„Der Krieg ist eine schwere Prüfung für unser Volk“
Ukraine-Priester aus Ternopil berichten: So kommt die Hilfe aus dem Chiemgau im Kriegsgebiet an
Wie stark die Solidarität des Chiemgauer Helferkreises für die Erzdiözese Ternopil im Westen der Ukraine ist, zeigte sich bei einem Informationsabend im Chiemseesaal.
Prien –Vereinsvorsitzende Katharina Schmid aus Höhenmoos erhielt kurz vor Vortragsbeginn einen Anruf, dass für die nächste Lieferung unbedingt Bügeleisen benötigt würden. Sogleich fragte Schmid beim Priener Geschäft Langl telefonisch an und zehn Minuten später kam sie wieder in den Chiemseesaal zurück – mit einem Freudenstrahlen und mit einer großen Schachtel voller Bügeleisen.
Namen der bombardierten Städte haben ein Gesicht
Priens Bürgermeister Andreas Friedrich und Rohrdorfs Alt-Bürgermeister Fritz Tischner als zweiter Vorsitzender des Helferkreises hießen die Zuhörer willkommen. „Wenn man selbst – wie ich im Jahr 2016 – einmal vor Ort war, dann weiß man um die Herzlichkeit der Bevölkerung von Ternopil. Und wenn man dann die Namen von bombardierten Orten und Städten hört, die man auf seiner Reise selbst kennengelernt hat, dann bekommt der Krieg ein Gesicht und berührt uns auf zusätzliche Weise“, so der Priener Bürgermeister. Er ist Helferkreis-Mitglied und unterstützte die bisher acht Hilfslieferungen ab dem Priener Feuerwehrhaus aktiv.
Tischner, der bereits sechsmal die Region Ternopil mit dem Priesterseminar besucht hat, erinnerte daran, dass es bereits seit 25 Jahren eine Freundschaftsverbindung zwischen dem Chiemgau und der West-Ukraine gibt. Erfreut zeigte er sich, dass an diesem Abend mit Pfarrer Augustin Atamanyuk vom Pfarrverband St. Jakob in Dachau, Pfarrer Robert Baumgartner aus Rohrdorf, dem Evangelischem Geistlichen Harald Höschler aus Bruckmühl und dem Münchner Priesterstudenten Ivan Vynnyk weitere Seelsorger zugegen waren.
Die Region Ternopil habe etwa 250 000 Einwohner. Vier Wochen nach Kriegsbeginn würden dort genau so viele Flüchtlinge, vorwiegend Kinder, Frauen und ältere Leute, versorgt. Mit Filmen und Fotos führten die Priester aus Ternopil den Besuchern die Schrecken des Krieges vor Augen.
Kathi Schmid bot sofort die Unterstützung des Helferkreises an
Pfarrer Firman, der den Chiemgau seit 1996 kennt, würdigte in seinem Vortrag das schnelle und umfangreiche Engagement des Helferkreises: „Bereits am ersten Tag, als Russland die Ukraine überfiel, da rief Kathi Schmid an und sagte ihre Unterstützung zu. Wir haben in Ternopil vier Verteilerzentren, unter anderem in der Kathedrale und im Priesterseminar, eingerichtet.“
Dazu gebe es zwei Mal in der Woche einen Basar, so gewährleistet sei, dass die gespendeten Lebensmittel und Waren ankommen. Zum Krieg selbst erklärte der Priester: „Mehrmals am Tag gibt es Bombenalarm, nachts erhellt sich der Himmel, die Kinder bekommen Schlafstörungen und die Ängste wachsen von Tag zu Tag.“
Menschen müssen sich bei einem Luftangriff in Sicherheit bringen
Wenn ein Luftangriff angekündigt werde, müssten die Leute Gas und Strom abschalten und sich mit dem Notwendigsten in Sicherheit bringen. Zum Abschluss sagt Firman: „Die Realität ist eine schwere Prüfung für unser Volk, Viele haben kein Zuhause mehr.“ Die Menschen drängten in die West-Ukraine. „Wir versuchen, ihnen Unterkunft, Kleidung, Medikamente und Nahrung zu geben und wir sind uns sicher, dass der Herr durch jene wirkt, die Hungrigen zu essen geben“.
Die nächsten Aufgaben seien, Sonnenblumen und Raps zu säen und mit Stroh-Pellets von russischem Gas unabhängig zu werden. Ein Film zeigte die Erntearbeiten auf den 1200 Hektar fruchtbarem Getreideboden der Region Ternopil.
„Die Grausamkeiten treffen Unschuldige“
Die 87-jährige Martha Schmid aus Riedering ist seit vielen Jahren Patin für ehemalige Studenten und jetzige Priester. Die Bilder des Krieges und des unermesslichen Leides sei für sie schwer zu verstehen, sagte sie an dem Abend. Zumal die Grausamkeiten Unschuldige träfen.
Weitere und aktuelle Informationen zum Helferkreis für die Diözese Ternopil-Ukraine e.V. mit Sitz auf Frauenchiemsee gibt es im Internet unter www.helferkreis-ternopil.de. Laut Kathi Schmid werden weiterhin im im Priener Feuerwehrhaus Spenden gesammelt.
