Auch in Wasserburg über 2 Euro pro Liter
„Wer soll das noch bezahlen?“ Benzinpreise sorgen für Frust an der Tankstelle und Kritik an der Politik
Unter zwei Euro ist der Liter Benzin am Dienstagvormittag in Wasserburg nicht mehr zu haben. Der Höchststand ist aber noch nicht erreicht, davon gehen Wasserburgs Tankstellenbesitzer aus und werfen der Politik Versäumnisse vor.
Wasserburg/Soyen – Robert Zeislmeier, Inhaber der Tankstelle Zeislmeier in Wasserburg, ist vor allem eines: frustriert. „Ich habe immer wieder davor gewarnt, alles aus der Hand zu geben“, sagt er. Der Blick auf die derzeitigen Kraftsoffpreise scheint Zeislmeier recht zu geben. Denn vor allem hier wirken sich die Sanktionen gegen Russland auch auf deutsche Verbraucher aus. 2,13 Euro kostet das Benzin bei Zeislmeier am Dienstagvormittag. 2,10 Euro bezahlen Autofahrer für den Diesel. Bei der Araltankstelle Fellner sieht es ähnlich aus, unter zwei Euro ist der Liter nicht mehr zu haben.
„Es ist nicht nachvollziehbar“
„Ich war ein paar Tage nicht da und jetzt, als ich zurückgekommen bin, dachte ich, ich traue meinen Augen nicht“, sagt Zeislmeier. „Es ist eine noch nie da gewesene, hohe Zeit.“ Dabei hätten die Preise seiner Meinung auch verhindert werden können. Wenn zu Beispiel schon früh mehr Geld in die Entwicklung von künstlichem Kraftstoff gesteckt worden wäre, anstatt sich „immer weiter in Abhängigkeit“ zu begeben. Nun seien die Auswirkungen dieser politischen Entscheidungen zu spüren.
Der große Preisanstieg hat Zeislmeier aber auch anderweitig überrascht. „Das geht so schnell, das ist nicht nachvollziehbar.“ Schließlich sei grundsätzlich noch genügend Diesel auf dem Markt verfügbar.
Prognose: Noch in dieser Woche 2,50 Euro
Das bestätigt auch Tim Eder, Mitarbeiter bei H. Maußen. Das Soyener Unternehmen verkauft Heizöl und Kraftstoff vor allem an landwirtschaftliche Betriebe. In Soyen und Griesstätt betreiben sie zudem je eine Tankstelle.
„Es ist zwar nicht mehr in Riesenmengen verfügbar“, sagt er, aber umkämpft sei der Markt nicht. „Das Problem sind vor allem immer kürzere Kontrakte, die die Preise in die Höhe treiben.“ Und dies werde auch noch geschehen. „Die werden noch 15 Cent steigen“, sagt er. Josef Fellner, Inhaber der Araltankstelle in der Burgau geht davon aus, dass die Preise in dieser Woche noch auf 2,50 Euro steigen, für Benzin und Diesel.
Kundschaft zwischen Verständnis und Aggression
Das wirkt sich auch auf die Kunden aus. „Die meisten haben Verständnis“, sagt Fellner. Doch es gebe auch aggressive Kundschaft, „denen sage ich, sie sollen in den Fernseher schauen.
Auch Eder stellt fest: „Die Stimmung ist schlecht.“ Zwar hätten die meisten Kunden Verständnis und würden wissen, dass sie ebenfalls nichts für die Kraftstoffpreise könnten, aber es herrsche viel Frustration. Zeislmeier spricht von ganz unterschiedlichen Emotionen bei der Kundschaft. „Manche sind aggressiv, mache sind verzweifelt, manche sind völlig erstaunt“, erklärt er. Manchen sei es auch egal.
„Die Regierung sollte mit den Steuerpreisen runter gehen“
Dass sich die Situation in naher Zukunft entspanne, daran glaubt keiner der drei. „Ich denke, die Regierung sollte mit den Steuerpreisen runtergehen“, sagt Eder. Schließlich sei Kraftstoff eines der Produkte mit der höchsten Steuerbelastung.
Dies sieht Zeislmeier ähnlich. „30 Cent Mineralölsteuer könnte man streichen“, sagt er. Vor allem, da auch immer wieder vergessen werde, dass Spritpreise sich auf ganz andere Dinge noch auswirken, zum Beispiel auf den öffentlichen Nahverkehr. „Der Stadtbus braucht auch Diesel. Wer soll das noch bezahlen?“, fragt er. Neben Steuerentlastungen schlägt er aber noch drastischere Lösungen vor, wie einen autofreien Sonntag. „Da wäre ich sofort dabei.“
Letzten Endes gebe es aber nur eine Möglichkeit, so Zeislmeier. „Wir müssen alle im Zuge der Solidarität zurückstecken.“