Müll und Zerstörung
Vandalismus am Löwenstadion: Hauptausschuss will erst reden, dann absperren
Einfach zusperren? Ist das die Lösung für den unter Vandalismus und Vermüllung leidenden Sportplatz der Löwen in der Altstadt? Der Haupt- und Finanzausschuss will es noch einmal im Guten versuchen, ist aber bereit, dem zerstörerischen Tun im wahrsten Sinne des Wortes den Riegel vorzuschieben.
Wasserburg – Der Sportreferent des Stadtrats, Markus Bauer (CSU), hat, wie berichtet, beantragt, die öffentliche Anlage an der Landwehrstraße, die Vereine, Schulen und sportliche Bürger nutzen, zwischen 22 und 6 Uhr zu schließen. Grund: verbogene Torstangen, eingetretene Banden, ein beschädigtes Dach, zerstörte Möbel, Scherben auf dem Rasen, herumliegender Müll.
Pandemie hat Situation verschärft
Das gab es immer schon mal, doch in der Pandemie hat sich die Situation am Sportplatz verschärft. Heike Maas, Fraktionsvorsitzende von CSU, Freie Wähler-Wasserburger Block, und ihr Parteikollege Georg Machl wiesen im Ausschuss nicht nur auf das Ärgernis von Vandalismus und Vermüllung hin, sondern auch darauf, wie sehr dies die Ehrenamtlichen des Vereins belastet. Vor jedem Training und Spiel der Löwen müssen sie erst aufräumen und saubermachen. Tun sie dies nicht, könnte dies laut Kevin Klammer, Abteilungsleiter der Löwen, Konsequenzen haben – unter anderem bei Verletzung eines Spielers. Die Fußballer regten deshalb ebenfalls an, den Sportplatz abends abzuschließen, der Sportreferent nahm dies per Antrag auf.
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Dieser stieß grundsätzlich auf Verständnis. Von einer „frustrierenden Situation“ sprach Zweiter Bürgermeister Werner Gartner (SPD). „Wir müssen handeln, wenn es nicht anders geht.“ Trotzdem empfahl Bürgermeister Michael Kölbl (SPD), „nicht gleich aus dem vollen Rohr zu schießen“. Die Verwaltung schlug „mildere Mittel“ im Rahmen eines Stufen-Plans vor: die Entwicklung weiter beobachten, Verstöße konsequent zur Anzeige bei der Polizei bringen, im Frühjahr die Situation neu bewerten, wenn keine Entspannung eintritt, prüfen, ob ein Überwachungsdienst kontrollieren kann, erst als letzter Schritt absperren. Das soll dann der Stadtrat entscheiden.
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„Wir verlieren zu viel Zeit“, warnte Dritte Bürgermeisterin Edith Stürmlinger (Bürgerforum). Sie ist der Meinung, nachts abzusperren, ist die einzig wirkungsvolle Lösung. Tatsache ist: Ab 22 Uhr darf sich laut Platzordnung sowieso niemand mehr auf der Anlage aufhalten. Kann er oder sie aber, weil der Zugang möglich ist.
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Kölbl wehrte sich jedoch gegen die Sperrung. Denn es handele sich um eine öffentliche Freisportanlage, die auch der Öffentlichkeit zugänglich sein solle. Die Stadt sperre die Spielplätze schließlich nachts auch nicht ab. Josef Baumann (Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg), bekanntlich selten einer Meinung mit dem Bürgermeister, stellte mit Erstaunen fest, dass er Kölbl ausnahmsweise zustimmen müsse. Baumann forderte statt der abendlichen Schließung mehr Aufklärung vor allem bei den Jugendlichen, die für die Zerstörungen und den Vandalismus verantwortlich gemacht werden. Die Stadt solle die jungen Leute aus den Cliquen ansprechen, eventuell auch in den Schulen und im Jugendtreff für einen ordnungsgemäßen Umgang mit den öffentlichen Anlagen werben. Und die Polizei müsse verstärkt kontrollieren, forderte Baumann im Ausschuss des Wasserburger Stadtrates.
Kameras oder Schließanlage
Maas schlug außerdem Kameras zur Überwachung vor, Robert Mayerhofer, Leiter des Liegenschaftsamtes, warnte jedoch vor Datenschutzproblemen. Maas ist jedoch überzeugt, Kameras wirken, weil sie abschrecken würden.
Hoffnung auf Entspannung
Wolfgang Janeczka (SPD) appellierte, zu warten, ob sich die Lage wieder entspannt. Schließlich war die Jugend in der Pandemie schwer belastet, sie suchte nach Plätzen unter freiem Himmel, um sich zu treffen. In Kombination mit Alkohol entstanden vermutlich die Probleme am Sportplatz, ist auch der Bürgermeister überzeugt.
Steffi König (Grüne) sieht außerdem die Gefahr, dass die jungen Leute bei einer Absperrung woanders hingehen, das Problem also nur verlagert wird. Auch sie setzt auf Gespräche und Aufklärung. Eine automatische Schließanlage wird außerdem teuer, ein Zaun muss kommen, hieß es im Ausschuss.
Stufenplan tritt in Kraft
Er folgte trotzdem einstimmig dem Stufenplan der Verwaltung, Mitglieder wie Maas und Stürmlinger forderten jedoch, dass dieser ergänzt wird – durch die Hausaufgabe an die Verwaltung, vorsorglich schon einmal Angebote für eine Schließanlage einzuholen. Außerdem sollen junge Leute, die sich am Platz aufhalten, konsequent angesprochen werden.
Im Frühjahr wird erneut die Lage bewertet. Und eventuell doch noch abgesperrt, wenn Vandalismus und Vermüllung nicht aufhören.
Die Löwen waren am Freitag, 8. Oktober, für eine Stellungnahme zum Beschluss von Donnerstagabend nicht erreichbar.