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Auf der Suche nach den richtigen Dächern

Produziert das Rathaus bald Strom? Wie Stephanskirchen mehr grüne Energie gewinnen will

Das Rathaus der Gemeinde Stephanskirchen in Schloßberg. Sein Dach wäre perfekt für eine Photovoltaikanlage.
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Das Rathaus in Schloßberg könnte die erste gemeindeeigene Photovoltaikanlage aufs Dach kriegen. Wenn es nach dem Bauamt geht, dann in Verbindung mit kosmetischen Reparaturen an der 20 Jahre alten Fassade.

Die Gemeinde Stephanskirchen wollte Entscheidungshilfe, wo sie Photovoltaikanlagen auf ihre Immobilien baut. Der Experte hat einen klaren Favoriten.

Stephanskirchen - „Gute Frage“ dachte sich wohl die Gemeindeverwaltung, als das Thema „Photovoltaikanlagen auf den Gebäuden der Gemeinde“ aufkam. Auslöser waren die Grünen, die sich „die Mühe machten und das Klimaschutzkonzept von 2012 durchforsteten, was noch gut umzusetzen ist“, wie Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie) lobte.

Die Untersuchung, welche der 37 kommunalen Dächer geeignet sind, welche nicht und welche nur mit Vorarbeiten, überließ die Gemeinde dem Profi. Wolfgang Weingart vom Rohrdorfer Ingenieurbüro Teleplan machte sich ans Werk.

Weingart schnappte sich Luftaufnahmen der Gebäude, nordete die ein - „danach war schon eine erste Auswahl möglich“. Teil der Untersuchung, so erkärte es der Fachmann den Gemeinderäten, war auch, wie der erzeugte Strom am besten verbraucht werden kann. Denn eine Volleinspeisung sei von Seiten der Gemeinde nicht erwünscht. Weil mangels eigenen Kommunalunternehmens steuerlich aufwendig, wie Wilfried Schober, Pressesprecher des Bayerischen Gemeindetags, auf Nachfrage der Redaktion erklärt.

Es war schnell zu erkennen, dass Weingart das Dach des Rathauses für besonders geeignet hält. Erstens, weil dort die Ausrichtung der Paneele zur Sonne nahezu perfekt ist. Und zweites, weil ganzjährig ein Großteil des produzierten Stroms im Haus verbraucht wird - unter anderem für die Computer der Mitarbeiter und die Beleuchtung des Gebäudes. Das sieht an der Otfried-Preußler-Schule völlig anders aus. Auch da gäbe es gut geeignete Dachflächen. Aber: Es wird nicht genug Strom verbraucht. Denn vollbesetzt ist die Schule nur vormittags. Und das auch nur, wenn nicht gerade Ferien sind.

Die „Tops“ und die „Flops“

Weingarts Fazit: Folgende Dächer könnten aufgrund ihres baulichen Zustands schnell mit einer PV-Anlage nachgerüstet werden:

- Rathaus
- Feuerwehr Leonhardspfunzen
- „Grünes“ Schulhaus Schloßberg
- Bauhof, Schüttguthalle
- Wohnhaus Filzenweg 9
- Wohnhaus Kuglmoosstraße

Folgende Gebäude sind aufgrund unterschiedlicher Gesichtspunkte zum jetzigen Zeitpunkt ungeeignet:

- Feuerwehr Schloßberg
- Gelbes Schulhaus, Schloßberg
- Jugendtreff „Box“
- Sportplatz, Stockschützenhütte
- Kioske Baierbach
- Leichenhaus in Stephanskirchen
- Rotes Schulhaus, Schloßberg
- Villa Baumer, Schloßberg
- Bauhof, Fahrzeughalle, Schleppdach, Anhängerunterstand
- Wohnhaus Gerhart-Hauptmann-Str. 29
- Wohnhaus Sudetenlandstraße 8
- Obdachlosen- sowie Asylunterkünfte

Alle weiteren gemeindlichen Gebäude haben zum Teil keine günstige Ausrichtung oder sie benötigen Vorarbeiten, wie zum Beispiel eine neue Dachdeckung.

Aufgrund der weltweiten Entwicklungen sind die Preise für PV-Anlagen sehr hoch - und bleiben dies voraussichtlich auch noch lange. Die Verwaltung schlug deshalb vor, für die Jahre 2023 und 2024 jeweils ein Budget von 200.000 Euro für die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf den gemeindlichen Gebäuden zur Verfügung zu stellen. Janna Miller (Die Grünen) wollte wissen, wie weit die Gemeinde damit kommt. Nach Einschätzung des Bürgermeisters sollte die Summe für zwei Anlagen reichen. Ob eine Beteiligung von Bürgern angedacht sei, fragte Miller weiter nach. Bisher sei es allein um die technischen Voraussetzungen gegangen, so Mair.

Steffi Panhans (SPD) brachte Flächen auch abseits gemeindlicher Gebäude ins Spiel, zum Beispiel neben Verkehrswegen oder auf dem Gelände der Kläranlage Bockau. In der Richtung gab es ohnehin schon Überlegungen: Im neuen Ortsteil Haidholzen-Südost könnten am Parkplatz des Supermarktes und/oder auf der Fahrradgarage PV-Anlagen entstehen.

Cleveres Netz und bessere Verteilung

Friedrich Kreutz (AfD) meinte, das Problem sei die Speicherung des nicht gleich genutzten Stroms. Das sei, so Weingart, für seine Begriffe Sache der Energieversorgungsunternehmen. Die könnten den überschüssigen Strom auch besser verteilen. Dr. Nicole Eckert (Die Grünen) verwies darauf, dass sich in der Beziehung vieles tue. „Der Strom wird künftig ganz anders gesteuert werden“, so Eckert. Nämlich jeweils da hin, wo er gerade gebraucht werde. Gleich, wo das sei. „Smart grid“ (zu Deutsch: cleveres Netz) sei das Stichwort.

Erika Riedrich (Parteifreie) berichtete, dass sie gerade angeschrieben worden seien, ob sie mit ihrer privaten PV-Anlage nicht an einem virtuellen Kraftwerk teilnehmen wollen. Dann gebe es bei der Einspeisung von Strom 21 statt aktuell sechs Cent. „Es tut sich etwas am Markt.“

Wärme lässt sich noch schlechter speichern

Kreutz hakte trotzdem nach: „Thermosolar ist doch viel wirtschaftlicher.“ Weingart bekannte, ein großer Freund der Solarthermie zu sein, „ich habe wohl die größte Anlage im Landkreis zuhause“, aber Wärme lasse sich ganz schlecht speichern, schlechter als Strom.

Der Gemeinderat war einstimmig dafür, in diesem und im kommenden Haushalt jeweils 200.000 Euro zusätzlich zu den schon vorgesehenen Mitteln und Haushaltsresten in Höhe von 60.000 Euro für die Errichtung von PV-Anlagen auf Gebäude der Gemeinde bereit zu stellen. Nun müssen sich die Kommunalpolitiker nur noch einigen, auf welchen Dächern es los geht.

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