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Experten-Tipps aus der Schön Klinik Vogtareuth

Obacht beim Brettern auf Brettern: So verhaltet ihr euch richtig auf der Piste

Experten-Tipps für eine unfallfreie Skifahrt aus der Schön Klinik Vogtareuth
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Dr. Felix Gillesberger kennt sich aus mit Skiunfällen aller Art - und gibt wichtige Tipps zur Vermeidung von Unfällen auf der Piste.

Frisch verschneite Pisten vor einer malerischen Bergkulisse - Skifahren ist eine der beliebtesten Wintersportarten. Was Sportler beim Brettern auf Brettern beachten sollten, damit die Pistengaudi sturzfrei über die Bühne geht und was im Falle eines Unfalls zu tun ist, weiß Dr. Felix Gillesberger.

Herr Dr.Gillesberger, Sie sind niedergelassener Orthopäde und Chefarzt im Fachzentrum für Orthopädie der Schön Klinik Vogtareuth und kennen sich aus in der Unfallchirurgie. Welche Art von Verletzungen behandeln Sie im Zusammenhang mit Skiunfällen?

Die häufigsten Verletzungen passieren am Kniegelenk. Es besteht aus verschiedensten Strukturen und wir Ärzte wissen aus Erfahrung: Ein Kreuzbandriss steht selten alleine da. Das Kreuzband ist fast nie isoliert verletzt, sondern geht mit Nebenverletzungen einher. Seitenbandrupturen, Meniskusrisse oder Knorpelschäden sind keine Seltenheit. Somit ist unsere Aufgabe, abzuklären, was alles beim Sturz in Mitleidenschaft gezogen wurde, sodass nichts übersehen wird.

Wie kommt es zu solchen Verletzungen auf der Piste?

Es gibt Unterschiede, ob der Unfall selbstverschuldet geschieht oder ob es sich um eine Kollision handelt. Bei Zweiterem - sei es mit einem anderen Sportler oder einem Hindernis wie einem Baum - zeigt sich meist ein wesentlich schwereres Verletzungsbild. Hier werden Kräfte frei, die einem Frontalzusammenstoß im Verkehr ähneln und oftmals mehrere Verletzungen zur Folge haben, da der ganze Körper involviert ist. Hier ist der Kopf auch sehr gefährdet. Die häufigeren Verletzungen sind jene, die selbstverschuldet durch Fahrfehler oder Überschätzung des eigenen Könnens entstehen. Darunter zählt beispielsweise das Verkanten eines Skiers - der Klassiker für einen Kreuzbandriss.

Welche Verletzungen zählen in Ihren Augen zu den schlimmsten?

Schnittverletzungen durch Ski-Kanten. Es verursacht schlimme Schnitte, wenn eine ordentliche Kante über die gesamte Länge des Skiers über einen anderen Skifahrer fährt, weil dieser von einem anderen Sportler übersehen wurde. Das geht teils tief in die Weichteile bis zum Knochen. Kleidung bietet da keinen ausreichenden Schutz. Daher ist jede Kollision dieser Art zu vermeiden.

Snowboard versus Ski: Was ist gefährlicher?

Ich denke, das ist eine Frage der Technik. Ein guter Snowboarder hat wenig Schwierigkeiten sicher und unfallfrei auf dem Brett zu stehen. Besonders Anfänger gehen jedoch ein höheres Risiko ein für Verletzungen im Unterarmbereich, der Handgelenke und auch der Wirbelsäule. Bei einem Sturz muss sich der Snowboarder mit Gesäß oder Händen abfangen, da beide Füße auf einem Brett fixiert sind. Somit hat er nicht wie der Skifahrer die Möglichkeit sich mit den Beinen zu stabilisieren, das Gleichgewicht wiederzufinden und einen Sturz abzufedern.

Wie verringere ich auf der Piste die Gefahr von Unfällen?

Gegenseitige Rücksichtnahme ist das A und O. Wer stehenbleibt oder eine Pause braucht, unbedingt gut sichtbar am Rand der Piste und nicht mittendrin, sonst ist man eine große Gefahr für sich und andere. Wenn auch lästig und unterschätzt, Aufwärmen vor dem Schwung hat sich immer bewährt. Wesentlich ist aber auch die realistische Einschätzung des eigenen Könnens.

Zur Unfall-Vorbeugung gehört auch die passende Ausrüstung. Stimmen Sie dem zu?

Gute Ausrüstung und im Service gewartetes Material, das zu einem passt, ist die halbe Miete. Hier sollte man nicht an der falschen Stelle sparen. Schlechtes Material in Kombination mit Selbstüberschätzung des eigenen Könnens - und der Ski fährt plötzlich mit mir, statt ich mit dem Ski. Dann kann es zu Verkantungen kommen oder der Fahrer gerät ins Rutschen, sodass er da hinfährt, wo er gar nicht hin möchte.

Was ist bei der Schutzausrüstung unabdingbar?

Was die Schutzausrüstung insbesondere für Snowboarder angeht, ist in erster Linie Schutz für Hände und Handgelenke sinnvoll, um einen Stoß auf dem Boden gut abzufangen. Rückenprotektoren sind in dem Bereich hilfreich, auch für Skifahrer. Unabdingbar ist der Helm. Bei einem Sturz ohne Helm trägt der Kopf sehr schnell sehr schwere Verletzungen davon, weswegen der Kopfschutz dringend zu empfehlen ist.

Neben der Ausrüstung sind bestimmt auch ausreichend Kenntnisse und Erfahrung von Vorteil...

Unbedingt. Ich muss mich schon einschätzen können und sollte nicht mutig eine Piste hinab fahren, die für mein Können gar nicht geeignet ist. Dabei läuft man sehr schnell Gefahr, in eine verzweifelte Situation zu schlittern, aus der man so schnell keinen sicheren Ausweg mehr findet. Wer eine für sich passende Piste ausgesucht hat, der wird auch als Anfänger mit Freude an die Sache ran gehen. Sich in einer Lage wohl und sicher zu fühlen ist die beste Unfallprophylaxe.

Was halten Sie von der guten alten Skigymnastik?

Die gute alte Skigymnastik kennt wohl jeder - und sie ist nach wie vor sehr sinnvoll. Eine gute Kondition ist Grundvoraussetzung, es erfordert Kraft und Koordinationsgefühl, mit Skiern entsprechend umgehen zu können und einen ganzen Tag auf Skiern auch durchzuhalten. Ein vorbereitendes Training in Form eines Ausdauer- und Krafttrainings ist empfehlenswert.

Passieren Unfälle häufig durch Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten?

Das eigene Können ist natürlich sehr wichtig. Wer gut trainiert ist, wird auch gut auf der Piste performen. Ein Skitourengeher beispielsweise genießt den Vorteil gegenüber, dass er durch den Aufstieg auf den Berg bereits aufgewärmt ist und so Verletzungsrisiken automatisch minimiert werden. Skifahren ist nicht der verletzungsreichste Sport, den es gibt. Es gibt aber sehr viele, die den Sport ausüben, sodass die Gesamtzahl an Unfällen höher wirkt. Angst vorm Skifahren muss aber keiner haben.

Denken Sie, es kommt mit modernen und schnelleren Skiern zu mehr Unfällen?

Ich glaube, die Skier selbst sind nicht schneller geworden, aber ganz klar die technischen Raffinessen und Möglichkeiten moderner Skier. Es ist einfacher geworden, schnell zu werden. Carving Ski beispielsweise ermöglichen eine gute Kurvenbildung, um eine gewisse Geschwindigkeit zu erreichen und in der Kurve eine gute Stabilität zu besitzen. So erreichen auch nicht so versierte Fahrer hohe Geschwindigkeiten, die sie jedoch womöglich nicht so gut unter Kontrolle halten können.

Welche Rolle spielen die Zustände der Pisten?

Die Gefahr bei einer harten eisigen Piste zu Beginn der Saison und der ersten Kältewelle sind Verletzungen im Schädel- oder Oberkörperbereich mit Frakturen an der Schulter oder Luxationen. Je härter die Pisten werden und je eisiger es ist, desto härter wird der Aufprall. Wenn es eher in Richtung Oster-Skifahren geht, ist der Schnee vermehrt weich und sulzig. Stürze gehen hier oft mit Bänderverletzungen durch Verdrehungen einher. Ein Rat ist es, früh zu starten, wenn die Pisten noch frisch und gut präpariert sind. Wer müde und ausgelaugt ist, der sollte genau überdenken, ob er die Tageskarte bis zum Schluss ausfahren möchte. Denn Unfälle passieren immer bei der letzten Abfahrt.

Sehen Sie Unterschiede im Unfallbild an Verletzungen, die sich auf Kunstschnee ereignet haben?

Durchaus: Man muss ein anderes Fahrverhalten an den Tag legen und sich, anpassen, da sich Kunstschnee anders verhält als natürlicher Schnee. Wird es kalt, entwickelt er sich schneller in eine eisige Piste. Letztendlich entstehen eisige oder sulzige Pisten sowohl bei Kunst- als auch bei natürlichem Schnee. Ein spezielles Unfallbild für die jeweilige Schneeart kann man nicht fest machen.

Stichwort Erste Hilfe: Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich einen Unfall sehe?

Als Unbeteiligter ist es wichtig, vorsichtig an die Unfallstelle heranzufahren und zur allgemeinen Sicherheit die Unfallstelle mit überkreuzten Skiern als Warnsignal und zur Absicherung zu sichern. Danach Hilferuf absetzen und gegebenenfalls Erste-Hilfe-Kenntnisse anwenden, um die Vitalfunktionen zu erhalten: Atemwege frei machen, stabile Seitenlage, Herz-Kreislauf in Schwung halten, beruhigende Worte. Weitere Maßnahmen übernimmt die gerufene Pistenrettung, die je nach Schwere des Befundes einen Helikopter hinzuziehen kann.

Und was kommt auf die Verunfallten zu?

Je nach Schweregrad der Verletzung kann ein direkter Transport in die Klinik erforderlich sein. Wenig schwere Verletzungen können mit sämtlichen Diagnostikmöglichkeiten ambulant in der Praxis abgeklärt werden. Ist eine operative Versorgung notwendig, bietet die moderne Medizin minimalinvasive Verfahren, sodass die Patienten schon in der nächsten Saison wieder auf Skiern stehen können. Auch bei Brüchen helfen minimalinvasive Verfahren schnell und souverän.

Wie steht es um die Kosten?

Die dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Es gibt einen Unterschied zwischen Rettungs- und Bergungskosten. Rettung bedeutet, der Sanker transportiert den Verunfallten im Tal ab, was die Kasse zahlt. Bergungskosten fallen an, wenn jemand aus unwegsamem Gelände gerettet werden muss und gegebenenfalls ein Helikopter zum Einsatz kommt. Das zahlt nur eine entsprechende Unfallversicherung oder wenn man Mitglied im Alpenverein ist. Da kann die Rechnung schnell eine ein paar tausend Euro erreichen.

Herr Dr. Gillesberger, herzlichen Dank für das Gespräch.

mb

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