Gaufest des Trachtenverbandes I
Überschäumende Freude unter weißblauem Himmel: Bad Endorf im Zeichen der Tracht
Wie sehr Heimatverbundenheit, Brauchtum und Tradition gelebt und bestaunt werden können, stellten die Trachtlerinnen und Trachtler am Sonntag in Bad Endorf unter Beweis. Die Realität zeigte, welchen Stellenwert der Jahreshöhepunkt, das Gaufest, für die teilnehmenden Vereine und ihre Mitglieder hat.
Bad Endorf – Strahlende Gesichter, Jubelrufe und Freude „endlich wieder Gaufest“. Dabei stand Bad Endorf doppelt im Fokus. Zum einen als Gastgeber dieser Großveranstaltung und zum anderen in geographischer Hinsicht, liegt doch der Ort mittig im Gaugebiet. Sage und schreibe 117 Vereine bilden gemeinsam die große Trachtenfamilie: den Gauverband I, dem 41.300 Mitglieder angehören.
Ökumene ist Zusammenhalt
Das inspirierte Dekan Daniel Reichel dazu, den Gottesdienst unter das Motto „Zusammenhalt“ zu stellen. Dies bekräftigte Dr. Julia Offermann, evangelische Pfarrerin aus Endorf, die mit ihren Begrüßungsworten den ökumenischen Gottesdienst eröffnete.
„Ich warte seit Wochen auf diesen Tag“, diese Emotionen las Dekan Daniel Reichel in den Gesichtern der Festteilnehmer, und so begann er auch seine Predigt. Er beschrieb lebhaft die Vorfreude auf das große Fest und seinen hohen Stellenwert unter den Trachtlern.
Anschaulich leitete er zu den Begegnungen von Mensch zu Mensch über, um sich zum Abschluss direkt an die Gläubigen zu wenden: „Liebe Trachtlerinnen und Trachtler, wenn es uns gelingt, den Menschen um uns herum auf Augenhöhe zu begegnen und zu kommunizieren und miteinander zu teilen, dann werden wir im Rückblick sagen: wir sind selbst zu Beschenkten geworden“.
Die Tracht sagt: „do gher i her und für mei Hoamat bin i dankbar“, so begann und endeten die Grußworte des 1. Gauvorstandes Michi Hauser.
Auf die Vorwürfe, die kürzlich anlässlich des Empfangs beim G7-Gipfel durch die Presse gingen, die Trachtler seien peinlich, entgegnete er in Fragestellung: „Staatsmänner aus fernen Ländern, die in ihren Landestrachten zum G7-Gipfel angereist sind, Regionalität anstatt Globalisierung, Kultur als zweitgrößter Wirtschaftsfaktor, Wertschätzung unserer Kultur in aller Welt und die Tatsache, dass über 100.000 Jugendliche in Bayerns Trachtenvereinen betreut werden, die Verbundenheit zur Trachtensache von der Kindheit bis ins hohe Alter, ein Gautrachtenfest ausrichten – das ist peinlich?“ Am Ende war er sich der Antwort der Menge sicher: „Wir Trachtler werden alles dafür tun, dass die Trachtensache lebt“ und erntet dafür den Applaus seiner Zuhörer.
43 Musikkapellen und über 8000 Trachtler im Festzug
Und dann der Festzug: 43 Musikkapellen gaben den Takt an und begleiteten über 8000 aktive Trachtlerinnen und Trachtler, Kinder, Jugendliche, Dirndl und Buam, Reiter und Festwagen gezogen von prachtvollen Rössern musikalisch durch den Ort.
Mit dabei auch der Vorsitzende des Bayerischen Trachtenverbandes, Günter Frey, und die Delegationen der Nachbarsgaue, dem Chiemgau Alpenverband und dem Bayerischen Inngau.
„Juchitzn„ ab dem Wendepunkt
Sich begrüßen, aus vollem Herzen „juchitzn“, also der Freude über den Gegenzug auf Trachtlerart Ausdruck verleihen, war ab dem Wendepunkt angesagt.
Den Genuss, eines Gegenzuges von Gleichgesinnten über die komplette Festzugstrecke zu erleben, machte die Gegebenheit in Bad Endorf möglich. Denn am Busbahnhof wurde gewendet, um Schritt für Schritt zurück in das Festzelt einzuziehen.
„Wir sind nicht peinlich“
Als besonderer Ehrengast war Landtagspräsidentin Ilse Aigner gekommen, um am Gaufest teilzunehmen. „Es geht nicht nur ums Gwand, sondern um die inneren Werte. Wir sind nicht peinlich, das ist der Neid und Neid muss man sich verdienen“, sagte sie und bekräftigte damit die Worte des Gauvorsitzenden.
Ilse Aigner weiß, von was sie spricht: Ihr Heimatverein ist der Trachtenverein „Mangfalltaler“ Westerham, der Ausrichter des Gaufestes 2024 ist.





