Wiesn-Streiflichter vom Rosenheimer Herbstfest
Verlorene Eheringe, ein legendäres Eishockey-Team und ein Dirigent namens Hoeneß
Auf dem Herbstfest geht es in den Endspurt. Die neuen Wiesn-Streiflichter drehen sich um einen Dirigenten namens Hoeneß, verlorene Eheringe und ein Eishockey-Wunder, vollbracht von einem „Kindergarten“. Und Hildegard Jeis zeigte, dass man auf der Wiesn auch noch mit 90 groß auftrumpfen kann.
Auch Wunder können einen runden Geburtstag haben, so zum Beispiel das Rosenheimer Eishockey-Wunder von 1993. 30 Jahre ist es jetzt her, dass „Höfners Kindergarten“ für ein kleines Eishockey-Märchen sorgte.
Als der Traum vom neuen Eisstadion geplatzt war, zog sich der Verein als Finalist der Vorsaison aus der Bundesliga zurück, um einen „Neubeginn“ in der drittklassigen Oberliga zu starten. Doch der Verband stufte Rosenheim unfreiwillig in die Zweite Liga ein – wo niemand einen Pfifferling gab auf das neuformierte junge Team mit 19 Spielern aus dem Nachwuchs – weshalb schnell von „Höfners Kindergarten“ die Rede war.
Doch womit niemand rechnete, geschah: Trainer Ernst Höfner schaffte mit seiner Rasselbande – angefeuert von im Schnitt 5100 Fans – sofort den Wiederaufstieg in die Bundesliga. Eine Sensation.
An das Husarenstück der Saison 1992/93 erinnern sich auf dem Bild, vorne von links nach hinten: Roman Slezak, Walter „Max“ Deisenberger, Rick Böhm, Markus Kempf, Christian Gegenfurtner, Helmut „Balu“ Elters und Manfred Ahne. Rechter Tisch, vorne von links: Thomas Hieble, Tom Schädler, Marc Ahammer, hinten rechts Ronny Martin, Harry Waibel, Andi Schneider und Gabriel Krüger.
Florian Hoeneß – ganz der Papa
Ähnlichkeit ist zweifelsohne vorhanden – „und meine Mutter sagt, wir wären auch vom Wesen her ziemlich gleich“, sagt Florian Hoeneß (43), Sohn von Fußball-Weltmeister Uli Hoeneß. Im Flötzinger hatte der Filius des langjährigen Bayern-Managers seinen großen Auftritt, als er die Dreder Musi zu „Cordula Grün“ dirigierte. Und wer weiß, vielleicht hat sich hier sogar ein künftiger Bayern-Manager mit zwei Tüten gebrannte Mandeln eingedeckt. Jedenfalls war auch der Name von Florian Hoeneß, der seit 2001 die familieneigene Wurstfabrik in Nürnberg leitet, im Kandidaten-Karussell für die Nachfolge von Oliver Kahn aufgetaucht. Das Bild zeigt Hoeneß mit dem Rosenheimer Hans Märterer (rechts), ein glühender Bayern- und Uli-Hoeneß-Fan.
Ehering weg – das kann Ärger geben
Seit vielen Jahren führt Michael Kunz aus Rosenheim Gepäckaufbewahrung und Fundbüro auf dem Herbstfest. In seinem kleinen Büro am Wiesn-Haupteingangstor ist er täglich zwischen 11 und 23.30 Uhr präsent und erreichbar. Langweilig ist es ihm im Bezug auf Fundsachen auch heuer nicht: „Über 100 Sachen sind schon bei mir im Fundbüro gelandet.“ Dennoch ist die „Fund-Sammlung“ groß: Vom Jackerl bis zum Regenschirm ist alles dabei. Vor allem kleine Gegenstände verlieren sich sehr leicht: In seinen Körbchen und Regalen liegen neben (Auto-)Schlüsseln, Airpod-Kopfhörern, Handys und Schmuck auch Eheringe.
Der Wiesnigel rät den Besitzern dazu, die Ringe schnellstens abzuholen – bevor es Ärger gibt. Bis zum Wiesn-Ende bewahrt Kunz die Gegenstände noch auf, danach kommen die Sachen ins Rosenheimer Fundbüro. Nach sechs Monaten erlischt dann der Anspruch auf den Besitz und „dann werden diese Dinge alle versteigert“, weiß Kunz.
Mit 90 noch eine große Schau abgezogen
Im Alter von 90 Jahren auf dem Herbstfest noch alle Blicke auf sich zu ziehen – das muss man erst einmal schaffen. Hildegard Jeis vom Seniorenheim Priental in Aschau, die dort auch als „Stimmungskanone“ bezeichnet wird, zeigte in der Auerbräu-Festhalle, warum sie so genannt wird. Etwas gestützt von WV-Geschäftsführer Klaus Hertreiter und einem Musikanten der Karolinenfelder Musi, so betrat sie das Podium – und dann legte die „Wilde Hilde“ mit dem Taktstock ordentlich los. Beim Dirigieren des „Kaiserjagers“ fand sie glatt noch Zeit für einen Handkuss an ihre „Fans“.
Die „Fans“ – das waren die Bewohner aus den Seniorenheimen im Landkreis Rosenheim, die traditionell vom Wirtschaftlichen Verband (WV) zum Wiesnbesuch eingeladen wurden. An die 500 Senioren nahmen dankend an. Alle bekamen neben einer Brotzeit die obligatorischen Lebkuchenherzerl von Petra Harzeneter (WV) – und die „Dirigentin“ aus Aschau von Miss Herbstfest Amelie Frei gleich ein überdimensionales Exemplar für ihren fabelhaften Auftritt. „A bissal nervös war i scho, aber dafür war´s umso schena“, so die 90-Jährige.
Acht Elfen – und kein Platz für Clooney
„Micha’s Eleven“ wäre auch auch eine Option gewesen – aber dann wären womöglich noch George Clooney und Brad Bitt („Oceans‘s Eleven) aufgetaucht – und die haben in einer reinen Damenrunde ja nichts verloren. Also wurde die charmante Elfer-Runde, die vor zwölf Jahren Michaela Dösers Junggesellinenabschied feierte, auf „Die Elfen“ getauft. Die Hochzeit ist lang vorbei – die Elfenrunde auf der Wiesn ist geblieben. Micha Döser augendzwinkernd: „Wir feiern immer sehr gesittet – unsere Männer sitzen an diesem Abend immer ganz in der Nähe.“
Auf dem Bild fehlen drei Elfen, der Rest nimmt ausnahmsweise mal kein Blatt vor den Mund, sondern die spaßigen Wiesn-Bierdeckel (von links): Kirsten Hieble, Hermine Döser, Rosa Watermann, Christina Pfaffinger, Micha Döser, Gaby Steinacher, Tina Aschl und Inge Fimm.
Zehnjähriges im Auerbräu-Kammerl
Dass die Wiesn nicht nur eine schöne und aufregende Zeit für die Menschen ist, die täglich dort arbeiten, ist eh klar. Es kann auch anstrengend, laut, hektisch und manchmal sehr wild zugehen in diesen 16 Tagen. Aber auch der Zusammenhalt ist in diesen Zeiten ein ganz besonderer. Und so wurden zwei Jubilare im Auerbräu von ihren Kollegen mitten im Trubel mit einer kleinen „Auszeit“ überrascht: Franziska Hefter aus dem Marketing und Innendienst-Team und Markus Brenner, Gebietsverkaufsleiter und Boxen-Chef (hinten, Mitte) haben heuer ihr „Zehnjähriges“ – und so wurde es zwecks kleiner Feier samt Geschäftsführung richtig eng im Wiesnkammerl. Dabei soll auch das eine oder andere Proseccoflascherl geköpft worden sein.
Als der Grießl mit den Trebern kam
Gutes Sitzfleisch beweisen nach wie vor Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Happing an ihrem Stammtisch im Flötzinger-Festzelt. Seit 50 Jahren kehren sie hier regelmäßig ein – sehr zur Freude von Brauereibesitzerin Marisa Steegmüller und Braumeister Franz Amberger. „Da Huber Peter, genannt Grießl, hod seiner Zeit Trebern zur Brauerei brocht. Dabei is er gfrogt worn, ob er ned an eigena Disch im Zäit hom wui“, erzählen heutige Stammtischler, deren Anzahl nach Eigenaussage „scho sauba zsammgschmoizn is“. Legenden wie „da Grießl“ und „da Hauser Wast“ leben nicht mehr, dafür stoßen ihre Nachfahren am Stammtisch auf alte Zeiten an. Trebern sind übrigens die bei der Bierherstellung anfallenden Braumalz-Rückstände.
Ein Prost auf den Chiemsee
Etwas nervös wurde der Wiesnigel Ignaz, als er die Rosenheimer Seelsorgerin Hannelore Maurer, vielen bekannt durch ihre Wochenkolumnen im OVB, vor einem offenen Aktenordner in der Brauereibox sitzen sah. Will ihm da jemand den Rang als Wiesn-Schreiber ablaufen? „A woher“, beschwichtigte Aschaus Tourismus-Chef Herbert Reiter. In Wahrheit tüfteln Maurer und Reiter derzeit an einem Buchprojekt, in dem es um den Chiemsee geht. „Na dann hoffen wir mal, dass das Buch hohe Wellen schlägt“, so der Ignaz. „Was auf der Wiesn besiegelt wird, kann ja nur gut werden“, erwiderten die beiden Chiemsee-Experten.
WV kommt 2024 mit dem Tandem
Die Herbstfest-Organisatoren vom Wirtschaftlichen Verband (WV) müssen immer einen Schritt voraus sein – weshalb WV-Geschäftsführer Klaus Hertreiter von Simon Hölzl assistiert wird, der den Leuten mit seinen Bildern und Filmen in den sozialen Medien einen Herbstfest-Besuch schmackhaft machen soll. Während Hertreiter aber ein Radl nutzt, ist Hölzl zu Fuß unterwegs. „Geht das nicht schneller?“, wollte der Wiesnigel Ignaz deshalb wissen. Daraufhin nahm Hertreiter seinen Fotografen in den Arm und versprach: Für 2024 wird ein Tandem angeschafft.
„Toll, wie ihr alles gebacken kriegt“
Als Oldtimer-Liebhaber schraddelte der Wiesnigel Ignaz auf seinem 42-jährigen Motorrad zur Station der ADAC-Europa-Classic nach Hohenaschau. 70 Teilnehmer-Teams der Fahrt durch den Chiemgau und Tirol wurden auf dem Festplatz mit der schwarz-weißen Flagge begrüßt. Vom vielen Schauen hungrig und durstig geworden, beschloss der Ignaz, zu überprüfen, ob die Aschauer Festwirtsfamilie Heinrichsberger gleichzeitig zum Betrieb der Auerbräu-Festhalle auch das Festzelt zum 468. Aschauer Markt in ordentlicher Qualität „bespielt“. Nach der Überprüfung, ob beim Kesselfleisch korrekterweise außer Wammerl auch die obligatorischen Innereien („Herz und Zung“) dazugehören, verspeiste er selbiges mit großem Vergnügen samt hervorragendem Sauerkraut und (!) Bratkartoffeln.
Wenn man bedenkt, dass die Heinrichsbergers zeitgleich noch in Aschau den Gasthof „Kampenwand“ betreiben – Respekt. Abends dann berichtete der Ignaz in der Auer-Box Seniorchef Werner Heinrichsberger von seinem Ausflug nach Aschau und meinte: „Toll, was ihre Familie so alles gebacken beziehungsweise gekocht bekommt – das hat richtig gekesselt!“
(Zusammengestellt von Ludwig Simeth, Hendrik Heuser, Franz Ruprecht, Ludwig Stuffer und Franz Hötzelsperger)








