Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Region Rosenheim unterstützt Flüchtlinge

Erste Hilfstransporte für die Ukraine rollen los - dramatische Bilder und Video entsetzen

Die Nacht im Keller verbracht: Die Familie von Roman D. in Ternopil/Ukraine.
+
Die Nacht im Keller verbracht: Die Familie von Roman D. in Ternopil/Ukraine.

Die Hilfsbereitschaft in der Region Rosenheim ist groß, der Zuspruch, den die Helferkreise für ihre Transporte ins Kriegsgebiet der Ukraine erhalten, ist bemerkenswert. Ein erster Hilfstransport wird noch Mittwoch vom Hof rollen. Gleichzeitig erreichen die Region dramatische Bilder und Videos aus der Ukraine.

Rosenheim – Der Zuspruch, den die Helferkreise in der Region für ihre geplanten Transporte ins Kriegsgebiet Ukraine erhalten, ist riesig. Ein erster Hilfstransport wird noch am Mittwoch, 2. März, in Höhenmoos (Gemeinde Rohrdorf) vom Hof rollen – viele weitere werden in den nächsten Tage folgen.

In Höhenmoos wird gepackt

Im „Haus der Vereine“ in Höhenmoos sortieren und verpacken aktuell die Helfer des „Helferkreises für die Diözese Ternopil/Ukraine“ mit Sitz auf Frauenchiemsee und Mitgliedern in der gesamten Region. Der Helferkreis unterhält seit Jahrzehnten enge Verbindungen in die Region Ternopil im Südwesten der Ukraine. Hat dort seit den 1990er-Jahren beim Aufbau unterstützt, Projekte angeschoben und begleitet – und Freundschaften geschlossen. Umso erschütterter verfolgen die Ukraine-Kenner die Nachrichten aus dem Kriegsgebiet, sorgen sich um ihre Bekannten – und wollen helfen.

Die Hilfsgüter sind gefragt

Im Fall Ternopil sind aktuell insbesondere Hilfsgüter für Flüchtlinge gefragt, die auf ihrer Flucht aus dem bombardierten Osten des Landes gen Westen die Region passieren. „Hygieneartikel, Babynahrung, Windeln, Konserven, aber auch Verbandsmaterial und Schmerzmittel werden dringend benötigt“, erklärt Katharina Schmid, die Vorsitzende des Helferkreises. Denn: Es kommen überwiegend Frauen mit Kleinkindern an, die mit dem Nötigsten versorgt werden müssten. Die Männer müssen indes im Kriegsgebiet verbleiben. Kein Mann unter 60 Jahren darf aktuell die Ukraine verlassen.

Die Versorgung der Menschen mit Trinkwasser, das in einer kleinen kircheneigenen Anlage in Zarvanytsya in der Region Ternopil abgefüllt wird. Die Studenten des dortigen Priesterseminars helfen bei der Verteilung.

Abschied von Vätern, von Ehemännern

Frauen mit Babys und Kleinkindern auf der Flucht, auf einer Reise ins Ungewisse. Die sich von ihren Männern, den Vätern verabschieden müssen. Unklar, sie jemals wiederzusehen. „Das sind Bilder, die besonders schlimm sind, sie zerreißen einem das Herz“, beschreibt es Elisabeth Weidenspointner aus Rimsting, die sich ebenfalls seit Jahrzehnten im Ternopil-Helferkreis engagiert und nun die Hilfstransporte unterstützt. Die engagierten Helfer wollen den Flüchtlingen nun zumindest das Nötigste zur Verfügung stellen – über ihre Kontakte zur Diözese Ternopil. Denn dort werden die Flüchtenden in den Kirchen und Einrichtungen der dortigen griechisch-katholischen Kirche mit offenen Armen empfangen, mit Trinkwasser, Essen und Hygieneartikeln versorgt, ihnen für die Durchreise ein Dach über dem Kopf zur Verfügung gestellt. An die Kirchen in der Region Ternopil sollen nun die Hilfslieferungen aus dem Raum Rosenheim gehen.

Großzügige Geldspenden

Der Anklang auf den ersten Aufruf, den der Helferkreis Anfang der Woche gestartet hatte, ist riesig: „Wir haben schon unheimlich viele Spendenzusagen und auch gezielte Sachspenden bekommen“, berichtet Katharina Schmid. Was sie besonders freut: die Großzügigkeit vieler Spender, darunter Beträge von über 1000 Euro und in einem Fall gar 5000 Euro – „das ist einfach überwältigend.“

Hier rollt der erste Transporter los

In der Zwischenzeit wird im kleinen Ort Höhenmoos der erste Transporter bestückt, er soll Mittwoch beim Zoll vorfahren – „sicherheitshalber, um alle Papiere zu haben“ – und sich dann auf den Weg in Richtung slowakisch-ukrainische Grenze zu machen, in die Nähe von Uschhorod, knapp 1000 Kilometer von Rosenheim entfernt. Dort erfolgt die Übergabe der Spendenartikel an Abgesandte aus Ternopil, die wiederum die Ladung quer durch die Karpaten zum Zielort karren.

Dramatische Nachrichten aus der Ukraine

Während gepackt, sortiert und beladen wird, trudeln bei den Helfern immer neue Nachrichten aus der Ukraine ein: Bilder von Flüchtenden, Freunde und Bekannte, die die Nächte im Keller verbringen, sich bei Luftalarm in Sicherheit bringen. Die Besorgnis in der Region: groß. So auch bei Elisabeth Weidenspointner aus Rimsting, die engen Kontakt zu ihrem Patenkind in Ternopil hält – wobei das „Kind“ bereits 47 Jahre alt ist und längst eine eigene Familie mit drei Kindern hat. Über drei Jahrzehnte begleiten die Weidenspointners ihren Roman bereits durchs Leben. Alles begann mit der Übernahme einer Patenschaft für Romans Studium im Priesterseminar der Diözese Ternopil. Nach weiteren Studienaufenthalten in Rom ist er längst zum Priester geweiht – und lebt dennoch mit seiner Familie zusammen. „Das ist in der griechisch-katholischen Kirche möglich, noch vor der Priesterweihe zu heiraten“, erklärt die Rimstingerin.

Angst und Ungewissheit

Roman D. lebt in der Stadt Ternopil und ist Priester in der dortigen Kathedrale – und seit Kriegsbeginn wie viele seiner Landsleute in ständiger Angst. Die Nächte verbringen er und seine Familie im Keller. Bei Luftalarm bringen sie sich in Sicherheit. Immer begleitet von der bangen Angst: Was kommt noch? Denn das Kriegsgeschehen an sich konzentriert sich noch auf den Osten des Landes. Der Westen ist bislang bis auf einzelne Ziele weitgehend verschont. Doch die Angst, die Unsicherheit, sie bleibt – und schwingt in jeder Nachricht, die die Freunde im Raum Rosenheim erreicht, mit.

Kommentare