Platz für 500+ Bewohner
Stephanskirchen plant einen komplett neuen Ortsteil: So sieht das Konzept aus
Kleine Häuser, große Häuser, Lebensmittelmarkt, Kindergarten, Bäckerei oder Café, Autos im Hintergrund und mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer – es waren viele Wünsche, die das Büro Leupold Brown Goldbach Architekten (LBGO) im neuen Ortsteil erfüllen sollte.
Stephanskirchen – Es geht um die größte Entwicklungsmöglichkeit der Gemeinde, um den neuen Ortsteil mit dem Arbeitsnamen „Haidholzen Südost“.
Sie sind erfüllt, die Wünsche der Bürger aus dem „Festzelt der Ideen“ und die der Gemeinderäte aus einer Ideenwerkstatt. Jedenfalls die meisten. Andreas Leupold stellte dem Gemeinderat jetzt das städtebauliche Konzept seines Büros vor. Und stieß auf viel Zuspruch.
Großartige Lage sorgsam nutzen
Der neue Ortsteil habe eine großartige Lage, so Leupold, „mit dieser Ressource muss man sorgsam umgehen“. Dazu gehöre, möglichst vielen der Anwohner einen Ausblick zu bieten. „Freiräume sind oft wichtiger als Wohnräume“, wenn es darum gehe, dass Menschen sich in ihrem Umfeld wohlfühlen. Deswegen bekommt Haidholzen Südost eine grüne Mitte zwischen kleinteiligerer Bebauung im Osten entlang der Reichenberger Straße und den acht Mehrfamilienhäusern weiter im Westen. Deswegen gibt es zwischen den Reihenhäuern, den Doppel- und Einfamilienhäusern einen kleinen Anger und Höfe. Deswegen sollen Hermann-Löns- und Forststraße im Westen zu einem Ring zusammengeschlossen und die Lohholzstraße im Osten zu einem Ring ausgebaut werden. Die Mitte bleibt autofrei.
Autos in Tiefgaragen und Parkstadel
Überhaupt sollen Autos in dem neuen Ortsteil so weit wie möglich aus dem Bild verschwinden. Was unter anderem durch Tiefgaragen unter den Mehrfamilienhäusern und durch zwei Parkstadel für die zweiten Stellplätze der Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser gelingen soll. Nur ganz im Süden des Geländes, an der Simsseestraße, da werden Autos dominieren.
Denn dort ist ein großer Lebensmittelmarkt geplant. Und der braucht Parkplätze. Die über eine Stichstraße direkt von der Simsseestraße angefahren werden. Auf von Linksabbiegern. Verkehrsplaner Michael Angelsberger, der ebenfalls bei der Vorstellung des städtebaulichen Konzepts anwesend war, berichtete von einem Termin bei Straßenbauamt, bei dem besprochen wurde, wo Linksabbiegespuren zum Lebensmittelmarkt und in die Reichenberger Straße möglich sind, so dass es keine Konflikte mit der Westerndorfer Straße gibt. Ein Kreisverkehr an der Einmündung Reichenberger und Simsseestraße, so Angelsberger auf Nachfrage von Stephan Mayer (Parteifreie) sei beim Straßenbauamt auf wenig Gegenliebe gestoßen.
Wo kommt die Bushaltestelle hin?
Janna Miller (Die Grünen) fragte nach, wo denn bitte eine Bushaltestelle geplant sei, hielt angesichts der Stille bei den Planern leciht belustigt fest, dass darüber wohl noch nicht allzu intensiv nachgedacht worden sei. Dann aber kam die Antwort schnell: Die solle im Idealfall am Wendehammer der Stichstraße zu den Supermarktparkplätzen entstehen. Die Planer werden sich darum kümmern.
Die Fuß- und Radwege sind im vorliegenden Konzept nur angedeutet, sie sollen besser ausgearbeitet werden – vor allem der Fußweg zur Otfried-Preußler-Schule.
Ein wenig nacharbeiten sollen Andreas Leupold und seine Kollegen auch noch bei den Mehrfamilienhäusern. Denn da könnte über die Aufstockung des einen oder anderen Gebäudes zum einen zu viel Uniformität vermieden, zum anderen relativ problemlos Wohnraum für mehr Menschen geschaffen werden. Derzeit wird mit 500 Bewohnern des neuen Ortsteils gerechnet. Noch nicht entschieden haben sich die Gemeinderäte, ob die Mehrfamilienhäuser ganz normal oder „geschüttelt“ gebaut werden sollen. Geschüttelte Häuser? Die stehen nicht in Reih‘ und Glied, sondern in verschiedenen schrägen Winkeln zueinander, erfuhren die amüsierten Ratsmitglieder.
Den Versprecher des Abends lieferte Günther Juraschek. Der CSU-Fraktionsvorsitzende wollte reklamieren, dass ihm in dem Konzept leises Gewerbe fehle. Zum Gaudium aller Anwesenden rutschte ihm allerdings „leichtes Gewerbe“ raus. Nachdem das Gelächter abgeebbt war, beschied ihm der immer noch grinsende Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie): „Das gibt es erst ab 30 000 Einwohnern“. Leises Gewerbe, schob Leupold nach, könne er sich gut über dem Supermarkt und dem benachbarten Café vorstellen.
Über den Lebensmittelvollsortimenter an der Simsseestraße waren mehrere Ratsmitglieder nicht so ganz glücklich. Die einen stießen sich an der Größe, 1800 Quadratmeter Grundfläche erschienen ihnen zu viel. Diese Grund-, nicht Verkaufsfläche, entspricht laut Bauverwaltung ziemlich genau dem Rewe-Markt in Waldering. Petra Schnell (UF) verwies noch darauf, dass Supermärkte heute nicht mehr lieblos nach Schema F in die Landschaft gestellt, sondern zunehmend gut gestaltet werden.
Auswirkung aufs Haidholzener Zentrum
Stephan Mayer meinte, den Mitgliedern des Gemeinderates müsse klar sein, dass eine Entscheidung für den Lebensmittelvollsortimenter an der Simsseestraße eine Entscheidung gegen den kleinen Edeka mitten in Haidholzen sei. Denn da wolle der jetzige Betreiber Ende nächsten Jahres aufhören und mit dem großen Markt in der Nähe fände sich da sicher kein Nachfolger. Der Bürgermeister wandte ein, dass dort an einen Ausbau des Geschäfts nicht zu denken sei, da werde es für die Zukunft so oder so eng. Und Petra Schnell fand, es sei nicht Aufgabe des Gemeinderates, sich den Kopf des dortigen Hauseigentümers zu zerbrechen.
Sonderfläche für Hort oder Kindergarten
Neben dem Gewerbe im Süden des neuen Ortsteils gibt es im Norden eine weitere Sonderfläche, für einen Kindergarten. Ob es tatsächlich ein Kindergarten werde oder ob nicht ein Hort für Schulkinder dringender gebraucht werde, das müsse sich noch zeigen, hieß es aus der Verwaltung. Denkbar und rechtlich möglich sei beides. „Wie könnten wir eine allmorgendliche Panzerparade zum Kindergarten verhindern?“ wollte Matthias Wenig (Die Grünen) wissen. „Gar nicht, Eltern sind da sonderbar“, beschied Leupold trocken. Man könne ihnen nur den Weg per Fahrrad so leicht wie möglich machen.
Viel Freude über das Konzept
Trotz vieler Fragen und Anregungen galt für die große Mehrheit der Stephanskirchner Gemeinderäte was Mayer sagte: „Das Warten hat sich gelohnt. Ich bin begeistert von dem Entwurf.“ Sein Fraktionskollege Thomas Riedrich fasste für sich zusammen: „Ich bin zwar nicht schon seit Jahrzehnten an dem Thema dran. Aber ich bis sehr froh, dass ich jetzt dabei sein darf.“ Es gab aber auch zwei Gemeinderäte, die das nicht so sahen und gegen das städtebauliche Konzept für Haidholzen Südost stimmten.

