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Modellversuch des Kultusministeriums

Übertritt ab Klasse 5: Warum die Bad Aiblinger Wirtschaftsschule Alpenland erstmal nicht mitmacht

Randolf John, Schulleiter der Wirtschaftsschule Alpenland, spricht über den Schulversuch des Staatsministeriums.
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Randolf John, Schulleiter der Wirtschaftsschule Alpenland, spricht über den Schulversuch des Staatsministeriums.

Das Kultusministerium erprobt ab kommendem Schuljahr den Start der Wirtschaftsschule bereits ab der Jahrgangsstufe 5. Die Bad Aiblinger Wirtschaftsschule wird an dem Modell zunächst nicht teilnehmen. Doch warum eigentlich?

Bad Aibling – Nach der vierten Klasse steht eine wichtige Entscheidung für viele Schüler an: Geht es auf die Realschule, auf das Gymnasium oder beispielsweise auf eine Mittelschule? In Bayern kommt ab dem kommenden Schuljahr noch eine weitere Option hinzu. Bei einem entsprechenden Notenschnitt nämlich können die Viertklässler auch direkt auf eine Wirtschaftsschule wechseln – zumindest an ausgewählten Standorten.

Das Kultusministerium erprobt damit einen Modellversuch, den Start der Wirtschaftsschule schon ab der Jahrgangsstufe 5. Die von Kultusministerin Anna Stolz als „innovative Maßnahme“ bezeichnete Veränderung ruft unterschiedliche Reaktionen hervor. Bei der im Freistaat vergleichsweise geringen Anzahl an existierenden Wirtschaftsschulen (74) mit ihren rund 16.000 Schülern stellt sich vor allem die Frage, wer bei dem Schulversuch überhaupt mitmacht.

Aiblinger Schule gehört zu den „stabilen Flaggschiffen“

In Bad Aibling jedenfalls ist der Sachverhalt klar. Bei der Wirtschaftsschule Alpenland wird sich im kommenden Schuljahr nichts ändern. „Grundsätzlich begrüßen wir den Schulversuch“, schickt Schulleiter Randolf John gegenüber dem OVB voraus. So hätten Wirtschaftsschulen, die womöglich über fehlende Schüler klagen, die Möglichkeit, durch den früheren Eintritt mehr Anreize zu schaffen. Man selbst werde jedoch vorerst nicht an dem Modell teilnehmen, so John, der neben seiner Tätigkeit als Schulleiter auch beim „Verband für Lehrkräfte an beruflichen Schulen in Bayern“ als Referent für Wirtschaftsschulen fungiert.

Er zählt die Aiblinger Bildungseinrichtung zu den großen Wirtschaftsschulen, zu den „stabilen Flaggschiffen“, welche seit jeher keine Probleme mit einem zu geringen Zulauf hätten. So habe man ein „volles Haus“ und somit keine Kapazitäten, um noch mehr Schüler aufzunehmen. Auf der anderen Seite bestehe jedoch aufgrund des großen Zulaufs – zumindest derzeit – auch gar keine Notwendigkeit, sich nach unten hin weiter zu öffnen. „Unser Glück ist, dass wir in diesem Fall keine Getriebenen sind“, erklärt der Schulleiter.

Schulleiter John: „Bei uns bleibt erstmal alles beim Alten“

Aber, und da ist sich John sicher, es gebe genügend andere Wirtschaftsschulen, die dem Schulversuch gegenüber auch aufgrund geringerer Auslastung sehr aufgeschlossen sind. Endlich könnten auch sie – wie Mittel,- Realschulen und Gymnasien - zum Zeitpunkt der Übertrittsentscheidung den Eltern und Schülern ein gewünschtes Bildungsangebot machen. Bestes Beispiel seien private Wirtschaftsschulen aus dem direkten Umfeld (Rosenheim, Traunstein, Holzkirchen), die aufgrund ihrer privaten Trägerschaft bereits seit dem Schuljahr 2022/23 die Möglichkeit haben, eine 5. Jahrgangsstufe anzubieten. Dies werde nun über den Schulversuch auch kommunalen und staatlichen Wirtschaftsschulen ermöglicht.

„Anders als bei privaten Schulen ist es in unserem Fall aber auch nicht unsere alleinige Entscheidung“, betont John und verweist auf den Landkreis Rosenheim als Sachaufwandsträger seiner Schule. Klar ist aber, und da wüssten die Eltern allesamt Bescheid: „Bei uns bleibt erstmal alles beim Alten, ab kommendem Schuljahr geht es wie gehabt ab der 7. Jahrgangsstufe los beziehungsweise mit alternativen Einstiegsmöglichkeiten ab Jahrgangsstufe 8, 9 oder 10.“

Gedanken, wie man mit dem Thema in Zukunft umgehen möchte, müsse sich der Sachaufwandsträger aber dennoch machen, erklärt John. „Mittel- bis langfristig ist auch bei uns der Start ab Jahrgangsstufe 5 nicht ausgeschlossen, da sich die Eltern diesen Zugang wünschen.“ Der Schulversuch selbst erstrecke sich ohnehin noch bis ins Schuljahr 2027/2028. „Nächstes und wahrscheinlich auch übernächstes Schuljahr zeichnet sich in Bad Aibling aber noch keine Änderung ab“, betont John.

Bildungspolitischer Trend ist erkennbar

Als Referent für Wirtschaftsschulen weiß John jedoch, dass insgesamt ein bildungspolitischer Trend erkennbar sei, wonach die Wirtschaftsschulen – wie alle anderen weiterführenden Schulen - ihr Bildungsangebot ab Jahrgangsstufe 5 unterbreiten werden. Bereits 2020 wurde die Möglichkeit eingeführt, die Wirtschaftsschule schon ab der 6. Klasse zu starten. Die neue Maßnahme stellt nun eine Erweiterung der sogenannten Vorklasse 6. auf die Eingangsstufe 5. Klasse dar.

Auf längere Sicht könne man also davon ausgehen, dass die Bayerische Wirtschaftsschule ein Bildungsangebot von der 5. bis zur 10. Jahrgangsstufe machen werde. Letztlich, so John, wird mit einer Eingangsstufe 5 an der Wirtschaftsschule die Erreichung zentraler, bildungspolitischer Ziele möglich, nämlich die Erhöhung der Durchlässigkeit im bayerischen Schulwesen sowie die Schaffung einer zusätzlichen – von Eltern gewünschten – Option bei der Wahl des weiteren Bildungsweges. Gleichzeitig wird damit auch „falschen“ Schullaufbahnentscheidungen entgegengewirkt, erklärt der Schulleiter.

Denn: Die Wirtschaftsschule als berufliche Schulform liefere einen alternativen, lebensnahen sowie praxis- und berufsbezogen Zugang zu Erkenntnis und späterer Lebenswelt der bayerischen Schüler. Dies hänge vor allem mit den Lehrkräften zusammen, die – selbst mit beruflichen Erfahrungen außerhalb der Schulwelt ausgestattet – die Wirtschaftsschüler unterrichten und auf ihrem individuellen Bildungsweg fördern.

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