wir wollten nicht nur Ärzte, Rechtsanwälte oder Kommissaare zeigen, wie in vielen Serien und TV-Produktionen, sondern auch die Sorgen und Nöte von einem Pfarrer, Klempner, Müllfahrerin, Pfarrer oder Gastwirt.“
Heimat in herbstlichen Grautönen dargestellt
Ganz bewusst wurde auch das Thema Heimat in der Provinz nicht in sommerlicher Hochglanzoptik, sondern in herbstlichen Grautönen möglichst authentisch dargestellt. „Wir haben uns zudem bewusst gegen den stark geglätteten TV-Dialekt des Bayerischen entschieden, sondern lassen etwa den Bürgermeister sehr deutliche Worte finden, die im Norden sicher keiner versteht.“
Als kleine Referenz an die Heimat ist auch der Verweis auf die „Rosenheim Cops“ zu verstehen. Bereits als Kinder spielten er und seine Schwester Tanja Szenen der TV-Serie nach, gesteht Andreas Schmidbauer.
Schauspielerin Marisa Burger, die darin die Sekretärin Miriam Stockl spielt, ist in dem aktuellen Kinofilm als Bestatterin von Gräbe zu sehen.
