Neuer Standort in Rosenheim
Nach 18 Jahren: Warum der Umzug des Frauen- und Mädchennotrufs einen faden Beigeschmack hat
Die Mitarbeiter des Mädchen- und Frauennotrufs in Rosenheim haben eine neue Bleibe: Nach 18 Jahren sind sie vom Ludwigsplatz an die Bahnhofstraße gezogen, um sich zu vergrößern. Warum das nicht unbedingt eine gute Nachricht ist.
Rosenheim - Ein Mammutprojekt. So beschreibt Karin Gack, ehrenamtliche Vorsitzende des Frauen- und Mädchennotrufs Rosenheim den Umzug in das neue Gebäude im zweiten Stock der Bahnhofsstraße. 18 Jahre lang war der Verein am Ludwigsplatz beheimatet, nun war ein Umzug unvermeidlich. „Die alten Räumlichkeiten waren einfach zu klein geworden“, sagt Gack.
Zwar sind die Zahlen der Missbrauchsopfer laut der Vorsitzenden Christiane Cremer, nicht gestiegen, die Behandlung sei aber intensiver geworden. „Die Komplexität und Brutalität der Gewalttaten nehmen seit der Corona-Pandemie zu“, sagt sie. Zudem sei der Bedarf an Präventionsangeboten sehr stark gestiegen. 2022 habe es 168 Betroffene in Rosenheim gegeben, die sich Hilfe beim Mädchen-und Frauennotruf holten. 2021 lag die Zahl bei 214 Betroffenen.
So sah der Umzug des Frauen- und Mädchennotruf Rosenheims aus




Erst ein Umbau, dann der Umzug
Unterstützung bekommen die Betroffenen jetzt in der Bahnhofstraße. Dort wo viele Jahre lang eine Physiotherapie ihren Sitz hatte, werden jetzt Frauen und Mädchen beraten. Nach den Umbauarbeiten konnte im April 2023 mit dem Umzug begonnen werden. Anschließend mussten die Räume umgestaltet werden.
Mittlerweile ist jeder Beratungsraum von einer Betreuerin ganz individuell dekoriert worden. In einem Raum hängen Bilder von der Natur, in einem anderen sind Tiere zu sehen. Der größte Raum ist der Versammlungsraum, mit einer Projektionsfläche an der Wand.
„Bei Umzügen denkt man sofort an Stress“
Während des Umzugs gab es für die ehrenamtlichen Mitarbeiter eine Doppelbelastung. „Neben den Beratungsgesprächen mussten sie jetzt auch beim Umzug mithelfen“, sagte Karin Gack. Anerkennung dafür gab es auch von dem stellvertretenden Landrat Sepp Hofer: „Bei Umzügen denkt man sofort an Stress.“ Es sei bemerkenswert, was der Verein neben hunderttausend Umzugskartons geschafft habe.
Auch die dritte Bürgermeisterin Gabriele Leicht lobte die Arbeit des Vereins. „Es ist schön zu sehen, wie das Team seit 1988 immer professioneller geworden ist“, sagte sie. Das sei notwendig, denn mittlerweile hätte rund jede dritte Frau bereits physische oder sexuelle Gewalt erfahren.
