OVB-Serie zur Ausstellung „Eiszeit“ im Lokschuppen
Vogelmiere mit Rehkeule? Das steckt hinter dem Hype um die Steinzeit-Diät
In der Ausstellung „Eiszeit“ nimmt der Rosenheimer Lokschuppen die Besucher noch bis 11. Dezember mit auf eine spannende Zeitreise. Es gibt spektakuläre Einblicke und Rezepte zum Essen von damals.
Rosenheim – Wie wäre es zum Essen mit „Gerupfte Eiszeit-Rehkeule mit Vogelmiere-Wildbeeren-Topping“? Heute würden die Verbraucher in den Supermarkt gehen und die Zutaten für dieses schmackhafte Gericht einkaufen. Doch die Menschen in der Eiszeit konnten nicht einfach in einen Laden gehen, sie mussten ihr Essen in der Natur entweder jagen oder sammeln.
Und das war gar nicht so leicht: Über lange Zeit hinweg mussten sie erlernen, welche Dinge man überhaupt essen kann, wo man sie findet und wann es welche Nahrungsangebote gibt. Wurzeln mussten mit einem Grabstock ausgegraben oder Maden aus ihren Verstecken herausgeklaubt werden. Gesammelt wurden außerdem verschiedenste Kräuter, Früchte, Pilze, Eier, Insekten und sogar Rinde.
Für die Jagd galt eiserne Disziplin und es mussten gute Kenntnisse über die Tiere vorhanden sein. Großwild wurde mit hölzernen Speeren und später mit sogenannten Speerschleudern erlegt – das Fallenstellen diente zur Jagd von Kleinwild und wurde vermutlich vor allem von Frauen ausgeführt. Verwertet wurde das Muskelfleisch, aber auch Innereien und Blut. Das Fleisch wurde gegrillt, gebraten, über Feuer erwärmt, geräuchert oder in einem Erdofen gebacken.
Es dauerte einige Zeit, bis die Eiszeit-Köche ein Gericht zubereiten konnten, denn die Nahrungssuche war mühsam und die Zubereitung aufwendig. Aber es gab je nach Jahreszeit fast alles, was das Herz begehrt. Wobei die Betonung auf „je nach Jahreszeit“ liegt: So gab es Eier nur im Frühling, frische Beeren nur im Sommer und der Winter war vitamintechnisch lang und arm, da fast nur von Vorräten gelebt werden musste.re
Rezept: So wurd‘s in der Eiszeit gemacht
Zutaten
Circa 700 g Rehkeule vom Metzger/Jäger, Aschesalz, 2 EL Wildpreiselbeeren, 1 EL Heidelbeeren, ein kleiner Bund Vogelmiere
Zubereitung
Auf einer möglichst freien Fläche ein Erdloch von rund 50 Zentimetern Tiefe ausheben, darin ein Feuer entzünden. Mit Hartholz zu einem Glutbett niederbrennen lassen. Nach circa zwei Stunden das Glutbett mit Erde bedecken und eine Kuhle formen. Tannenzweige in die Kuhle legen, die Rehkeule darauf platzieren. Dicht mit Tannenzweigen bedecken. Alles wieder mit Erde verschließen, so dass eine Art Maulwurfshügel entsteht. Die Rehkeule für rund 24 Stunden im Erdofen belassen. Das Fleisch sollte eine Kerntemperatur von circa 85 Grad erreichen. Gegebenenfalls können – je nach Größe des Gargutes, Qualität und Größe des Feuers und der Erdbeschaffenheit – vor dem Verschließen des Ofens zusätzlich heiße Steine/Glut auf die Erde gelegt werden.
Rezept: So wird‘s heute gemacht
Zutaten
Circa 700 g Rehkeule vom Metzger/Jäger, Salz, Pfeffer, Olivenöl, Wurzelgemüse, trockener Rotwein, Nelke, Wacholder, schwarzer Pfeffer
Zubereitung
Rehkeule mit Salz, Pfeffer und Olivenöl über Nacht marinieren. Die Rehkeule in einem Topf von allen Seiten scharf anbraten. Dabei Wurzelgemüse mitanbraten. Anschließend mit Rotwein ablöschen. Alles zusammen in einen Bräter umfüllen, mit Rotwein bedecken und im Backofen bei 160 Grad mindestens zwei Stunden weich schmoren. Danach die Keule aus dem Bräter nehmen. Den entstandenen Fond abpassieren, und auf ein Drittel reduzieren. Nach Belieben abbinden und mit Salz, gestoßenem Wacholder, Nelke und schwarzem Pfeffer abschmecken. Das Fleisch tranchieren und in der Sauce nochmals erwärmen. Beilagen nach Belieben: Kartoffel, Semmelknödel, Spätzle, Rosenkohl, Wirsing, Rotkohl.
Rezept: Stefanie und Florian Ferber, Monheim
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