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Schlechtes Image bereitet Probleme

„Tierquäler“ oder kreative Experten? So steht es um die Zukunft der Wasserburger Metzger

Korbinian Hiebl, Vorsitzender der Wasserburger Metzgerzunft, in seinem Laden. Er liebt wie alle Mitglieder in der Zunft seinen Beruf, doch die Nachwuchsgewinnung bereitet Probleme. „Wir werden immer weniger“, bedauert Hiebl.
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Korbinian Hiebl, Vorsitzender der Wasserburger Metzgerzunft, in seinem Laden. Er liebt wie alle Mitglieder in der Zunft seinen Beruf, doch die Nachwuchsgewinnung bereitet Probleme.

Personalmangel ist für die Metzger nichts Neues. Seit Jahren kämpfen sie mit Nachwuchsproblemen. Darum lieben sie ihren Beruf trotzdem.

Wasserburg – Einmal im Jahr werden die Paulanerstuben in Wasserburg von „g´standenen“ Männern bevölkert. Die Metzgerzunft trifft sich dann zu ihrem feuchtfröhlichen Jahrtag. Doch was nach ausgelassenem Feiern aussieht, ist doch auch jedes Jahr von ein bisschen Wehmut begleitet. Denn die Metzger, das ist kein Geheimnis, werden immer weniger.

Statt 50 Mitglieder nur noch neun

„Früher“, sagt Korbinian Hiebl, Vorsitzender der Zunft und Metzger in Wasserburg, „war hier die ganze Stube voll. Dort hinten war der Tisch mit den Lehrbuben, da saßen die Gesellen und in der Mitte die Meister.“ Etwa 50 Mitglieder habe die Metzgerzunft 1973, als er eingetreten war, gehabt. Heute sitzen sie zu neunt an einem Tisch. „Wir sind fast vollzählig“, sagt Hiebl, „da merkt man. Es gibt halt immer weniger von uns.“

Personalmangel, über den so viele Unternehmen derzeit klagen, das ist nicht neues für die Metzger. Seit Jahren kämpfen sie mit Nachwuchsproblemen. Bei diesem Jahrtag ist kein Auszubildender dabei. Nur einer, der die Ausbildung gerade abgeschlossen hat. Elias Gassner hat die Gesellenprüfung als Innungsbester geschafft. 11 seien sie in der Berufsschulklasse gewesen, erzählt er. Bei den Fachverkäufern seien es ebenfalls 11 gewesen. Die Herkunft der Auszubildenden umfasst die Landkreis Traunstein, Rosenheim. „Bis Berchtesgaden runter“, berichtet er.

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Vater Georg Gassner, der 22 Metzgereifilialen in der Region betreibt, bestätigt den Mangel. „Im Verkauf geht es noch“, sagt er, „aber in der Produktion fehlen die Leute.“ Dort würde er eigentlich drei Ausbildungsplätze anbieten, seit zwei Jahren sind sie alle unbesetzt. „Obwohl wir mit Banner und allem, was man sich denken kann, Werbung machen.“

Dabei, so die Überzeugung der Metzger, habe das Handwerk große Chancen. Trotz dem Trend zu weniger Fleisch. „Die Leute kaufen wieder bewusster Fleisch ein“, sagt Gassner, Sie gehen lieber zum Metzger als zum Discounter, weil sie wissen, dass ich ihnen genau sagen kann, wo welches Fleisch herkommt.“

Handwerksberuf nicht mehr beliebt

Ähnlich sieht es Gerhard Baumgartner, der bis vor Kurzem in Haag eine Bio-Metzgerei betrieben hat. Inzwischen ist er vor allem auf Fisch umgestiegen. „Metzger sein, das ist schon was Tolles. Da kann man was leisten.“ Warum trotzdem immer weniger Leute den Handwerksberuf ergreifen wollen, das hat für Baumgartner einen einfachen Grund. „Die jungen Leute“, sagt Baumgartner, „wachsen gar nicht mehr damit auf. Die haben keinen Bezug mehr dazu und selbst wenn sie in die Richtung gehen wollen, dann heißt es zuhause: Mach lieber was anderes.“

Das Image der Metzger sei einfach nicht mehr dasselbe wie früher, sagt Hiebl. „Früher da war man noch was als Metzger. Jetzt sind wir die Tierquäler.“ Und das, so die einhellige Überzeugung der Anwesenden, könne gar nicht weiter weg sein von der Wahrheit. Schließlich besage bereits das erste Gebot der Zunft, dass Tiere nicht gequält werden dürften. Das sei auch gar nicht im Interesse der Metzger, setzt Richard Grosse hinzu, der in Rimsting ein Unternehmen mit eigenem Schlachtbetrieb betreibt. „Vor allem bei den Schweinen merkt man, ob sie gestresst sind“, erzählt Grosse, „auch an der Qualität vom Fleisch“. Die Tiere werden bei ihm deshalb immer sonntags angeliefert und erst am Montagmorgen weiter verarbeitet.

100 Rinder im Jahr geschlachtet

Zu dritt sind sie in seinem Betrieb und schlachten 100 Rinder im Jahr, hinzukommen etwa acht Schweine pro Woche. Eigentlich sei auch das viel zu wenig Personal. Belasten würden auch die vielen Regeln und Auflagen, die Schlachtbetriebe heute erfüllen müssten. Bei jeder Schlachtung würde überwacht. „Die Behörden schauen die Metzger für blöd an“, fasst Hiebl die Situation zusammen.

Jetzt noch die hohen Energiekosten

Jetzt würden auch noch die hohen Energiekosten hinzukommen. „Man weiß oft gar nicht, wie viel man an die Kunden weitergeben kann“, sagt Hiebl. Georg Gassner bestätigt das. „Entweder man bleibt auf den Kosten sitzen oder man verliert seine Kunden“, sagt er. An Discounter oder andere Metzgereien.

Ein besonderer Beruf

Die Zeiten, das sind sie sich einig die Männer von der Metzgerzunft, sind schwierig. Und trotz allem: Sie lieben ihren Beruf. Im Metzgerhandwerk, da sei nichts standardisiert „Es ist innovativ, kreativ“, sagt Gassner. Genau könne er es gar nicht beschreiben, was ihm so gefalle an der Arbeit mit dem Fleisch. „Das ist einfach was Besonderes.“

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