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Kriminelle nutzen TV-Show „Höhle der Löwen“

„Schock fürs Leben“: Ehepaar aus Stephanskirchen um 50.000 Euro betrogen

Er wirkte vertrauenswürdig: Ein Betrüger hat einem Mann aus Stephanskirchen viel Geld versprochen. Rund 66.000 Euro hätten sich auf dem Konto (rechts) angesammelt.
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Er wirkte vertrauenswürdig: Ein Betrüger hat einem Mann aus Stephanskirchen viel Geld versprochen. Rund 66.000 Euro hätten sich auf dem Konto (rechts) angesammelt.

Seit fünf Jahren kursiert im Internet ein gefälschter Artikel. Das Versprechen: Ein System aus der Fernsehsendung „Höhle der Löwen“ könne Deutsche reich machen. Es ist eine Betrugsmasche. Ein Ehepaar aus Stephanskirchen ist darauf hereingefallen.

Stephanskirchen – Klaus und Ingrid T. sitzen auf ihrem Balkon in Stephanskirchen. Auf der geblümten Tischdecke liegt ein Handy. Ein Mann mit einem Kind am Strand ist darauf zu sehen. Der Junge trägt eine Mütze und lutscht am Finger. Sein Vater umarmt ihn und lächelt. Er wirkt nett und vertrauensvoll. Ein Familienmensch.

Betrug startete im Jahr 2018

Heute weiß das Ehepaar aus Stephanskirchen: Es ist eine Täuschung. Vermutlich sind weder Foto noch Name echt. Das wahre Gesicht hinter dem freundlich erscheinenden Mann kennen sie nicht. Der Fremde hat ihnen Tausende Euro versprochen. Und sie dann um 50.000 Euro betrogen.

Die Masche ist nicht neu. Seit 2018 kursiert im Internet ein gefälschter Bild-Artikel mit dem Titel: „‚Höhle der Löwen‘ macht Deutsche Bürger reich mit Öl! Die Folge darf nicht ausgestrahlt werden – der Sender ist wütend!“ In dem Text werden dem Leser versprochen, dass er nur 250 Euro investieren muss und so mehr als 7000 Euro am Tag verdienen kann.

Klaus T. sagt von sich selbst, er sei kritisch, habe recherchiert. Anfang Juni hat er dennoch 250 Euro an Thomas K. gezahlt, der sich als Börsenhändler ausgegeben hat. „Das wirkte alles seriös“, sagt der 81-Jährige. „Ich hab ihn mehrfach ausgefragt, aber das waren alles Lügen.“

Die 250 Euro habe Thomas K. in England angelegt. Nach ein paar Tagen habe er 500 Euro verlangt. Klaus T. hat sich geweigert. Das Ehepaar aus Stephanskirchen hat zwar das Passwort für das Konto, aber keinen Zugriff auf das Geld. Und davon hat sich einiges angesammelt – angeblich. Der Kontostand zeigt am 10. Juli 2023: 65.836,65 Euro.

In einer App auf dem Handy zeigt Klaus T. den Kontostand: 65.836,65 Euro sind demnach aus den 250 Euro entstanden. Doch Zugriff auf das Konto hat der 81-Jährige nicht.

„Das ist verlockend“, sagt Ingrid T. , zu verlockend. Das Ehepaar wollte das Geld. Der vermeintliche Börsenmakler habe die Transaktionssteuer umgehen wollen und deshalb Aktien von ihnen verlangt. Er gab vor, dass die Steuer 28 Prozent beträgt. Im Vereinigten Königreich gibt es jedoch nur eine Transaktionssteuer bei Aktienkäufen von 0,5 Prozent. Eine allgemeine Transaktionssteuer gibt es nicht.

Das wusste das Ehepaar aus Stephanskirchen nicht. Sie hatten Aktien von der Deutschen Bank und der Allianz. Zwei oder drei davon hätten sie an Thomas K. übertragen. Und gehofft, dass sie die rund 66.000 Euro bekommen. Stattdessen hat der vermeintliche Betrüger Klaus T. zufolge den größten Teil der Aktien gestohlen. „Gehackt“, vermutet der 81-Jährige.

Existenzängste und Herzrasen

Dass das Geld weg ist, hat er in der Bank festgestellt. Ein Angestellter habe ihn darauf hingewiesen, dass 50.000 Euro fehlen. „Das Geld war für die Altersvorsorge gedacht“, sagt Ingrid T. Sie sprich von einem „Schock fürs Leben“. Seit dem Vorfall plagen die 79-Jährige schlaflose Nächte, Herzrasen und Enttäuschung. Sie habe das Vertrauen in Menschen verloren.

„Wir haben Existenzängste“, sagt Klaus T. Sie hätten ein Auto bestellt, einen Dacia. Diese Woche wollten sie ihn abholen. Nun haben sie das Geld nicht mehr und den Wagen abbestellt. 4500 Euro Gebühren müssten sie nun trotzdem zahlen. Auch einen Anwalt könnten sie sich nicht leisten. 5000 Euro habe ein Bad Aiblinger Jurist für ein erstes Gespräch verlangt. Eine Rechtsschutzversicherung haben sie nicht.

„Das hat so klein angefangen“, sagt Ingrid T. und schüttelt den Kopf. „Der klang immer so nett.“ Dennoch habe sie an der Seriosität von Thomas K gezweifelt. Der Börsenmakler habe sich als Österreicher ausgegeben, aber hochdeutsch gesprochen. Erst habe er eine österreichische Telefonnummer gehabt, dann eine deutsche. „Krimineller Betrüger“, schimpft die 79-Jährige.

Sie fühle sich hilflos und im Stich gelassen. Ihr Mann sei krank, habe einen Herzschrittmacher, bereits einen Schlaganfall und Blasenkrebs gehabt. „Erst die Krankheit und dann das“, sagt Ingrid T. Nun wollen sie andere vor demselben Schicksal bewahren und vor dem Betrüger warnen.

Polizei teilt Stand der Ermittlungen nicht

Und sie wollen ihr Geld zurück. Deshalb haben sie Anzeige bei der Polizeiinspektion Rosenheim erstattet. Ein Beamter habe versprochen, den Laptop und das Handy zur Datensicherung abzuholen. Bisher sei das nicht passiert. „Die Polizisten helfen uns auch nicht weiter“, sagt Ingrid T.

Nach Angaben von Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, kümmert sich die Kriminalpolizei Rosenheim um den Fall. „Zu so einem frühen Zeitpunkt kann ich nichts zum Stand der Dinge sagen“, teilt er mit. Das gefährde die Ermittlungen. Er weist jedoch darauf hin, dass Straftaten im Internet seit vielen Jahren stetig zunehmen. Cyber-Kriminalität sei ein Bereich, in dem die Polizei viel arbeite.

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