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Öffis auf dem Land ausbauen

Mit dem Bus bis zum Berg? Wie Münchner Studenten das Verkehrsproblem am Samerberg lösen wollen

Das Foto zeigt (von links) Timon Adams, Bürgermeister Georg Huber, Julia Baldauf, sowie
Liane Raths und Marco Hölzel von der TU München bei der Präsentation in Weyarn.
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Das Foto zeigt (von links) Timon Adams, Bürgermeister Georg Huber, Julia Baldauf, sowie Liane Raths und Marco Hölzel von der TU München bei der Präsentation in Weyarn.

Das hohe Verkehrsaufkommen in Wandergebieten ist ein Dauerbrenner-Thema – so auch am Samerberg. Seit Jahren ist die Gemeinde dran. Nun haben sich Studenten der TU München Gedanken gemacht, wie der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel Abhilfe schaffen könnte.

Samerberg – Überfüllte Parkplätze, Wildparker entlang der schmalen Zufahrtsstraßen und Weideflächen, Müll. Probleme, die die Samerberger schon lange plagen. Die Gemeinde ist bei einheimischen sowie auswärtigen Wanderern sehr beliebt. Angereist kommen die Besucher hauptsächlich mit dem Auto. Um das Verkehrschaos in den Griff zu bekommen, hat die Gemeinde bereits einiges unternommen. Weitere Lösungsansätze kamen von Studierenden der TU München.

Wie bereits seit einigen Jahren, haben sich auch heuer 23 junge Menschen im Rahmen des Seminars „Kommunal- und Landesentwicklung“ mit aktuellen Themen aus der LEADER-Region Mangfalltal-Inntal beschäftigt. Eines davon die Verkehrsproblematik am Samerberg. Die Ergebnisse wurden vor Kurzem in Weyarn präsentiert.

Studenten der TU München haben im Rahmen eines Seminars Ideen die LEADER-Region Mangfalltal-Inntal entwickelt.

Öffi-Ausbau in der Region ausbaufähig

„Einerseits ist der Tourismus gewollt. Anderseits kommt irgendwann der Punkt, da kippt die Stimmung“, erklärt Marco Hölzel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU München. Um dem sogenannten Overtourism der Gemeinde entgegenwirken zu können, haben die Studierenden laut Hölzel in einer kleinen Gruppe von drei Personen die Situation zunächst analysiert. „Dabei wurde die Erreichbarkeit der Ausflugsziele zwischen dem Chiemsee und Garmisch betrachtet“, erklärt Hölzel. Die ernüchternde Erkenntnis der Studierenden: Je östlicher, umso schwieriger sei es. Auch die Region schneide im Vergleich zum westlichen Alpenland eher schlecht ab.

Grund dafür sei, dass im ländlichen Raum der öffentliche Nahverkehr wie ein erweitertes Schulbussystem funktioniere. „Am Wochenende und in den Ferien, wenn die meisten Ausflügler unterwegs sind, fährt dieser jedoch nicht“, sagt Hölzel. Um die Menschen aber ohne Auto zum Berg zu bringen, überlegten die Studenten, wie der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden müsste. „So könnte die Abneigung gegen das Münchner Kennzeichen bei vielen Anwohnern minimiert werden“, sagt Hölzel und lacht.

Mit der Bahn nach Rosenheim, dann ist Schluss

Ein großer Teil der Besucher kommt aus der Münchner Richtung. Die Bahnverbindung reicht jedoch nur bis Rosenheim. Ein Lösungsansatz könne beispielsweise der Beitritt Rosenheims zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) bieten. Ein großflächiger Ausbau über den Landkreis das Ziel.

Die Arbeit der Studenten sei für die Gemeinde sehr interessant, sagt Bürgermeister Georg Huber: „Der Blick von außen auf die Situation zeigt uns eine neue Perspektive.“ Die Studenten seien sehr strukturiert vorgegangen: Wer steigt wo, wann und warum ins Auto? Dieser Blickwinkel bringe neue Impulse. Wünschenswert wäre, dass auch am Wochenende stündlich eine Buslinie von Rosenheim aus in die Wandergebiete fährt, so der Bürgermeister. Zwar gebe es am Wochenende bereits den Wanderbus von Bad Feilnbach, Bad Aibling und Rosenheim aus, dieser sei jedoch „ein Tropfen auf den heißen Stein“.

Am Land verzichten nur wenige auf das Auto

Das Problem beim Öffi-Ausbau läge jedoch wie so oft in der Finanzierung. Diese sei Aufgabe der Kommunen und ohne Zuschuss vom Landkreis nicht möglich. „Das ist ein langer Weg“, sagt Huber. Gerade im ländlichen Raum sei die Verkehrsstruktur anders. Der Bürgermeister kann sich aber vorstellen, dass der Zeitpunkt kommen könnte, dass der öffentliche Nahverkehr günstiger wird als das Auto.

Bei der Verkehrsproblematik zieht Huber für dieses Jahr eine positive Bilanz. „Zu Corona-Zeiten war es schlimmer“, sagt er. Schwierig sei die Verkehrssituation meisten zu Spitzenzeiten – bei schönem Wetter an Wochenenden in Frühjahr und Herbst. Außerdem: Die Autofahrer spülen auch Geld in die Kassen: „Mit den Parkgebühren haben wir auch Geld für Investitionen“, erläutert Huber. Und dennoch: „Der Ausbau der Öffis ist die Zukunft.“ Das würden auch die professionellen Verkehrsplanungsbüros sagen. Denn der Bau von mehr Parkplätzen locke nur noch mehr Autofahrer an.

ÖPNV-Ausbau als Teil des Leitbilds

Schon seit Jahren beschäftigt sich die Gemeinde Samerberg laut Huber mit der Verkehrsproblematik sowie einem Konzept für einen nachhaltigen Tourismus. Im vergangenen Jahr wurde ein Leitbild erstellt, das einen Orientierungsrahmen für die kommunale Entwicklung bieten soll. Auch dabei sei die Verbesserung des ÖPNV bereits ein wesentlicher Aspekt gewesen. Nachdem die Arbeit der Studenten abgeschlossen ist, hat Huber sie eingeladen, die Ergebnisse im Gemeinderat zu präsentiert.

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